Eine vernünftige Leistung muss dem FC Basel am Dienstag reichen, um gegen Ludogorets Razgrad im Rückspiel der Playoffs die Champions League zu erreichen (20.45 Uhr). Nach dem 4:2-Sieg in Sofia hält sich das Interesse der Basler Bevölkerung in Grenzen.
Ein wenig überrascht war er, das gibt Yann Sommer zu. Da lief doch bereits im Hinspiel der Playoff-Runde in Sofia die offizielle Hymne der Champions League. «Diese Musik zu hören, das war unglaublich», gibt sich der Goalie des FC Basel am Tag vor dem Rückspiel gegen Ludogorets Razgrad fast schon schwärmerisch, «das hat vielen Spielern Eindruck gemacht.»
Marco Streller konnte das Abschlusstraining am Montag bestreiten. Er wird gegen Razgrad allerdings vorerst bloss auf der Bank Platz nehmen.
Champions League, Playoff-Rückspiel
FC Basel–Ludogorets Razgrad (20.45 Uhr, SRF 2)
St.-Jakob-Park. – 11’600 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. – SR Collum (Schott).
Mögliche Aufstellungen:
FCB: Sommer; Voser, Schär, Ajeti, Safari; Elneny, Frei; Salah, Diaz, Stocker; Sio.
Razgrad: V. Stoyanov; Choco, Barthe, Moti, Minev; Zlatinski, Dyakov; Misidjan, Marcelinho, I. Stoyanov; Michel Platini.
Bemerkungen: FCB ohne Serey Die (verletzt), Ivanov und Pak (beide nicht qualifiziert). Razgrad ohne Caiçara (gesperrt).
Eindruck im positiven Sinn, beeilt sich Sommer anzufügen: «Wenn du diesen Ball mit den Sternen spielst – das ist schon etwas ganz Spezielles.» Und gerade deswegen ist der Keeper überzeugt, dass sich die Basler die Butter nach dem 4:2-Auswärtssieg beim bulgarischen Meister nicht mehr vom Brot werden nehmen lassen: «Die meisten Fussballer dieser Welt schauen sich die Champions League am TV an. Aber wir haben die Chance, wirklich mitzuspielen.»
Es ist eine Ausgangslage, die allerdings die Spieler des FCB weitaus mehr zu elektrisieren scheint als die Basler Bevölkerung. Bloss 11’600 Karten waren bis am Montag Abend verkauft.
Die Basler gehen offenbar davon aus, dass die Matte nach dem Hinspiel gemäht ist, dass sich der FCB auch ohne grosse Unterstützung im Stadion für die Gruppenphase der Königsklasse wird qualifizieren können.
«Die wollen uns noch einmal richtig ärgern»
Eine Aussage, die Sommer im Grundsatz unterschreiben würde: «Wenn wir so auftreten, wie wir das normalerweise tun, dann kommen wir weiter.» Zumal die Bulgaren 3:0 gewinnen müssten – oder mit einem Zweitore-Vorsprung, bei dem sie mehr als vier Treffer erzielen.
Trotzdem warnt Sommer: «Ich bin überzeugt, dass sie kommen, um uns noch einmal richtig zu ärgern. Es könnte ziemlich aggressiv werden. Wir müssen beweisen, dass wir es mehr wollen, dass wir es mehr verdient haben, in die Champions League zu kommen.»
Der Einzug würde dem Club nach den 2,1 Millionen Euro, die er für die Playoffs erhält, weitere 8,6 Millionen Euro an garantierter Antrittsgage bringen. Und die Chance, sich mit sportlichem Erfolg weitere Prämien zu sichern. Ein Sieg in der Gruppe bringt eine Million Euro, ein Unentschieden immerhin noch eine halbe.
Ein fünftes Mal in der Gruppenphase?
Es wäre das fünfte Mal in der Clubgeschichte, dass die Basler in die Gruppenphase kommen. Und daran könnte es auch liegen, das mangelnde Zuschauer-Interesse. «Vielleicht hatten wir zu viel Erfolg in den letzten Jahren, so dass die Leute denken, eine Qualifikation für die Champions League sei normal», denkt Sommer. Und fügt an: «Aber das ist nicht so.»
Auch etwas unüblich ist eine Schwäche, die die Basler derzeit an den Tag legen – zumindest für Mannschaften des FCB: Die Basler sind zwar bislang in allen zehn Pflichtspielen dieser Saison in Führung gegangen. Sie haben aber auch in der Hälfte all dieser Spiele die Führung bis zum Spielende wieder aus der Hand gegeben.
Besonders frisch ist die Erinnerung an das 1:1 vom Sonntag in Luzern. Und wenn Yann Sommer über die 93. Minute spricht, in der die Luzerner nach einer Ecke den Ausgleich erzielen, dann scheint trotz seines Lächelns im Gesicht der Ärger durch. «Konzentration, Kommunikation, Aggressivität» zählt er als Eigenschaften auf, die dem FCB in jener Szene gefehlt habe: «Es kann doch nicht sein, dass drei Spieler blank stehen.»
Ein «älterer Spieler» – mit 24 Jahren
Dann nimmt er sich gleich selbst in die Pflicht. An «den älteren Spielern» liege es, in solchen Situationen auf die Jungen einzuwirken. Dann stutzt er kurz: «Das sage ich mit 24 Jahren – schon heftig.» Aber er bleibt dabei. Yann Sommer zählt sich definitiv zu den erfahrenen Spielern im FCB-Kader.
Da würde ihm Stoycho Stoev sicher recht geben. Der Trainer von Ludogorets berechnet das Alter von Fussballern scheinbar genau gleich wie Yann Sommer: nach Erfahrung. Also spricht er von einer «jungen Mannschaft», die er habe. Und das, obwohl seine Startelf im Hinspiel einen Altersschnitt von 27,5 Jahren auf das Feld brachte und damit statistisch gesehen vier Jahre älter war als der FCB.
Ludogorets will erwachsen werden
«Jeder kennt uns in Bulgarien», sagt Stoev, «aber wir wollen erwachsen werden und sozusagen nach Europa wachsen.» Seine Mannschaft wird auf jeden Fall zu weiteren Spielen auf europäischer Bühne kommen. Bloss dürften diese in der Europa League stattfinden.
Das befürchtet auch Ludogorets-Goalie Vladislav Stoyanov, der schon einmal im Playoff gegen den FCB gescheitert ist, 2010 mit dem moldawischen Meister Sheriff Tiraspol. «Ich denke, die Basler Mannschaft vor drei Jahren war etwas stärker, sie hatte meiner Meinung nach etwas mehr Erfahrung», sagt er zwar. Aber auch: «Basel ist Basel.» Es klingt wie die Werbung für eine Qualitätsmarke.
Die Champions-League-Hymne, die Yann Sommer so gefällt: Von Tony Britten frei nach Georg Friedrich Händels Zadok The Priest arrangiert: