Die Champions League steigt in den auf acht Spieltage verteilten Achtelfinal-Marathon ein. Vor dem Hinspiel in Leverkusen schlägt Paris Saint-Germain und seinem katarischen Eigner Nasser al-Khalaifi die von Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge erneuerte Fundamentalkritik am Pariser Finanzierungskonstrukt entgegen.
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Es ist ein spektakuläres Fussballensemble, das in Leverkusen seinen Dienst für den neureichen Clubs Paris St. Germain verrichten wird. Zlatan Ibrahimovic ist für sich genommen schon eine Show, und die schwedische Stürmerlegende wird von einer imposanten Sammlung brasilianischer, holländischer, französischer und italienischer Nationalspieler flankiert.
Nur der teuerste Mann musste in Paris bleiben: Edinson Cavani, im vorigen Sommer für 64 Millionen Euro von Napoli in die französische Hauptstadt gewechselt, fehlt aufgrund einer Oberschenkelverletzung. Ein Problem ist das nicht, dann spielt eben der argentinische Auswahlstürmer Ezequiel Lavezzi.
PSG hat zwar in den vergangenen Jahren international wenig Aufsehen erregt, gehöre aber, sagt Rudi Völler, zu den «fünf besten Mannschaften Europas». Mittelfristig sei der Club sogar in der Lage «Bayern München zu entthronen», glaubt der Sportchef von Bayer Leverkusen. Damit malt er ein Szenario, das den Herren aus München nicht gefallen kann.
Im Mai 2011 erwarb die «Qatar Sports Investment» (QSI) 70 Prozent der Aktienanteile an dem damals hoch verschuldeten Verein. Seither flossen rund 350 Millionen Euro aus der Wüste an die Seine, und geht es nach den Scheichs, wird der Geldfluss nicht so schnell versiegen.
Der Streit um den «marktgerechten Preis»
Damit zumindest der Anschein gewahrt wird, der Club halte sich an die Financial-Fairplay-Regularien der Uefa, die ab Juli endgültig wirksam werden, wurde 2012 ein Sponsorenvertrag mit der QTA abgeschlossen, Katars Tourismusbehörde. PSG fliessen auf diesem Weg bis 2016 etwa 200 Millionen Euro pro Jahr zu. Das hält Karl-Heinz Rummenigge für einen Regelverstoss.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge sieht mit Unbehagen, was in Paris vonstatten geht.
«Es gibt das Statut, dass nur so genannte marktgerechte Preise akzeptiert werden», so der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern Anfang des Monats auf dem Sportbusinesskongress SpoBis. Er kenne die Preise, die Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona erzielen, «und die sind weit, weit weg von 200 Millionen.»
Paris St. Germain könnte daher zu einem Präzedenzfall der Financial-Fairplay-Ära werden, in der es eigentlich nicht mehr möglich sein soll, dass ein Club sehr viel mehr Geld ausgibt, als er über klassische Wege wie Sponsoring, TV-Einnahmen, Transfers und so weiter erwirtschaftet.
PSG-Präsident verteidigt sich und das Modell
Doch es gibt Gegenargumente. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi findet die Summe angemessen: «Der Verein ist eine wichtige Marke geworden in der arabischen Welt.» In einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» erläutert er: «Fast jeder junge Araber kennt PSG. Die Katarer lieben Paris, sie betrachten den Verein als den ihren. Das Projekt läuft noch keine drei Jahre, und ich kann bereits spüren, dass wir alles, was wir investieren, vielfach zurückbekommen. Geld ist daher relativ.»
Rummenigge sieht das anders. «Ich glaube, dass Michel Platini schon am 1. Juli hier ernst machen wird, und die Clubs, die nicht willens sind, möglicherweise einen Preis zahlen, der ihnen nicht gefallen wird», meint er. Aber ausgerechnet Platini steht unter dem Verdacht, in diesem Fall nicht ganz frei von eigenen Interessen zu agieren.
Der Franzose hat 2010 für eine WM in Katar gestimmt, 2011 wurde sein Sohn Laurent dann ins Topmanagement der QSI berufen, die im Jahr darauf PSG übernahm und Al-Khelaifi zum Präsidenten des Clubs machte. Sogar der damalige Staatschef Nicolas Sarkozy, ein bekennender Fan des Pariser Traditionsvereins, soll in dieses Geschäft verwickelt gewesen sein.
Scheich Khelaifi und seine Drohkulisse
Jedenfalls gibt es seither eine neue Kraft im französischen Fussball. Mittlerweile hat das katarische TV-Imperium für mehrere hundert Millionen Euro die nationalen Übertragungsrechte an der League 1 erworben. Generaldirektor des Medienkonzerns ist: Al Khelaifi.
Was mit diesem Mann alles möglich ist, zeigt eine Episode aus dem vorigen Sommer: Da warb der FC Barcelona um die Dienste des Pariser Captains Thiago Silva, woraufhin Al-Khelaifi eine bemerkenswerte Drohkulisse errichtete: Sollte Barcelona den brasilianischen Nationalspieler aus dem Vertrag mit Paris herauskaufen, dann würde er sich revanchieren, indem er die festgeschriebenen 250 Millionen Euro Ablöse für Lionel Messi bezahlt.
Barça hat dann lieber anderswo nach einem neuen Innenverteidiger gesucht.