Gleich zu Beginn der Champions League geht es am Dienstag (20.45 Uhr) im St.-Jakob-Park für den FC Basel darum, einen ersten Schritt in Richtung Ziel zu machen. Dieses heisst: europäisch überwintern. Dabei sind die Spiele gegen den bulgarischen Meister Ludogorets Razgrad von grösster Bedeutung.
Davide Calla muss nicht einmal auf dem Platz stehen, um bei der Hymne der Champions League Gänsehaut zu spüren. Dafür reicht es, wenn der Flügel des FC Basel ein Spiel der Königsklasse am Fernseher verfolgt. So, wie er das in der letzten Saison immer getan hat, als der FC Basel eine Stufe tiefer in der Europa League spielte.
Selbst dabei war der 31-Jährige letztmals vor gut eineinhalb Jahren: bei der 0:4-Niederlage gegen den FC Porto, der im Achtelfinal Endstation war für den FCB unter Trainer Paulo Sousa. Es war einer von fünf Einsätzen Callas in der Champions League, die für ihn auch verbunden ist mit Ludogorets Razgrad, dem ersten Gegner in der internationalen Saison 2016/17.
… folgt auf vergangene Nächte, in denen der FC Basel zum Schreck aller Engländer wurde, es Rückschläge gab, die Rumänen aus Cluj der vielleicht mühsamste Gegner war und die Karrieren einiger Basler erst richtig begannen. » Der FCB und die Champions League
Gegen die Bulgaren sammelte Calla die meisten Minuten in diesem Wettbewerb, in dem er auch beim Sieg gegen Liverpool knapp zehn Minuten auf dem Platz stand und beim herausragenden Unentschieden an der Anfield Road zumindest auf der Bank sass. Und mit dieser Rolle wird Calla aller Voraussicht nach auch am Dienstag (20.45 Uhr) Vorlieb nehmen müssen, wenn es für den FCB gegen die Bulgaren im St.-Jakob-Park losgeht mit der siebten Champions-League-Teilnahme der Vereinsgeschichte.
Urs Fischers Sorgen in der Abwehr
Nur bereitet dem Trainer nicht die Besetzung der Flügelpositionen Sorgen, sondern die Abwehr. Eder Balanta hat sich im Spiel gegen die Grasshoppers verletzt und am Montag zwar trainiert. Ob es für einen Einsatz am Dienstag reicht, ist aber ebenso unklar wie der Einsatz Luca Zuffis im defensiven Mittelfeld.
Die Hoffnung des FC Basel ruht auch auf dem Einsatz Luca Zuffis. Zusammen mit Taulant Xhaka hat er bis anhin das defensive Mittelfeld über weiteste Strecken fehlerlos bespielt. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Balantas Ersatz wäre Daniel Hoegh. Und verbunden mit dem Dänen sind noch immer die Erinnerungen an das Ausscheiden gegen Maccabi Tel Aviv in der letzten Qualifikationsrunde vor etwas mehr als einem Jahr: Hoegh hatte damals im Hinspiel den einen Fehlpass zu viel gespielt und wurde so zu einer der tragischen Figuren.
Inzwischen hat der 25-Jährige die Szenen verarbeitet. Und auch wenn er heuer in der Super League erst zu drei Teileinsätzen gekommen ist, dürfte Hoegh ein kleines bisschen des Selbstvertrauens mitgenommen haben, das eine Mannschaft mit sieben Siegen aus sieben Spielen auszeichnet. Trotzdem darf man davon ausgehen, dass Fischer Balanta aufstellen wird, wenn es irgendwie geht.
Der Grundstein muss gegen Razgrad gelegt werden
Anders als für Hoegh oder Calla ist die Champions League sowohl für Balanta als auch für Fischer Neuland, auch wenn der Trainer die Hymne in Irsael im Play-off schon einmal im Stadion erleben durfte. Etwas Spezielles erkennt Fischer in der Königsklasse trotzdem nicht: «Vielleicht sage ich jetzt etwas dummes, aber es fühlt sich nicht anders an als vor jedem anderen Spiel auch.»
Vielleicht wird Fischers Gefühlslage vor den Spielen gegen Arsenal oder Paris Saint-Germain, gegen die grossen Namen dieser Gruppe A, nochmals anders sein. Und vielleicht ist Fischers fehlendes Kribbeln auch dem Umstand geschuldet, dass der FCB gleich im ersten Spiel den Grundstein legen muss, um auch im Frühjahr 2017 noch europäisch vertreten zu sein. Denn das ist das Ziel des Schweizer Meisters.
Mit dieser Mannschaft nimmt der FC Basel zum siebten Mal an der Champions League teil – ein Eindruck aus dem Abschlusstraining. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Dafür braucht es mindestens Platz drei, der zur Europa League berechtigt. Und zumindest auf dem Papier sieht es so aus, als würden der FCB und Razgrad diesen dritten Rang unter sich ausmachen. «Ein positiver Start wäre wichtig und gäbe uns zusätzliches Selbstvertrauen», sagt Fischer, warnt aber vor zu hohen Erwartungen gegen eine Mannschaft, die «auch mit den neuen Spielern die Spielweise nicht wesentlich verändert hat.»
30’200 Tickets abgesetzt
Fischer verlässt sich neben der Vorbereitung, die er anhand der Qualifikationspartien und zwei Ligaspielen von Ludogorets abgewickelt hat, auch auf die Eingebungen all jener, die gegen dieses Team schon gespielt haben.
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Vier Mal traf der FCB auf Razgrad, drei Mal hat er gewonnen, einmal verloren. Calla weiss noch, wie Geoffroy Serey Die bei der einen Niederlage in der Champions-League-Gruppenphase die rote Karte sah und die Basler nur noch verteidigten. Und Calla erinnert sich auch an den 4:0-Sieg, Wochen später, bei dem der «FCB gezeigt hat, dass er zuhause zu einem Exploit fähig ist».
Von aussen betrachtet wäre ein Sieg zum Auftakt am Dienstag allerdings kein Exploit, sondern vielmehr eine Notwendigkeit für ein Team, das europäisch überwintern will. Der St.-Jakob-Park wird dafür nicht ausverkauft sein, 30’200 Tickets waren am Montag abgesetzt.
Die Gänsehautatmosphäre wird trotzdem aufkommen, glaubt Davide Calla. «Auch beim Trainer», sagt er mit Blick zu seinem Chef, der lieber nichts wissen will von der speziellen Atmosphäre in der Sternenliga – zu wichtig ist die Auftaktpartie am Dienstag.