Der FC Basel zeigt den Young Boys noch einmal den Meister

21’721 Zuschauer im Stade de Suisse staunen nicht schlecht: Matias Delgado und Doppeltorschütze Jean-Paul Boëtius legen bis zur Pause für den verletzungsbedingt ausgedünnten Meister drei Tore vor. Für die Young Boys, den Zweiten der Super League, treffen in der Schlussphase noch Raphaël Nuzzolo sowie Guillaume Hoarau. Nach dieser kleinen Demonstration ist der FCB auch wieder das beste Rückrundenteam.

21’721 Zuschauer im Stade de Suisse staunen nicht schlecht: Matias Delgado und Doppeltorschütze Jean-Paul Boëtius legen bis zur Pause für den verletzungsbedingt ausgedünnten Meister drei Tore vor. Für die Young Boys, den Zweiten der Super League, treffen in der Schlussphase noch Raphaël Nuzzolo sowie Guillaume Hoarau. Nach dieser kleinen Demonstration ist der FCB auch wieder das beste Rückrundenteam.

Am Ende des Tages wurden Freundlichkeiten ausgetauscht, und es war vor allem an den Bernern, den Baslern ihre Glückwünsche zu entrichten. Erstens für die Meisterschaft, die gefühlt an Weihnachten und tatsächlich am letzten April-Tag, fünf Runden vor Saisonschluss entschieden war. Und ausserdem lässt YB-Trainer Adi Hütter keinen Zweifel daran, dass auch der 3:2 (3:0)-Sieg des alten und neuen Meisters verdient war.

Auch wenn die Vorzeichen dieser Partie – von den Spielplanmachern einst als als Kulminationspunkt der Saison gedacht – prädestiniert waren für ein Berner Ausrufezeichen hinter ihre zuletzt wieder enttäuschten, aber auch künftigen Ambitionen: Als Warnsignal hatte Hütter dieses Aufeinandertreffen nicht betrachet. «Wenn man die Tabelle anschaut, sollten wir uns in Bescheidenheit üben», war sein fast schon unterwürfiges Eingeständnis.

Basels Trainer Urs Fischer, rechts, und Berns Trainer Adi Huetter, links, begruessen sich vor dem Super League Spiel zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Basel, am Sonntag, 22. Mai 2016 im Stade de Suisse Wankdorf in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

sieht wie eine herzliche Gratulation aus, war es wohl auch: YB-Trainer Adi Hütter (links) und FCB-Meistertrainer Urs Fischer im Stade de Suisse. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Der Berner Motivation, wenigstens als beste Rückrundenmannschaft aus diesem Frühjahr hervorzugehen, setzte der verletzungsbedingt ausgedünnte FCB einen erstaunlichen Auftritt entgegen. Insbesondere was die Effizienz im Abschluss anbelangt und das leidenschaftliche Verteidigen des eigenen Tores. Das war angesichts der Leistung vom Vorwochenende in Luzern (0:4) und der Formkurve der letzten sechs Spiele (3-2-1) nicht zu erwarten gewesen.

Dazu verletzte sich Renato Steffen schon bei seiner ersten Aktion. Bei einem schnellen Gegenstoss, von den YB-Fans mit beherzten Pfiffen begleitet, stürzte Steffen und wurde wenig später mit Schmerzen im rechten Oberschenkel ausgewechselt. Was das für den für die EM aufgebotenen Nationalspieler bedeutet, konnte er, betrübt dreinschauend, selbst nicht genau einschätzen: «Ich habe noch nie eine solche Verletzung gehabt.»

Janko bereits bei Österreichs Nationalteam

Damit reiht sich Steffen in eine lange Verletztenliste des FCB ein, der auf den Felgen dem Saisonende und dem letzten Spiel am Mittwoch gegen die Grasshoppers sowie der Meisterpokal-Übergabe entgegen kriecht.

Die Rückrundentabelle 2015/16 vor dem letzten Spieltag.

Urs Fischer machte dazu am Sonntag im Stade de Suisse die bemerkenswerte Aussage, dass Spieler wie etwa Marc Janko oder Michael Lang auf dem Platz stünden, wenn es gegen GC noch um die Wurst gehen würde. So aber, sagt der FCB-Trainer, wolle man Vernunft walten lassen und kein Risiko eingehen, auch im Hinblick auf die womöglich einmalige Chance für die Spieler, an einer EM-Endrunde teilnehmen zu können: «Dem wollen wir nicht im Weg stehen.»

So rückte Janko am Sonntag im Vorbereitungscamp der Österreicher in Laax ein, kehrt am Mittwoch aber noch einmal nach Basel zurück, um mit der Mannschaft zu feiern.

Grösstmögliche Basler Effizienz

Wie auch immer: Fischer bekam in Bern eine Mannschaft auf den Platz, die dem FCB in dieser Saison in gebührendem Abstand auf den Fersen war. 14 Punkte Vorsprung waren es vor der 35. Runde, drei Zähler mehr danach.

Basis dieses Erfolg – des dritten hintereinander über YB in dieser Saison bei einer Niederlage aus dem ersten Aufeinandertreffen – war ein engmaschiger Verbund im Verteidigungsmodus, eine hohe Laufbereitschaft und grösstmögliche Effizienz im Abschluss. «YB hatte seine Chancen, uns schmeichelt die Halbzeitführung, aber wenn man auf dem Zahnfleisch daherkommt und 3:2 in Bern gewinnt, verdient die Mannschaft ein dickes Kompliment», so Fischer, der sich über die Reaktion nach dem «doch nicht so guten Spiel in Luzern» freuen durfte.

Abstauber und brillante Ballstafetten

Beim Führungstreffer in der zwölften Minute staubte Matias Delgado mit einer Akrobatikeinlage eine unfreiwillige Kopfballvorlage von Jan Lecjaks ab. Das zweite Tor war brillant herausgespielt mit einer zügigen Ballstafette vom eigenen Strafraum aus, mit Delgados Vorlage und mit dem Schuss des für Steffen gekommenen Davide Callà. Yvon Mvogo im YB-Tor konnte den Ball nicht festhalten, und Jean-Paul Boëtius war zur Stelle. Das zweite Abstaubertor des FCB.



22.05.2016; Bern; Fussball Super League - BSC Young Boys - FC Basel: Jean-Paul Boetius (Basel) rechts trifft das Tor zum 0:3 gegen Torhueter Yvon Mvogo (YB) (Christian Pfander/freshfocus)

Der zweite Streich des Jean-Paul Boëtius (Zweiter von rechts). An Vilotic und YB-Goalie Mvogo vorbei trifft der Niederländer im FCB-Dress zum 0:3. (Bild: Christian Pfander/Freshfocus)

Und während YB zwar immer wieder in die gefährliche Zone kam, dort aber jegliche Anstrengungen verpufften oder vom starken Tomas Vaclik zunichte gemacht wurden, versetzte der FCB Bern in Staunen: Alexander Fransson auf Callà, der zur Grundlinie, flache Hereingabe, Boëtius hält im Zentrum den rechten Innenrist hin – 0:3. So einfach ging das.

Die beiden Gegentore – spielten keine Rolle mehr

Der FCB kontrollierte trotz mehrheitlichem Ballbesitz der Berner die Partie auch nach dem Seitenwechsel. Die Partie plätscherte dahin, man konnte sich den Ereignissen in Sion widmen, wo der FC Zürich schlussendlich 2:2 spielte. In der 70. Minute setzte in Bern kurzzeitig Regen ein, und als die Sonne zurück war, machte Raphaël Nuzzolo in seinem letzten Einsatz für YB (er wechselt zu Xamax zurück) noch ein kleines Geschenk und verkürzte mit Abstauber Nummer 3 dieser Partie (80. Minute).

Der 17. Saisontreffer von Goalgetter Guillaume Hoarau in der 91. Minute kam zu spät, um am Verdikt noch etwas zu ändern. «Schade, haben wir noch zwei Gegentore erhalten», meinte Davide Callà, «aber es spielt auch keine Rolle mehr.»

Punkte- und Torerekord: Was es am Mittwoch noch zu gewinnen gibt

Am Mittwoch wird also wieder einmal gefeiert in Basel. Der neue Meisterpokal wird am Rheinknie abgegeben, und ein kleines bisschen was gibt es noch zu verteidigen und zu gewinnen für den FC Basel: Er hat YB als beste Rückrundenmannschaft wieder abgelöst (FCB: 40 Punkte, YB: 38), er hat nun insgesamt 83 Punkte und kann also mit einem Sieg gegen GC den Rekord aus der Saison 2003/04 (85 Punkte) knacken. Und wenn er dabei mehr als zwei Tore erzielt, ist auch die Marke von 90 Saisontreffern aus der Thorsten-Fink-Meistersaison 2009/10 übertroffen.

» Die Basler Rekordjagd

 

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Vor dem Spiel:

» Unheimlich dünn – so beshreibt FCB-Trainer Urs Fischer den Zustand seiner ersatzgeschwächten Mannschaft, die in Bern zur vorletzten Partie antritt, beim ersten Verfolger in einer in der Meisterschaftsfrage längst entschiedenen Saison. » Zum Beitrag mit allen Fakten rund um den FCB

» Lustvoll beschäftigt sich die «Berner Zeitung» mal wieder mit dem Scheitern der Young Boys, nach 1987 mal wieder einen Titel zu holen – sieht aber auch Lichtstreifen am Horizont: » «Eine schlimme YB-Bilanz» und dazu » Die Zeitschiene

» Granit Xhakas bevorstehender Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum Arsenal FC – Wie der FC Basel an diesem Rekordtransfer kräftig mitkassiert

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