Bernhard Heusler bezeichnet es als Wertschätzung seiner Mitstreiter: Der Präsident des FCB hat Teile seines Aktienpakets an der FC Basel Holding AG an die Verwaltungsräte weitergegeben. Sportdirektor Georg Heitz ist demnach im Besitz von 25 Prozent. Eine Bestandeaufnahme, wie der kleine Fussball-Konzern FCB im Jahr 2016 funktioniert.
Die Story schien auf einer anderen Spur zu sein. Da wurde den Steuern nachgespürt, die der FC Basel auch im Geschäftsjahr 2015 auf seinen Gewinn nicht abführen muss, weil erneut Sonderabschreibungen vorgenommen wurden. Was Bernhard Heusler der «Schweiz am Sonntag» dann aber nebenbei offenbarte, war die neue Eigentümer-Struktur in der FC Basel Holding AG. Der Präsident ist zwar weiterhin Mehrheitsaktionär, hat jedoch schon vor geraumer Zeit damit begonnen, Anteile an vier weitere Verwaltungsratsmitglieder weiterzureichen.
Konkret heisst das: seit 2013 wurden Aktien übertragen. Per 31. Dezember 2015 hält Sportdirektor Georg Heitz 25 Prozent, Vizepräsident Adrian Knup 10 Prozent, und jeweils 5 Prozent halten die Verwaltungsräte Stephan Werthmüller (Finanzen) und René Kamm (Marketing). Was die Pakete gekostet haben, ist nicht bekannt. Sie wurden zum sogenannten Steuerwert übertragen. Von seinen ursprünglich 89,2 Prozent, die er 2012 von Ex-Präsidentin Gigi Oeri übernommen hatte, hält Heusler weiterhin 44,2 Prozent.
Bernhard Heusler, der seit 2004 beim FC Basel dabei ist und 2012 als Präsident auf Gigi Oeri folgte, haben wir zu seiner Motivation befragt, das Aktienpaket aufzuteilen.
Bernhard Heusler: «Das hängt mit der Verantwortung zusammen, die diese Verwaltungsräte mittragen, und mit meinem Führungsverständnis: Ich habe immer gesagt, dass ich den FCB im Team führen möchte, was im Vorstand des Vereins und im Verwaltungsrat der AG auch stattfindet. Und als Zeichen von Wertschätzung und Verbundenheit und von Anerkennung, fand ich, dass meine Kollegen, die mit in der Verantwortung sind, auch in der Eigentümerschaft der Holding vertreten sein sollen.»
Neben Sportdirektor Georg Heitz Anteilseigner an der FC Basel Holding AG: Vizepräsident Adrian Knup, Marketing-Vorstand René Kamm und Finanz-Vorstand Stephan Werthmüller. (Bild: Keystone, Alexander Preobrajenski)
Die restlichen 10,8 Prozent verteilen sich auf sieben Kleinaktionäre, die zum Teil schon seit den Zeiten dabei sind, als die Holding AG noch FC Basel Marketing AG hiess: Manor AG, Weitnauer, Bank J. Safra Sarasin, Basler Zeitung, MCH Group (Messe Basel, mit Konzernchef René Kamm), Novasearch (mit dem CEO der Banque CIC, dem Binninger Thomas K. Müller) sowie Mathieu S. Jaus, der frühere Finanzvorstand, dem einst Gigi Oeri Aktien übertragen hat.
Die TagesWoche hat mit Bernhard Heusler über die Konstruktion des FC Basel geredet, die inzwischen eine kleine Gruppe von Verein und diversen Gesellschaften darstellt. Die Umstände der Aktienübertragung wurden genauso thematisiert wie der Preis, den der FCB-Präsident allerdings nicht beziffern will. Ausserdem wurde erörtert, warum es die Holding noch braucht. Daraus ist eine Skizze entstanden, wie der FC Basel der Gegenwart funktioniert und wie der Präsident seine Rolle und die des Verwaltungsrates sieht.
Die 1997 gegründete Marketing AG – eine Lebensretterin
Die Geschichte der FC Basel Holding AG geht auf den März 1997 zurück und die Gründung der FC Basel Marketing AG. Im Oktober desselben Jahres segnet die 104. Generalversammlung mit grosser Mehrheit der 810 anwesenden Mitglieder und bei 14 Gegenstimmen das Modell ab: Transfer- und Marketingrechte werden an die Marketing AG abgetreten. Nur dank einer Finanzspritze der Marketing AG erhält der damals mit 1,9 Millionen Franken verschuldete FCB die Lizenz der Nationalliga.
Die Marketing AG ist das Vehikel beim Aufbruch in eine neue Zeit: Anstelle des alten Joggeli entsteht der St.-Jakob-Park, und Joe Lewis begleitet als Investor ein Stück des Weges. Der Brite, heute immer noch Eigentümer der Tottenham Hotspur, zieht sich zurück, und ohne den Einstieg der UBS in die Marketing AG wäre der FCB im Herbst 1999 kollabiert.
Dann gelingt es FCB-Präsident René C. Jäggi, Gigi Oeri ins Boot zu holen. Sie hält die Aktienmehrheit der Marketing AG, als 2006 der Verein die Lizenzbedingung der Swiss Football League umsetzt: Die Ausgliederung des Profifussballbetriebs in eine Kapitalgesellschaft.
Die Marketing AG wird in die FC Basel Holding AG umgewandelt und hält 75 Prozent des Aktienkapitals von zwei Millionen Franken an der FC Basel 1893 AG. Zweck der Holding AG: «Unterstützung der FC Basel 1893 AG und des Vereins FC Basel 1893 in finanzieller und ideeller Art». Anders ausgedrückt: Die Marketing AG verpflichtet sich, ein allfälliges Defizit auszugleichen.
Die FC Basel-Gruppe und die Beteiligungen im Jahr 2016. (Bild: Nils Fisch/Grafik)
Bei der Ausarbeitung der neuen Vereins- und AG-Konstruktion drängt der damalige Vizepräsident Bernhard Heusler darauf, dass ein 25-Prozent-Anteil an der FC Basel 1893 AG beim Verein bleibt, der unter anderem die Vermarktung seines Logos in die Verbindung einbringt.
Bernhard Heusler ist der Auffassung, dass es andere Mechanismen gibt, die dem Verein und seinen Mitgliedern einen Einfluss auf die FC Basel AG und die Holding sichern. Zum Beispiel die Mitte Dezember gestartete Werbeaktion, mit der die Zahl der Mitglieder von knapp über 3000 auf 10’000 gesteigert werden soll:
Warum sollen 10’000 Mitglieder mehr Einfluss nehmen können als 3000?
«Ein Grund, warum man mit gutem Grund hinter der Kampagne stehen kann: Je mehr Mitglieder, je stärker der Verein ist, desto mehr Wert haben die 25 Prozent und desto grösser ist deren Bedeutung. Wenn 7500 Mitglieder gegen den Vorstand der FC Basel AG stimmen, dann führt man diesen Club nicht.
Es ist uns ja unterstellt worden, wir versuchen den Verein zu vergrössern, um an noch mehr Geld zu kommen. Nein: Das Projekt wurde lanciert, um eine grössere demokratische Basis zu schaffen. Es sind bereits über 6000 Mitglieder, und wenn die sich mobilisieren, dann hat man eine Bewegung, bei der es nicht empfehlswert ist, sich dagegenzustellen.»
Mitglieder-Werbekampagne für eine breitere demokratische Basis – Bernhard Heuslers Wunsch. Hier die Generalversammlung des FC Basel im Jahr 2015 im Kongress-Center der Messe Basel. (Bild: Alexander Preobrajenski)
In allen Führungsgremien von Verein, AG und Holding sind seit Jahren dieselben Personen in der Verantwortung – ist das mit den Grundsätzen einer Corporate Governance vereinbar?
«Da müssen wir kein schlechtes Gewissen haben. Wir holen uns die Legitimation alljährlich bei der Generalversammlung. Und wenn man diesen Personen nicht vertraut, kann man ihnen bei der Mitgliederversammlung das Vertrauen entziehen. Dies wäre ein so starkes Zeichen, das die Leute in der Führung der AG in Frage stellen würde.»
«Mit Ausstiegs-Szenario kokettiert man nicht»
Bernhard Heusler macht keineswegs den Eindruck, als ob hier jemand langsam seinen Ausstieg vorbereitet. Im Gegenteil: Der FC Basel prosperiert, die Perspektiven sind blendend, der nächste, dann siebte Meisterschaftstitel hintereinander winkt, damit der fixe Startplatz in der Champions League und weitere Millioneneinnahmen. Dass in Basel gut gearbeitet wird, hat sich herumgesprochen, auch bei deutschen Bundesligsten, die sowohl bei Heusler als auch bei Sportdirektor Georg Heitz angeklopft haben. Und eine Absage erhalten haben. Und dennoch stellt sich die Frage:
Wie lange bleibt Bernhard Heusler noch an der Spitze des FC Basel?
«Überspitzt ausgedrückt muss es die Überlegung vom ersten Tag an geben. Man muss sich bewusst sein und sein Handeln darauf ausrichten: Du bist nicht der Club, und den Club gibt es auch ohne dich. Dazu gehört jedoch auch, und das betrachte ich als eine unserer Verantwortungen, dass man ein Exit-Szenario entwickelt und intern immer wieder darüber diskutiert. Und zu dieser Verantwortung gehört, dass man damit in der Öffentlichkeit nicht kokettiert. Sondern dann kommuniziert, wenn es entscheidungsreif ist.
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Artikelgeschichte
In einer ersten Version wurde der Anteil von Kamm und Werthmüller irrtümlich mit 3 anstatt 5 Prozent angegeben.