Es war eine ganz spezielle Meisterfeier am Freitagabend auf dem Barfi. Marco Streller verabschiedete sich mit einer emotionalen Rede, die Fans dankten es ihm mit einem Lichtermeer aus roten Fackeln.
Als ginge ihn das alles nichts an, stand Marco Streller ganz hinten im Raum. Vor einer Wand, an der Fotografien von Show-Grössen wie Marilyn Monroe hängen, liess er sich mit den Fans ablichten, während sich auf der anderen Seite die Spieler des FC Basel einer nach dem anderen auf dem Balkon über dem Barfüsserplatz den Fans präsentierten.
Der Rauch zog durch die Türe in den Raum, der Geruch der roten Fackeln überdeckte denjenigen des Essens, das der Festgesellschaft serviert wurde. An der Balkontür schnappte sich Präsident Bernhard Heusler vorsichtshalber den Pokal, damit nicht aus Versehen ein anderer Spieler als der Captain diesen auf den Balkon trägt.
Davide Calla und Behrang Safari nahmen über dem Meer von Anhängern die Zeremonie in die Hände und ein erster Höhepunkt erreichte die Feier, als Walter Samuel vor die Fans gebeten wurde, während die Mannschaft in seinem Rücken «il muro»-Rufe skandierte. Eine Geste des Teams, das enormen Respekt vor der Weltkarriere des Argentiniers hat, der beim 4:3-Sieg gegen den FC St. Gallen wenige Stunden zuvor seinen ersten Treffer für die Basler erzielte.
Die Emotionen, die plötzlich da waren
Auf einmal waren die Emotionen da, die der Fan im Stadion nach dem Abpfiff vielleicht fast ein wenig vermisst hatte. Zu vorhersehbar war der Regen aus goldenem Plastik, zu vorhersehbar war die Ehrenrunde, zu vorhersehbar war der Ablauf der Pokalübergabe.
Es liegt in der Natur der Beziehung zwischen Fans und Sportlern, dass an der Meisterfeier auf dem Barfüsserplatz nicht alle Spieler gleich euphorisch empfangen wurden. Bei den Akteuren, die wenig spielten, wie beispielsweise Yoichiro Kakitani, gab sich der Anhang verhalten. Er wusste, dass der grosse Moment ohnehin erst kommen sollte.
Die Highlights der Meisterfeier in 1:26 Minuten, zusammengeschnitten von Telebasel:
Und er kam, als Streller aus seiner zurückgezogenen Ecke hervortrat, fast andächtig Callas Ansage auf dem Balkon lauschte und diesen dann betrat. Sekunden später war von den Anhängern nichts mehr zu sehen, derart flächendeckend zündeten sie ihre Fackeln. Und umgekehrt dürften sie den besungenen Captain ebenfalls nicht gesehen haben.
Aber gehört. Und wie sich der Captain an seine Fans wandte, das zeugte von der grossen Erleichterung, die der 33-Jährige in diesem Moment verspürt haben musste. «Von tiefsten Herzen danke ich Euch. Ihr habt mir den schönsten Abschied geschenkt, den es gibt.»
Streller: «Es ist nicht das letzte Mal, dass ich hier oben stehe»
Es klang nach den letzten Worten des Captains, doch der spürte, dass ihn die Fans nicht gehen lassen wollten, und er dürfte selbst auch gemerkt haben, dass er von diesem Balkon eigentlich nicht runter wollte. Deswegen blickte er voraus auf die kommende Woche, in der die Basler den Cupfinal bestreiten werden.
Und Streller versprühte Zuversicht: «Es ist nicht das letzte Mal, dass ich hier oben stehe.»
Der Abschied von Streller hat die letzten Tage beim FC Basel dominiert. Und er tat es auch während der Meisterfeier. «Dieser Spieler ist nicht zu ersetzen», sagte Heusler und beschied seinem Angestellten einen speziellen Charakterzug: «Er ist ein Fussball spielender Fan.»
Marco Streller unmittelbar nach dem Spiel gegen St. Gallen: