Mit ein paar Fragezeichen in der offensiven Besetzung, dafür aber wieder mit Marc Janko im Sturm nimmt der FC Basel am Sonntag die Auswärtsaufgabe beim FC Lugano in Angriff. Vier Tage vor dem Schlager gegen den FC Sevilla erwartet den souveränen Tabellenführer ein mit frischem Mut versorgter Gegner.
Es ist eine Konstellation, die beim FC Basel nur selten vorkommt: Er gastiert mehr oder weniger ausgeruht bei einem Gegner, der unter der Woche ein kräftezehrendens und mental nachwirkendes Spiel hinter sich gebracht hat. So sieht es aus, wenn der FCB am Sonntag im Cornaredo von Lugano antritt, zu einer Tageszeit notabane (13.45 Uhr), wo man südlich der Alpen beim Mittagsmenü gerade den Hauptgang aufträgt.
Angesichts der Tabellensituation birgt der Ausflug ins Sottoceneri aus Basler Sicht wenig, aus derer des FC Lugano schon mehr Brisanz. Der FCB kommt als Tabellenführer mit gemütlichen 15 Punkten Vorsprung, und die Luganesi stecken mitten im – nennen wir es: fussballerischen Überlebenskampf. Vorletzter der Tabelle, gleichauf mit dem FC Zürich und mit nur einem Zähler Polster auf Vaduz:
In dieser unwirtlichen Situation hat sich der Super-League-Rückkehrer selbst eine Euphoriespritze verabreicht: mit dem umjubelten Finaleinzug im Schweizer Cup. Mit dem 2:1-Sieg in Luzern am Mittwoch erreichten die Luganesi das Endspiel am 29. Mai im Letzigrund gegen den FC Zürich. Erstmals seit 1993 – und dem Finalsieg über die Grasshoppers – winkt dem Tessin somit wieder ein Titel im Schweizer Fussball.
Die Entdeckung des Abends in Luzern war Doppelstürschütze Anastasios Donis, und der der 19-jährige Stürmer, ein in Blackburn geborener Grieche und ausgeliehen von Juventus Turin, gab schon am Mittwoch zu verstehen: «Jetzt sind wir fürs Wochenende topmotiviert.»
Die Fragezeichen und eine ausgedünnte Basler Offensive
Diesen euphorisierten Tessinern wird der FCB nun auf den Zahn fühlen: «Sicherlich verleiht ein solcher Erfolg Energie», sagt Trainer Urs Fischer, «aber ich glaube nicht, dass das Einfluss auf ihre Spielweise haben wird.» Und die basiert im unbeirrt offensiv ausgerichteten Schema von Zdenek Zeman auf schnellem Umschaltspiel mit flinken Stürmern, die die Eins-zu-Eins-Situationen suchen.
So hat der FC Lugano den FCB schon beim ersten Besuch mit einem frühen Gegentor überrascht; eine Verlegenheit, aus der die Basler – damals zwischen den beiden Tel-Aviv-Spielen – aber dank eines starken Mohemad Elneny und einer Doublette von Davide Callà herausfanden. Jenes Callàs, den es jetzt angesichts eines ausdünnten Personaldecke in der Offensive erneut gut gebrauchen könnte.
Ein freudiger August-Tag im Tessin: FCB-Trainer Urs Fischer gratuliert seinen Spielern zum 3:1-Sieg beim FC Lugano. Das selbe Resultat erzielt der Meister auch im Heimspiel gegen den Super-League-Rückkehrer. (Bild: Keystone/GABRIELE PUTZU)
Doch mit einem grippalen Infekt verpasste Callà das Donnerstagstraining; sein Einsatz am Sonntag ist ebenso fraglich wie jener von Matias Delgado, der das Training vorzeitig mit einer Oberschenkelverhärtung abbrach. Hinter beiden steht ein Fragzeichen, während Renato Steffen nach einer Magenverstimmung schon wieder wohlauf scheint.
Fix ist das Fehlen von Taulant Xhaka, der seine dritte von vier Spielsperren absitzt, sowie der Ausfall der verletzten respektive operierten Jean-Paul Boëtius, Andraz Sporar sowie Birkir Bjarnason, der mit seiem Mittelhandbruch bereits wieder am Lauftraining teilnimmt.
Markc Janko ist zurück
Wieder zurückgreifen kann Fischer neben Goalie Tomas Vaclik auch auf den zuletzt in der Meisterschaft gesperrten Marc Janko. Gerade rechtzeitig, um keinen Notstand in der Offensive ausrufen zu müssen: «Es ist schon richtig, dass wir in der Offensive dünn besetzt sind», sagt Fischer, «aber wir haben immer noch genügend Alternativen.» Darin eingeschlossen sind die jungen Cedric Itten und Nicolas Hunziker, dessen Vertrag gerade um ein Jahr bis 2017 verlängert wurde.
Eine der Besetzungsfragen – auch im Hinblick auf den darauffolgenden Donnerstag und das kapitale Heimspiel gegen Sevilla – wird Matias Delgado sein und die Entscheidung, wie stark sein Einsatz mit seiner Verhärtung im Oberschenkel forciert werden soll. Aus den Erfahrungen der Vorrunde und einer Häufung von Muskelverletzungen hat der Trainer- und Betreuerstaff «seine Lehren gezogen», wie Fischer sagt.
Eine andere Frage betrifft Delgados Landsmann Walter Samuel. Fünf Spiele stehen dem FCB in den kommenden zwei Wochen bevor, und der Trainer sagt über den sich einer prächtiger Altersform erfreuenden Verteidiger: «Ich gehe nicht dacvon aus, dass Walter Samuel alle fünf Spiele macht.» Neben Manuel Akanji, den man sichwie schon in Thun auch in Lugano in der Startelf anstelle Samuels vorstellen kann, scharrt auch Daniel Hoegh wieder mit den Hufen.
Fischer auch beeindruckt vom übernächsten Gegner
Wie auch immer: «Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir in Lugano auf einen Gegner treffen, der mutig nach vorne spielt» sagt Urs Fischer, «und wir werden an die Leistungsgrenze gehen müssen, sonst wird es schwer etwas mitzunehmen.» Das wird dann vier Tage später gegen den FC Sevilla im ersten Achtelfinalspiel nicht anders sein. Am Mittwoch war Fischer in Andalusien und beeindruckt von Gegner und Atmosphäre.