Der FCB kann sich in Sion auf etwas gefasst machen

Dem monströsen Basler Vorsprung zum Trotz atmet die Partie im Wallis etwas von Spitzenspiel: Der FC Sion ist gut drauf und will dem Meister die erste Niederlage beibringen. Beim FCB böte sich ein Wechsel an: Renato Steffen für Birkir Bjarnason. Am Sonntag zum Anpfiff um 16.00 Uhr im Tourbillon wird man mehr wissen.

(Bild: Keystone/TagesWoche)

Dem monströsen Basler Vorsprung zum Trotz atmet die Partie im Wallis etwas von Spitzenspiel: Der FC Sion ist gut drauf und will dem Meister die erste Niederlage beibringen. Beim FCB böte sich ein Wechsel an: Renato Steffen für Birkir Bjarnason. Am Sonntag zum Anpfiff um 16.00 Uhr im Tourbillon wird man mehr wissen.

Die Ausgangslage: Ein Spitzenspiel, trotz allem

Auf der Super League herumzuhacken ist ja gerade in Mode: langweilig an der Spitze und das Niveau unterirdisch. Ersteres ist nicht von der Hand zu weisen, Zweiteres eher Unfug. Monströse 15 Punkte liegen zwar zwischen dem Ersten (Basel) und den punktgleichen Bern und Sion, und dennoch atmet die Affiche Sion-Basel in der 16. Runde etwas von einem Spitzenspiel. Der FCB will sich keine Blösse geben, der FC Sion seinen in Bern (3:4) unterbrochenen Lauf (elf Spiele inklusive zweier Cup-Partien ungeschlagen) fortsetzen.

Auf was er sich an diesem Sonntag in Sion einstellt, fasst der FCB-Trainer so zusammen:

 

Die Serie: Seit 2011 hat der FCB nicht mehr gegen Sion verloren

Das ist schon erstaunlich: Der letzte (Heim-)Sieg des FC Sion gegen Basel liegt fünfeinhalb Jahre zurück. Ein 3:0 am 1. Mai 2011. Seither gab es in 21 Punktspielen sechs Unentschieden und 15 Basler Siege. Zuletzt waren es sechs Vollerfolge des FCB, bei denen den Sittenern gerade mal ein Tor gelang. Aufgehübscht wird diese Bilanz aus Walliser Perspektive durch den Sieg im Cup-Viertelfinal vor Jahresfrist (im Elfmeterschiessen).

Urs Fischer mag sich gut erinnern, wie es früher mal im Tourbillon zuging: Sein erstes Spiel in der Nationalliga war eine 1:6-Niederlage in Sion. «Es war eine Katastrophe», sagt Fischer, «das Tourbillon war damals eine Festung, ähnlich wie das Espenmoos in St. Gallen.» Zuletzt hat der FCB ergebnistechnisch die Enge des 14’500 Zuschauer fassenden Tourbillon zu einer seiner Lieblingsadressen gemacht, «aber es ist immer noch sehr unangenehm, dort zu spielen», sagt Fischer. Fussballerisch, wohlgemerkt.

Ein Dokument des Schreckens – zumindest aus Walliser Sicht: Die Bilanz FCB-Sion

Die komplette Bilanz des FCB gegen Sion.

Die komplette Bilanz des FCB gegen Sion. (Bild: Screenshot weltfussball.com)

Der FC Sion: Obacht

Das hat Peter Zeidler prächtig hinbekommen: Eine Serie von elf Spielen ohne Niederlage hat er hingelegt, seit er die Mannschaft am 22. August von Didier Tholot übernommen hat. Zeidler – den Namen hatte Urs Fischer schon mal gehört, als der deutsche Nachfolger von Adi Hütter (heute YB) bei RB Salzburg wurde, «aber geläufig war mir der Name nicht», sagt Fischer.

Der Fussball, den der 54-jährige Zeidler nun im Wallis spielen lässt, hat Eindruck hinterlassen bei den FCB-Technikern. «Sie stehen sehr hoch, sind sehr aggressiv, sie schalten schnell um, spielen viele lange Bälle und der zweite Ball wird attackiert», sagt Fischer. Sein Fazit: «Der Trainer hat es fertig gebracht, in Sion eine Einheit zu formieren.» Wobei: «Das war auch unter Tholot schon gut», so Fischer.

Dass der Fussballlehrer Urs Fischer einen anderen Blick als der Laie auf das 4:3-Spektakel hat, das die Young Boys und Sion vergangenen Sonntag boten, versteht sich von selbst: «Ein sehr guter Match, aber so kann man nicht Fussball spielen. Mit Organisation hatte das nichts mehr zu tun, das war freier Lauf.» Was den neutralen Betrachter beglückt, ist dem Trainer ein Graus: «Da kann man gleich ins Casino gehen.» Für Fischer steht deshalb fest: «So etwas können wir uns nicht leisten.» Wahrscheinlich ist diese Einstellung ein simpler Grund für den 15-Punkte-Vorsprung des FC Basel.

Weil beim FC Sion sowohl Nicolas Lüchinger als auch sein erster Vertreter Joaquim Adão gesperrt sind, muss sich Zeidler etwas einfallen lassen. Eine Notlösung auf der Position des rechten Aussenverteidigers wäre der Brasilianer Paulo Ricardo. Ansonsten darf mit der furiosen Elf von Bern gerechnet werden.



Urs Fischer, PK 25. November 2016

Der mediale Urs Fischer, hier an der Pressekonferenz am Freitag mit neuer Handtechnik umgesetzt. (Bild: Chiara Savoldelli)

Die personelle Situation beim FCB: Steffen für Bjarnason böte sich an

Michael Lang hat Schmerzen am zuletzt verletzten Fuss, beschränkte sich am Freitag auf ein Regenerationsprogramm, sollte aber am Sonntag zur Verfügung stehen. Jean-Paul Boëtius hat nach seinem Fehltritt vergangene Woche wieder beschwerdefrei trainiert und Geoffroy Serey Dié nach einem Magen-Darm-Infekt eine Einheit bei der U21 absolviert. Nicht im Freitags-Training war Andraz Sporar, dessen Einsatz am Sonntag aufgrund von Adduktorenproblemen fraglich ist.

Viel deutet darauf hin, dass Urs Fischer keine grossen Änderungen vornehmen wird. «Wie immer einige frische Spieler» kündigt er an, und ein Naheliegender wäre Renato Steffen, der den zuletzt zwar bemühten, aber unglücklich agierenden Birkir Bjarnason ersetzen könnte. 

Die Einschätzung des Trainers lautet: «Vielleicht fällt es Birkir Bjarnason nicht mehr so einfach wie in der ersten Saison. Die Furore, für die er mit Island an der Euro gesorgt hat, trägt ihren Teil bei: Die Erwartungshaltung steigt, der Druck, den sich der Spieler selbst macht, auch. Das kann kontraproduktiv sein.» Fischer attestiert seinem offensiven Mittelfeldspieler dennoch unermüdliches Arbeiten, die Bereitschaft weite Wege in die Tiefe zu gehen und ein taktisches Verständnis, das wichtig sei für die Mannschaft. Fischer sagt aber auch: «Wir verschliessen nicht die Augen vor den Argumenten.» Sprich: Da scharren die anderen im Kader mit den Hufen.



Der Basler Birkir Bjarnason, Mitte, vergibt eine Torchance im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Vaduz, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 19. November 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Vielleicht ein Sinnbild seines Herbstes im FCB-Trikot: Birkir Bjarnason nach vertaner Gelegenheit. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Ein weiterer Wechsel könnte sich aus taktischen Gründen anbieten: Der grossgewachsene Marc Janko für Seydou Doumbia, um die nicht sonderlich hochgewachsene Sittener Abwehr in Verlegenheit zu bringen.

Und noch ein Wort des Trainers zum dichten Programm mit Razgrad, Sion, Bern und Arsenal: «Ein Klagen über Dreifach-Belastung hat man von mir noch nie gehört.» Die kurze Regenerationszeit nach der Sofia-Reise und den Sittener Vorteil in dieser Hinsicht lässt Fischer nicht gelten: «Das darf keine Rolle spielen.»

Verletzte:

  • Kevin Bua (Muskelfaserriss)
  • Derek Kutesa (angeschlagen)
  • Manuel Akanji (soll nach seinem Kreuzbandriss im März 2016 kommende Woche im letzten Spiel des Jahres der U21 beim FC Zürich (Mittwoch, 30.11., 16 Uhr) erstmals wieder zum Einsatz kommen.

Gesperrte: keiner

  • Bei einer gelben Karte wären Taulant Xhaka und Eder Balanta für das Spiel bei den Young Boys (3. Dezember) gesperrt.

Vorverkauf

Im Wallis rechnen sie erstmals in dieser Saison mit mehr als 10’000 Zuschauern im Tourbillon. Der neue Schwung, der mit Trainer Peter Zeidler entfacht wurde, hat sich bereits ausgewirkt: Mit 8471 ist der Besucherschnitt so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

 

 

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