Der FC Basel und seine «unglaublichen», aber leibhaftigen Zahlen

Die Rekordwerte von 2014 hat die FC Basel 1893 AG zwar nicht ganz erreicht, aber obwohl ihm die Gruppenphase der Champions League versagt blieb, kommt der Schweizer Meister im Jahr 2015 erneut auf 92 Millionen Franken Umsatz und erwirtschaftet dabei 12 Millionen Franken Gewinn. Das Eigenkapital steigt weiter, der Club macht Rückstellungen, und für schwere Zeiten hat er inklusive der Holding ein Polster von rund 40 Millionen Franken.

FC Basel 1893 AG, Zahlen, Finanzen, Bilanz-Pressekonferenz 29.2.2016, Finanzvorstand Stephan Werthmüller

(Bild: Christoph Kieslich)

Die Rekordwerte von 2014 hat die FC Basel 1893 AG zwar nicht ganz erreicht, aber obwohl ihm die Gruppenphase der Champions League versagt blieb, kommt der Schweizer Meister im Jahr 2015 erneut auf 92 Millionen Franken Umsatz und erwirtschaftet dabei 12 Millionen Franken Gewinn. Das Eigenkapital steigt weiter, der Club macht Rückstellungen, und für schwere Zeiten hat er inklusive der Holding ein Polster von rund 40 Millionen Franken.

Man ist das mittlerweile gewohnt vom FC Basel: Zu Jahresbeginn präsentiert er seine wirtschaftlichen Bilanzzahlen, und diese lassen den Beobachter bei aller anhaltenden sportlichen Dominanz des FCB immer wieder aufs Neue staunen. So hat der Club auch 2015, obwohl er das gelobte Land der Champions League nicht erreichte, wieder 92 Millionen Umsatz erzielt und dabei einen Gewinn erwirtschaftet.

Diesen Gewinn rechnet FCB-Finanzchef Stephan Werthmüller mit dem Segen der Finanzbehörden und dank Sonderabschreibungen auf die Transferwerte der FCB-Profis zwar steuermindernd auf Null herunter, reguläre Steuern fallen aber beim Branchenführer des Schweizer Fussballs nichtsdestotrotz an. Das umsichtige Finanzgebahren führt unter dem Strich dazu, dass der FC Basel zu den eher wenigen Clubs in Europa zählt, die auf Reserven und einem dicken Eigenkapitalpolster sitzen. Von der Konkurrenz in der Schweiz ganz zu schweigen.

In einem Vergleich der Zahlen aus den zurückliegenden sechs Jahren, also der Zeit, in der Bernhard Heusler erst die operative Leitung des Clubs übernahm und später die Präsidentschaft von Gigi Oeri, hat die FC Basel 1893 AG sechs Mal hintereinander Gewinn gemacht. Kumuliert sind das rund 60 Millionen Franken Gewinn. Nicht ganz ohne Stolz durfte Werthmüller an der Bilanz-Medienkonferenz feststellen: «Das ist eine unglaubliche Zahl.»

Werthmüller weiss, wovon er redet, denn er war Mitte der 90er-Jahre schon einmal Vereinskassier des FC Basel, in Zeiten, als der FC Basel nicht einmal Umsatz erwirtschaftete in der Höhe, wie er heute Gewinn macht.

Positive Transferbilanz und gesenkte Lohnkosten

Dass die Kurve nach dem Rekordjahr 2014 und dem Durchbruch der 100-Millionen-Umsatz-Schallmauer einen Knick erhalten würde, war abzusehen. Viel gefehlt hat aber trotzdem nicht. Zwar fehlen fast 30 Millionen Einnahmen durch die verpasste Champions-League-Gruppenphase, anderseits hat der FCB auch mit dem Achtelfinal gegen Porto sowie der inzwischen etwas besser dotierten Europa League 20 Millionen generiert.

Ausserdem ist nach dem Ausnahmejahr 2014 – an dessen Anfang der 20-Millionen-Transfer von Mohamed Salah zu Chelsea stand und unter dem Strich Einnahmen aus Spielerverkäufen in Höhe von 36 Millionen – wieder ein erkleckliches Plus in der Transferbilanz herausgekommen: 28 Millionen Franken Einnahmen (Derlis Gonzalez, Fabian Frei, Fabian Schär, Giovanni Sio, Marcelo Diaz) stehen Re-Investitionen in Höhe von elf Millionen Franken entgegen.

Ein vor Jahresfrist verkündetes Ziel hat der FCB erreicht und die Personalkosten im Profikader senken können. Zum einen sparte sich der Club die Auszahlung der traditionell üppigen Champions-League-Prämien, andererseits, so Werthmüller, wurde auch die Summe der Fixlöhne etwas nach unten geschraubt. Insgesamt weist die FC Basel AG wie 2014 einen Aufwand aus ordentlichem Betrieb von 64 Millionen Franken aus.

Beträge in Millionen Franken
Erfolgsrechnungen der FC Basel 1893 AG von 2010 bis 2015
 

2015

2014

2013

2012

2011

2010

Ertrag ordentlicher Betrieb   44   42   39   34   32   31
Zusatzertrag Champions/Europa League   20   27   37   17   24   25
Zusatzertrag Transfers   28   36   12   27   10     1
Total Ertrag   92 105   88   78   66   57
Aufwand ordentlicher Betrieb  -64  -64  -52  -48  -42  -40
Zusatzaufwand Champions/Europa League    -5    -9  -10    -5  -10    -8
Zusatzaufwand Transfers  -11  -17  -14   -9    -8    -9
Total Aufwand  -80  -90  -76  -62  -60  -57
Gewinn vor ausserordentlichen Aufwendungen   12   15   12   16     6     0
Ausserordentliche Aufwendungen  -12  -15  -11  -16     0     0
Jahresgewinn     0     0     1     0     6     0
Ausgewiesenes Eigenkapital   10   10   10     9     9     3

Diesem Aufwand von 64 Millionen steht ein Ertrag von 44 Millionen aus ordentlichem Betrieb gegenüber. Das ergibt eine Differenz von 20 Millionen, die das strukturelle Defizit darstellen. Allerdings hat der Verwaltungsrat inzwischen entschieden, dass das Erreichen der Europa-League-Gruppenphase als Normalfall angenommen werden darf: Damit liegt die Höhe des strukturellen Defizits neu zwischen 12 und 15 Millionen Franken. 

Zudem kann Werthmüller eine Eigenkapitalsituation präsentieren, die es in dieser Grössenordnung noch nie gegeben hat. Über 101,3 Millionen Vermögen verfügte die AG Ende 2015, ein Betrag, in dem 10 Millionen Franken Eigenkapital und Rückstellungen in Höhe von 9,4 Millionen Franken stecken.

Dazu kommen die stillen Reserven an – steuerlich auf Null abgeschriebenen – Transferrechten auf die Spieler in Höhe von vorsichtig angenommenen 81,9 Millionen Franken. Inklusive der Werte von Spielern wie Mohamed Elneny, Shkelzen Gashi oder Yoichiro Kakitani, die den Verein durchs Januar-Transferfenster verlassen haben.

Der nächste Rekord steht vor der Tür

Damit ist der FCB für weniger glänzende Jahre gewappnet und kann gewisse Risiken eingehen. Zumal in der übergeordneten FC Basel Holding AG weitere rund 20 Millionen Franken geparkt sind. Doch magere Jahre kündigen sich nicht an. Im Gegenteil: Der siebte nationale Titel in Serie ist das wahrscheinlichste aller Szenarien in der Super-League-Saison 2015/16, und damit verbunden ist die direkte Qualifikation für die Champions League.

«Wir haben Reserven, und das stimmt mich positiv für die Zukunft», sagt Stephan Werthmüller, der ein Finanzchef ohne Sorgen ist. Und das nächste Rekordjahr läuft bereits für den FCB – mit den zu erwartenden Einnahmen aus der Königsklasse und dem sich abzeichnenden Transfer Breel Embolos an den Meistbietenden.

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