Der FC Basel wird reich belohnt für eine dürftige Leistung

Aus einer über weite Strecken ereignisarmen Partie nimmt der FC Basel drei Punkte mit aus dem Berner Oberland. Nicolas Schindelholz lenkt vor 5707 Zuschauern in der Stockhornarena eine Hereingabe Mohamed Elyounoussis ins eigene Tor, der eingewechselte Seydou Doumbia erzielt in der Nachspielzeit das 2:0 für den reich belohnten FCB.

Überschwänglicher Jubel sieht anders aus – für diesen gab es nach einer eher dürftigen Leistung beim FC Basel im Berner Oberland auch kaum Anlass. Assistgeber Renato Steffen (links) gratuliert Seydou Doumbia zum 2:0.

(Bild: Freshfocus/TagesWoche)

Aus einer über weite Strecken ereignisarmen Partie nimmt der FC Basel drei Punkte mit aus dem Berner Oberland. Nicolas Schindelholz lenkt vor 5707 Zuschauern in der Stockhornarena eine Hereingabe Mohamed Elyounoussis ins eigene Tor, der eingewechselte Seydou Doumbia erzielt in der Nachspielzeit das 2:0 für den reich belohnten FCB.

Es gab Momente, da lenkten die vielen Nebenschauplätze vom Geschehen auf dem Rasen ab. Die Sonne, die die Gipfel rund um die Stockhornarena mit ihren letzten Strahlen des Tages küsste. Der Mond, der später über der Gegentribüne die Umrisse der Berge erahnen liess. Oder die Spendenaufrufe, die der FC Thun in regelmässigen Abständen über die Grossleinwand laufen liess. In der Hoffnung auf den einen oder anderen dringend benötigten Franken.

Dass diese Nebenschauplätze die Zuschauer und die Pressetribüne beschäftigten, lag an der Partie zwischen dem Gastgeber und dem Meister. Denn weder der FC Thun noch der FC Basel rissen ihre jeweiligen Anhänger mit fussballerischer Qualität von den Sitzen. Und Urs Fischer, Trainer der Gastmannschaft, musste nach 93 Minuten vor 5707 Zuschauern sogar zugeben: «Das können wir ganz sicher besser.»

Der Coach des 19-fachen Titelhalters und Tabellenführers hatte dabei im Hinterkopf, wie seine Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit kaum einen Ball zur Mitte brachte, wie der FC Thun zu einer Handvoll Chancen kam, und wie seine Mannschaft bis zur 50. Minute warten musste, bis sie ihrerseits gefährlich vor dem gegnerischen Tor auftauchte: Dann endlich kam einmal ein Diagonalball, gespielt von Luca Zuffi, beim Adressaten an.



Basels Matias Delgado, links, im Spiel gegen Thuns Dennis Hediger, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Thun und dem FC Basel, am Samstag, 11. Februar 2017, in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Matias Delgado (links), Mann des ersten Basler Abschlusses, im Duell mit Dennis Hediger. (Bild: Keystone/ANTHONY ANEX)

Und auch wenn Matias Delgado mit dem schwächeren linken Fuss an Guillaume Faivre scheiterte: Immerhin kam der Basler Abschluss nach einer Kombination zustande, die gegen diesen FC Thun schwierig zu spielen waren: «Der Gegner steht kompakt und versteht es, die Räume eng zu machen und uns dadurch im Zentrum die Stärken zu nehmen», sagt Delgado zur Stärke der Berner Oberländer.

Das Thuner Eigentor und Unvermögen

Eine Basler Führung schien zum Zeitpunkt von Delgados Abschluss trotzdem in weiter Ferne. Es brauchte dafür schon Schindelholz‘ Eigentor in der 79. Minute.

Michael Lang flankte von seiner rechten Seite mit links auf Mohamed Elyounoussi. Der Hattricktorschütze vom 4:0-Sieg gegen Lugano zum Rückrundenstart schoss, überwand mit seinem Versuch den Torhüter und traf in der Mitte den glücklosen Schindelholz, der am Vorabend seines Geburtstags die Partie in die Basler Richtung lenkte.

«Das habe ich mir natürlich anders vorgestellt», sagt der frühere FCB-Spieler, «wir haben vieles richtig gemacht, die Ordnung hat gestimmt, wir waren aggressiv in den Zweikämpfen und hatten unsere Chancen. Aber am Ende war der FCB effizienter, das macht ihn aus. Für uns ist das sehr bitter. Ein Unentschieden wäre jedenfalls verdient gewesen.»



11.02.2017; Thun; Fussball Super League - FC Thun - FC Basel; Mohamed Elyounoussi (M, Basel) passt zur Mitte und Nicolas Schindelholz (Thun) lenkt den Ball ins eigene Tor (Urs Lindt/freshfocus)

Mohamed Elyounoussis Schuss vor Nicolas Schirinzis Eigentor. (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Dem Spielverlauf entsprach Schindelholz Eigentor nicht. Denn in den Minuten zuvor hatte Thun zum wiederholten Mal Möglichkeiten, in Führung zu gehen – und auch im vierten der letzten fünf Spiele gegen den FC Basel zu punkten. Mickaël Facchinetti schoss in der 75. Minute einen Freistoss aus gut 17 Metern knapp über das Tor.

Wenig später scheiterte Simone Rapp nach einem Fehler von Marek Suchy alleine vor dem Tor am oft unsicheren, in dieser Szene allerdings stark reagierenden Tomas Vaclik. Und kurz nach dem Basler Treffer schoss Christian Fassnacht am leeren Tor vorbei.

«Das war auch ein bisschen Unvermögen», sagt der Ende Saison scheidende Thuner Trainer Jeff Saibene, «was zählt sind Tore. Und die machen wir momentan nicht. Wenn man zweimal, dreimal vor dem Tor steht und den Ball nicht reinmacht, dann muss man sich nicht wundern, wenn man das Spiel verliert.»

Doumbias zehnter Saisontreffer entscheidet die Partie

Schliesslich entschied Seydou Doumbia in der Nachspielzeit die Partie. Alexander Fransson lancierte Renato Steffen, der alleine auf Faivre loszog und im richtigen Moment für Doumbias zehnten Saisontreffer quer legte.



Die Spieler des FC Basel jubeln nach dem Tor zum 0-2, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Thun und dem FC Basel, am Samstag, 11. Februar 2017, in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Jubelszenen nach dem 2:0, das den Basler Sieg in der Nachspielzeit sichert. (Bild: Keystone/ANTHONY ANEX)

Der 29-Jährige war für Andraz Sporar eingewechselt worden, für den Slowenen, der erneut den Vorzug vor Marc Janko und dem Ivorer bekommen hatte. Überhaupt hatte Fischer seine Mannschaft nur geringfügig verändert im Vergleich zum Rückrundenauftakt gegen Lugano.

Zum zweiten Mal in Folge durfte Raoul Petretta auf der linken Abwehrseite verteidigen. Lediglich Taulant Xhaka ersetzte den Schweden Fransson im defensiven Mittelfeld. Und zu seinem Comeback nach langer Verletzungspause kam Manuel Akanji, der an der Seite des wenig überzeugenden Suchy den kolumbianischen Stammverteidiger Eder Balanta ersetzte, der gelbgesperrt aussetzen musste.

15 Punkte Vorsprung – zumindest über Nacht

Akanjis Rückkehr, von Ruhe und nur wenigen Unsicherheiten geprägt, war etwas vom erfreulichsten aus Sicht der Basler, die für eine dürftige Leistung mit drei Punkten reich belohnt nach Hause fuhren. «Über 90 Minuten gesehen war das sicher nicht unser bester Auftritt», sagt Fischer, «aber am Ende zählt das Resultat. Und damit können wir zufrieden sein.»

Mit diesem Resultat trennen den Meister 15 Punkte vom ersten Verfolger YB. Zumindest über Nacht. Am Sonntag spielen die Berner auswärts beim FC Luzern, der in einer spektakulären Partie gegen den Aufsteiger FC Lausanne-Sport vor Wochenfrist ein 4:4 erreicht hatte und auf Platz drei liegt.

Luca Zuffi und Rückkehrer Manuel Akanji zum 2:0-Sieg in der 20. Runde:

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