Vor der Reise zum FC Wil glaubt Heiko Vogel nicht, dass seine Spieler mental müde sein könnten. Rotieren wird der FCB-Trainer im Achtelfinal des Schweizer Cups trotzdem (Samstag, 26. November, 17.30 Uhr). Auch wenn er dem Club aus der Challenge League mit Respekt begegnet.
Zumindest was die Zuschauerzahl betrifft, wird für den FC Basel der Schritt zwischen der Champions League und dem Achtelfinal im Schweizer Cup auf dem Lande diesmal kein riesiger sein. Etwas mehr als 5000 Zuschauer verloren sich am Dienstag in der National Arena von Bukarest mit ihren 55’000 Plätzen beim Basler 3:2-Sieg über Otelul Galati. Und mit rund 4800 Zuschauern wäre das Bergholz des FC Wil ausverkauft.
Noch rund 800 Steh- und 70 Sitzplätze standen bis am Freitag Abend noch zum Verkauf. Üblicherweise verlieren sich im Bergholz nicht ganz 1000 Schaulustige, wenn der FCW um Punkte spielt (Schnitt Vorsaison: 951), und dass der Besucherschnitt in dieser Saison derzeit bei 1635 liegt, ist dem Umstand geschuldet, dass das Ostschweizer Derby gegen den FC St. Gallen den Wilern ein volles Haus bescherte.
Trotzdem ist das Gefälle augenscheinlich, das sich zwischen der Königsklasse und dem Gegner aus der Challenge League auftut – auch wenn das Motto in Wil lautet: «Ein Hauch von Champions League auf dem Bergholz». Aber Heiko Vogel mag nichts von einem Abfall der mentalen Spannung wissen, die sich bei seinen Spielern einschleichen könnte. «Davon sprecht ihr immer», sagt der FCB-Trainer und meint die Journalisten, «ich sehe da kein Problem. Vom Mentalen her gehen wir frisch, fromm, fröhlich, frei in das Spiel gegen Wil.» Und weil die Stimmung derzeit beim FCB hervorragend ist, fügt Vogel gleich an: «Das nehmt ihr jetzt sicher als Schlagzeile, oder?» Zugegeben: Ja, tun wir.
Auf keinen Fall will Vogel – offiziell noch immer ad interim als Cheftrainer angestellt – den Eindruck aufkommen lassen, der FCB unterschätze seinen Gegner. Er selbst hat die Wiler auf mehreren Videos gesichtet. Und er sagt, in der Kabine hätten die Spieler genau so selten von Manchester United gesprochen wie von Wil: «In dieser Beziehung steht es also zwischen dem FC Wil und Manchester United unentschieden.»
Einige Umstellungen wird Vogel in seinem Team vornehmen: «Es wird nicht die Mannschaft auflaufen, die gegen Galati auf dem Feld stand.» Aber er will nicht gleich elf neue Spieler bringen: «Man muss bei der Rotation auch immer den Gegner betrachten. Wir sollten Wil mit Respekt begegnen.» In der letzten Saison war der FCB beim Challenge-Ligisten Biel im Viertelfinal ausgeschieden, nachdem im Vergleich zur Meisterschaft nicht weniger als zehn Spieler ausgewechselt worden waren. Gegen Wil sicher geschont wird Benjamin Huggel, der sich gegen Galati vorsichtshalber mit einem Ziehen in der Wade hatte auswechseln lassen.
Das letzte mal auf Wil ist der FCB 2007 im Cup-Halbfinal getroffen. Damals setzten sich die Basler mit 3:1 durch. Und der Torschütze zur Basler Führung dürfte auch am Samstag wieder von Beginn weg dabei sein: Scott Chipperfield.
Er wird mit dem FCB auf ein Team treffen, das blendend in die Saison gestartet ist, elf Spiele in der Challenge League und zwei im Cup (4:1 beim Zweitligisten Renens und 5:4 nach Elfmeterschiessen in Locarno) ungeschlagen überstand. Zuletzt gab es jedoch zwei Niederlagen, ein 0:4 in Delsberg und ein 1:2 daheim in der Cup-Revanche gegen Locarno.
Verzichten muss Wil-Trainer Alex Thoma (siehe auch Interview) auf Jon Hyok Cha, der sich im Einsatz mit der nordkoreanischen Nationalmannschaft verletzt hat. Für ihn spielte rechts in der Verteidigung zuletzt Granit Lekaj, der im Sommer vom FC Winterthur kam. Der 21-jährige Schweizer mit montenegrinischen Wurzeln ist einer von zwölf neuen Spielern, die Wil im Sommer geholt hat.
Zu den etwas prominenteren Namen gehören Goalie Guillaume Favre (ex Xamax) oder Abwehrspieler Kim Jaggy, dem einst bei den Grasshoppers eine grosse Zukunft vorhergesagt wurde und dort U21-Nationalspieler war. Der dann aber zu Sparta Rotterdam (47 Spiele) wechselte, weiterzog nach Griechenland zu Skoda Xanthi (45 Spiele) und nun in der Challenge League gelandet ist. Kennern in Basel noch ein Begriff ist Mittelfeldspieler Sehar Fejzulahi (26), der einst im FCB-Nachwuchs spielte und einer der ungezählten Spieler in der Challenge League ist, die irgendwann einmal in Basel ausgebildet wurden.
Die grösste Erfahrung bringt Sergio José Bastida mit. Der 31-jährige Argentinier, in Wil im zentralen Mittelfeld gesetzt, hat mehr als 200 Spiele für Lugano, den FCZ und den FC Aarau auf dem Buckel. Den aktuell grössten Bekanntheitsgrad geniesst aber Verteidiger Fabian Schär. Der knapp 20-Jährige entschied Anfang Oktober den Spitzenkampf gegen Aarau (3:2) mit einem Tor aus rund 70 Metern Entfernung (siehe Video unten).
Eigentlich zuständig für Tore ist Dzengis Cavusevic. Der Slowene hat in 53 Spielen für Wil 27 mal getroffen und feiert am Cup-Tag gegen Basel seinen 24. Geburtstag. Den Ruf eines Torjägers noch erwerben will sich der ebenfalls 24-jährige Mazedonier Adis Jahovic, der vom FK Sarajevo kam und in 13 Spielen für Wil drei Treffer markiert hat.
FC Wil–FC Basel
Samstag, 26. November 2011 (17.30 Uhr).
Mögliche Aufstellung Basel:
Colomba; Steinhöfer, Kusunga, Kovac, Shaqiri; Andrist, Cabral, G. Xhaka, Zoua; Pak, Chipperfield.
Bemerkungen:
Basel ohne Stocker (rekonvaleszent), Yapi, Voser, T. Xhaka (alle verletzt) und Huggel (geschont).