Der FC Basel sucht die Frische, der FC Zürich übt die breite Brust

Es gab Zeiten, in denen ein Heimspiel des FC Basel gegen den FC Zürich im Vorfeld mehr zu elektrisieren wusste. Trotzdem ist das Spiel am Samstag (17.45 Uhr) im St.-Jakob-Park für den FCB nicht ganz unwichtig. 

Ein Jubel, der schon fast als Drohgebärde daherkommt. Der FC Zürich muss damit rechnen, dass Valentin Stocker von Beginn weg auf ihn losgehen wird. (Bild: Reuters)

Es gab Zeiten, in denen ein Heimspiel des FC Basel gegen den FC Zürich im Vorfeld mehr zu elektrisieren wusste. Trotzdem ist das Spiel am Samstag (17.45 Uhr) im St.-Jakob-Park für den FCB nicht ganz unwichtig. Für die Basler geht es darum, die Konkurrenz in der heimischen Meisterschaft auf sicherer Distanz zu halten. Und der FCZ will beweisen, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist.

Bei all den vollbrachten Wundertaten scheint es ja fast unglaublich. Aber es spricht trotzdem Vieles dafür, dass die Spieler des FC Basel Menschen sind wie Sie und ich. Lebewesen aus Fleisch und Blut also, mit Gemütsregungen und zwischendurch körperlichen Beschwerden. Wenn das wirklich stimmt, dann bleibt für Heiko Vogel zu hoffen, dass sich seine Fussballer in einer besseren Verfassung präsentieren als ein Grossteil der Anhängerschaft, der immer noch zwischen absoluter Euphorie und schwerem Kopf pendelt.

Komplett folgenlos allerdings ist der 1:0-Sieg über den FC Bayern München nicht an den Rotblauen vorbeigezogen, das gibt der FCB-Trainer zu. Darum wird er gegen den FC Zürich «ausgeruhtes Blut» bringen, wie er das nennt. Spieler, die «physisch und psychisch» frisch sind.

Und von denen hat der FCB derzeit einige im Kader. Valentin Stocker dürfte nach seinen zwei Einsätzen als Edeljoker erstmals von Beginn weg auflaufen. Dann wäre da noch Jacques Zoua, der sich mit seiner Vorbereitung zum Siegtreffer über München einen Startplatz eigentlich verdient hätte. Hinten rechts drängt Philipp Degen wieder in die Mannschaft. Und dann ist da noch ein Cabral, der in diesem Jahr noch nicht richtig zum Zug gekommen ist.

Einzelgespräche sollen für Klarheit sorgen

Ob Vogel wirklich all diese Spieler in die Mannschaft rotieren wird, wollte er am Freitag bewusst offen lassen: «Erst möchte ich mir in Einzelgesprächen einen Eindruck verschaffen, wie sich die Spieler fühlen.» Sprich, je mehr Profis sich nach dem Husarenritt gegen die Bayern ausgelaugt fühlen, desto besser sehen die Aussichten für jene aus, die sich derzeit in der zweiten Reihe gedulden müssen.

Ansonsten sieht Vogel keinen Anlass, an seinem Trainingsaufbau etwas zu verändern. Epischer 1:0-Sieg in der Champions League hin, fast schon unterwürfiger Beifall aus der gesamten Schweiz her. Seine Spieler dürften die Euphorie durchaus ausleben, befindet Vogel: «Emotionen sind Teil unseres Sports.» Ansonsten geht es für ihn darum, den Spieler Regenaration zu ermöglichen und sich selbst auf den FCZ vorzubereiten.

Denn richtig! Vor noch nicht all zu langer Zeit wäre das Derby gegen die Zürcher das grosse Thema gewesen. Heute verblasst die Affiche ein wenig hinter dem Hossa-wir-haben-die-Bayern-geschlagen-Jubel. Kommt noch dazu, dass die Zürcher in einer Art Winterschlussverkauf alles abgestossen haben, was sich nicht vehement genug gewehrt hat.

Die perfekte Definition für das Wort Niemandsland

14 Punkte hinter dem Leader aus Basel liegt der FCZ und 30 vor dem Barrage-Platz. Die Position des einst grossen Herausforderers des FCB liefert derzeit eine perfekte Definition für das Wort Niemandsland. Und zu allem Ungemach müssen sich die Zürcher jetzt auch noch vorhalten lassen, wie chancenlos sie im August in der Qualifikation zur Champions League sie gegen die Bayern geblieben waren. Und wie selbstbewusst sich nun der FCB im Gegenzug dazu geschlagen hat.

Das schmerzt. Und es bringt FCZ-Trainer Urs Fischer dazu, sich und seine (verbliebenen) Spieler zu verteidigen. Als er am Donnerstag auf diesen Punkt angesprochen wurde, stellte er fest: Dem FCB hätte es leicht gleich wie dem FCZ ergehen können, hätte er wie die Zürcher früh ein Gegentor erhalten.

Für das Spiel in Basel jedenfalls versucht Fischer eine breite Brust zu markieren. Darum erinnert er daran, dass Zürich seit 2006 immerhin dreimal Meister gewesen sei. Was auf die Gegenwart allerdings eher weniger Einfluss hat. Dann forderte Fischer die Journalisten dazu auf, ihm zu sagen, wann der FCZ denn das letzte Mal nach Basel gefahren sei, um sich zu verstecken. Und das immerhin sagt doch einiges darüber aus, wie der Zürcher Trainer seine Mannschaft im Joggeli spielen sehen will.

Für Vogel bleibt der FCZ der FCZ

Heiko Vogel jedenfalls ist von der Gefährlichkeit der Zürcher weiter überzeugt: «Der FCZ bleibt der FCZ.» Auch wenn er ebenfalls feststellt, dass Zürcher Mannschaft ein «neues Gesicht» erhalten habe und deswegen «noch nicht eingespielt sein kann. Aber die Spieler sind sicher jung und hungrig.»

Diese Einschätzung teilt Vogel mit Beobachtern in Zürich. Dort werden die Wintertransfers vor allem als Chance gesehen, ein neues Team entstehen zu lassen. Eine junge Mannschaft um talentierte Spieler wie den Zentrumsspieler Oliver Buff (19) oder Stürmer Josip Drnic (19). Im neuen Jahr ist das Team in drei Spielen immerhin ungeschlagen geblieben, bei einem 2:0 gegen die Grasshoppers und zwei 1:1 gegen Luzern und Thun.

Voraussichtliche FCB-Aufstellung:
Sommer; Degen, Abraham, Dragovic, Park; Zoua, Cabral, Xhaka, Stocker; Frei, Streller.
Basel ohne Shaqiri (gesperrt), Chipperfield (verletzt), Yapi und Voser (beide im Aufbau).

Nächster Artikel