Der FCB in Lugano: Zurück zum Wesentlichen

Zwei gesperrte Spieler muss der FC Basel am Samstag (19 Uhr) in Lugano ersetzen. Es deutet sich eine Rückkehr zur Grundordnung im 4-2-3-1 an und Trainer Raphael Wicky richtet sich darauf ein, dass es länger dauern könnte, um an die Tabellenspitze zurückzufinden. 

Hoppla: Michael Lang (rechts) und Armando Sadiku (nicht mehr in Lugano) gerieten sich beim letzten Gastspiel des FCB im Tessin (2:2) in die Haare. (Bild: Keystone/Gabriele Putzu)

Die Ausgangslage: So etwas wie eine Aufholjagd

Nach einer Länderspielpause, in der sich Oh-wie-schön-ist-Panama erstmals für eine WM-Endrunde qualifizierte und Lionel Messi mit Argentinien im letzten Moment noch auf den Zug aufgesprungen ist; in der die Schweizer innert vier Tagen die gewaltige Fallhöhe im Fussball ausgelotet und der Liga eine weitere Länderspielpause eingebrockt haben; und Christian Constantin zumindest auf dem Papier aus dem Verkehr gezogen wurde, nun also zurück zum wirklich Wichtigen: der Super League.

Für den FCB bringt das eine Reise ins Tessin, zu jenem FC Lugano, der mit vier Meisterschaftsniederlagen in Serie (dazu zwei in der Europa League) ans Tabellenende abgestürzt ist. Gegen Tabellenletzte (siehe Lausanne) hat Raphael Wickys Mannschaft in dieser Saison keine gute Erfahrung gemacht, «aber den Tabellenplatz des Gegners haben wir in der Vorbereitung eines Spiels noch nie angesprochen», sagt der Trainer.

Vier Tage vor der nächsten Champions-League-Partie (am Mittwoch in Moskau) sieht er die vornehmste Verpflichtung in der heimischen Liga: «Wir müssen anfangen zu punkten.» Das klingt nach Aufholjagd (siehe Saison 2009/10), ist aber so noch nicht ausgerufen worden in Basel. Dazu muss ja auch YB mitspielen (am Samstag zur selben Zeit in Lausanne).

Die personelle Situation: Zwei Gesperrte und das Comeback von Albian Ajeti

Gesperrt:

  • Eder Balanta (sitzt weitere 3 nationale Spiele für die Tätlichkeit und die Rote Karte in Chiasso ab)
  • Taulant Xhaka (Gelb-Sperre)

Verletzt:

  • Ricky van Wolfswinkel (Mittelfussbruch)

Wer den gesperrten Xhaka in Lugano ersetzt, stellte der Trainer ohne Umschweife klar: Geoffroy Serey Dié. Der schied im WM-Qualifikationsspiel mit der Elfenbeinküste (0:0 in Mali) zwar zur Halbzeit angeschlagen aus, trainiert aber wieder uneingeschränkt.

Die Dreier-Abwehrkette wird durch die Sperre Balantas (und dessen Kniebeschwerden) gesprengt. Naheliegend für die Partie im Stadio Cornaredo scheint eine Rückkehr zum bewährten 4-2-3-1. Fraglich ist lediglich, ob Dimitri Oberlin, der das zweite U21-Länderspiel krankheitsbedingt verpasste und erst seit Mitte Woche wieder trainiert, anfängt oder Kevin Bua den Platz am Flügel einnimmt.

In der Angriffsspitze läuft es wohl auf das Comeback von Albian Ajeti im FCB-Dress hinaus. Auch wenn er bis Samstag nach seiner Last-Minute-Verpflichtung erst drei Trainingseinheiten mit der neuen Mannschaft bestritten haben wird.

https://tageswoche.ch/allgemein/albian-ajeti-das-letzte-puzzleteil-im-basler-babyangriff/

Zur Besetzung in vorderster Linie sagt Raphael Wicky: «Mit Albian Ajeti haben wir einen superinteressanten Spieler dazu bekommen. Er ist happy, bei uns zu sein, er macht einen guten Eindruck und er ist ja kein ganz Neuer beim FC Basel. Ajeti und Cedric Itten – das sind unsere beiden Mittelstürmer. Beides sind Box-Spieler, Itten ist von der Statur her etwas grösser, er bricht mehr auf die Seiten aus, und Ajeti ist mehr der Strafraumspieler. Ich kann mir auch vorstellen, dass beide zusammen auf dem Platz sind.»

Eine mögliche Aufstellung des FCB (4-2-3-1):

Vaclik – Lang, Suchy, Akanji, Riveros – Serey Dié, Zuffi – Steffen, Elyounoussi, Oberlin (oder Bua) – Ajeti

Was der Trainer sagt: «Es ist wichtig, dass die  Mannschaft spürt, dass wir defensive Stabilität haben»

Raphael Wicky am Freitag:

«Wir sind in der Meisterschaft acht Punkte hinter der Tabellenspitze. Das ist viel, und es wird länger dauern, bis wir zurück an der Spitze sind. Dessen sind wir uns bewusst, und deshalb müssen wir anfangen zu punkten. Unsere grösste Problematik in der ersten Saisonphase war die fehlende Konstanz. 

Wir haben zum Teil erfrischenden und erfolgreichen Fussball gespielt, dann aber Spiele verloren, die wir nicht verlieren dürfen. In den letzten fünf Spielen haben wir aber vier Mal zu null gspielt, und es ist wichtig, dass die Mannschaft spürt, dass wir eine defensive Stabilität haben. Darauf gilt es aufzubauen. Und im Spiel nach vorne müssen wir eine Mischung hinbekommen: Wir müssen mehr zweite Bälle gewinnen, auf den letzten 25 Metern konkreter werden und dürfen nicht versuchen, den Ball ins Tor tragen zu wollen. Das war zum Teil zu umständlich.

Lugano steht nach vier Niederlagen in der Tabelle schlecht da, hat aber meistens relativ gut gespielt. Das ist keine Mannschaft, die den Ball blindlings nach vorne haut, sondern versucht, konstruktiv zu spielen. Ich erwarte sie kompakt und sehr massiv in der Abwehr. In ihrem 5-3-2 machen sie das Zentrum extrem dicht.»

Der Gegner: Nach dem Rausch der Kater

«Wir befanden uns in einem Rauschzustand. Wie Besoffene.» Das sagte Angelo Renzetti neulich dem «Blick» über den FC Lugano des ersten halben Jahres. Der Rausch endete schliesslich auf einem Platz, der die Direktqualifikation zur Europa League bedeutete. Seither ist viel passiert im Tessin.

14 Spieler sind gegangen und 14 neue Spieler und ein neuer Trainer (Pierluigi Tami für den von Sion abgeworbenen Paolo Tramezzani) sind gekommen. Geblieben ist dem Kader lediglich ein ordentlicher Kater. Ein 1:1 in Basel und das anschliessende 4:1 daheim gegen Thun stehen als einsame Höhepunkte in dieser Saison, es folgte, was Präsident Renzetti als «schwarzen September» bezeichnet. Nach dem 0:3 zuletzt beim FC Zürich hinterliess Trainer Tami einen ratlosen Eindruck: «Die Spieler sind leer im Kopf, nicht in den Beinen.»

Gerade einmal neun Tore in zehn Spielen haben die Luganesi erzielt, und es wird im Tessin längst geunkt, wie lange der Geduldsfaden von Angelo Renzetti wohl diesmal ist.

Die Serie: Ungeschlagen seit 2000

Jüngst ging mit der Heimniederlage gegen Lausanne eine eindrückliche Serie der Ungeschlagenheit für den FC Basel zu Ende. Im Fall des FC Lugano muss man ebenfalls sehr weit zurückschauen, um eine Niederlage zu erkennen: Im November des Jahres 2000 war es ein 0:1 im Cornaredo. Seither hat sich der FCB in 16 Spielen (inklusive eines Cupmatches) keine Blösse mehr gegen die Bianconeri gegeben: Es gab zwölf Siege und vier Unentschieden, zwei davon in den jüngsten Aufeinandertreffen.

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