Der Gefahr gewahr

Der darbende FC Basel muss am Mittwoch (18.45 Uhr) nach Lausanne zum Nachtragsspiel. Die Meisterschaft kann er sich abschminken, es geht jetzt vor allem darum, Platz 2 und damit die Aussicht auf die Qualifikationsrunden zur Champions League zu wahren. 

Am 2. Dezember 2017 noch Gegner, jetzt vereint in der Krise des FCB: Taulant Xhaka (links), mit dem nach Gelb-Sperre in der Startelf gerechnet werden darf, und Samuele Campo.

Die Ausgangslage

Nach dem Cup kann sich der FC Basel auch die Verteidigung des Meistertitels abschminken. Mit Saison-Niederlage Nummer sechs in Luzern haben die Rotblauen nach 23 Spielen schon so oft verloren wie zuletzt im letzten Jahr von Christian Gross 2008/09, als der FCB auf dem dritten Platz abschnitt.

Nach den beiden Spielabsagen, von denen der FCB betroffen war, vermittelt das schiefe Bild der Tabelle nicht nur den Eindruck, dass die Young Boys auf ihrem Sehnsuchtstrip mit 17 Punkten Vorsprung enteilt sind. Sie sind auch drauf und dran, erstmals seit Erfindung der Super-League ein Saisonquartal mit blütenreiner Weste zu absolvieren (Stand: sieben Siege). Der FC Basel hingegen rangiert mit drei Punkten im Kalenderjahr abgeschlagen. Nur Thun und Lausanne haben eine noch schlechtere Bilanz. 

Vor diesem Hintergrund muss der FCB sich sogar um Platz 2 und damit die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League sorgen. Der FC St. Gallen hat sich mit dem Auswärtssieg in Basel in einen Flow gespielt, vier Siege aneinandergereiht und liegt nur noch zwei Punkte hinter den Baslern. Auch der FCZ lauert und käme mit den drei Punkten aus dem Nachholspiel in Basel auf Schlagdistanz.

FCB-Trainer Raphael Wicky ist sich dieser Gefahr gewahr: «Es ist sich jeder bewusst, dass die Mannschaften hinter uns kommen, dass St. Gallen ein paar Spiele gewonnen hat. Wir müssen einfach selber anfangen zu punkten. Andernfalls muss man kein grosser Mathematiker sein, um zu erkennen, dass es schwierig wird.»

«Ich glaube trotzdem an die Mannschaft» – und was der Trainer sonst noch sagt

«Es ist für alle eine unangenehme Situation. Aber ich glaube trotzdem an die Mannschaft und bin total überzeugt von der Qualität. In solchen Problemphasen ist Seelenpflege angesagt. Ich führe viele Gespräche, und es geht darum, positive Bilder abzurufen.

Wenn man mehrere Spiele nicht gewinnt und plötzlich keine Tore mehr schiesst, dann fängt man an zu zweifeln. Dann spielt sich viel im Kopf ab, aber das kann extrem schnell auch wieder umschwenken. Das haben wir letzten Mittwoch in Manchester erlebt.

In der jetzigen Situation verändere ich nicht den Ton im Umgang mit der Mannschaft. Aber ich spreche klar an, was angesprochen werden muss. Zum Beispiel das Gegentor am Sonntag, als die Mannschaft ein bisschen schläfrig war.

Ich kann der Mannschaft aber nicht vorwerfen, dass sie in Luzern nicht genügend wollte oder nicht genügend gerannt wäre. Aber wir haben viele Bälle verloren, das stimmt. Das haben wir schon in der Halbzeit angesprochen.

In einer solchen Phase, in der es nicht flüssig läuft, in der man nicht die nötige Effizienz hat, muss natürlich der Hunger und der Kampf ein spezieller Faktor sein. Aber deshalb sage ich nicht, dass es in Lausanne nur über den Zweikampf geht. Wir werden auch probieren, Fussball zu spielen.»

Die Formtabelle mit den Spielen des dritten Saisonquartals.

Die Serie: Die letzte Niederlage auf der Pontaise liegt fast 18 Jahre zurück

Der FCB hat in dieser Saison schon manchen Nimbus zu Grabe zu tragen. Der FC Lugano hat es zum Beispiel geschafft, nach 17 Jahren mal wieder in Basel zu gewinnen, und der nächste Gegner Lausanne hat im September im Joggeli eine ebenso lange Durststrecke beendet.

Einflugschneisen genug hat der FCB in dieser Saison geöffnet, die Konkurrenz scheint Blut geleckt zu haben und in Lausanne steht die nächste Serie auf dem Spiel: Die letzte Niederlage auf der Pontaise datiert vom September 2000, eine 0:3-Niederlage der damals von Christian Gross trainierten Rotblauen. Seither gab es in Lausanne neun Basler Siege und zwei Remis.

Die personelle Situation: Suchy gesperrt, Stocker fit

  • Gesperrt: Marek Suchy
  • Verletzt: Eder Balanta, Raoul Petretta, Davide Callà, Germano Vailati
  • Bei der nächsten Verwarnung gesperrt: Eder Balanta, Geoffroy Serey Dié, Dimitri Oberlin (je 3 gelbe Karten) 

In der Innenverteidigung muss sich der Trainer nach dem Platzverweis für Marek Suchy  etwas einfallen lassen. Das – so noch nicht erprobte – Duo Léo Lacroix/Fabian Frei kommt am ehesten in Frage, ebenso die Kombinationen mit Taulant Xhaka. Oder alle drei zusammen. Xhaka hat durch Gelb-Sperren die Spiele in Manchester und Luzern verpasst und bedingt durch die Spielabsagen in den letzten vier Wochen nur einen Einsatz (im Cup in Bern) gehabt. Der Puncher sollte also ausgeruht sein, ist allerdings nicht der Spielertyp, der das FCB-Spiel mit dem dringend benötigten kreativen Element bereichern könnte.

Über seine Stürmer sagt Raphael Wicky: «Mir ist klar, dass unsere Stürmer nicht so treffen, wie wir und wie sie selber es wollen. Es ist ein Konkurrenzkampf, und wenn keiner trifft, ist es schwer, sich auf einen festzulegen.»

Valentin Stocker, am Sonntag noch aufgrund von muskulären Problemen nicht im Kader, hat das Abschlusstraining am Dienstag mitgemacht und anschliessend mit Marco Walker noch eine Sonderschicht eingelegt. Stocker kommt laut Wicky für einen Einsatz in Lausanne infrage. 

Über das Startspieldebüt von Samuele Campo sagt der Trainer: «Er war aktiv, er hat es probiert und gute Sachen gemacht. Ich war zufrieden. Vielleicht wollte er viel, aber ich finde, das spricht für den Charakter des Spielers. Dass er die Bälle wollte, dass er das Spiel in die Hand nehmen wollte, dass er der Mannschaft helfen wollte – das ist ein guter Charakterzug. Er ist ein Spieler, der die genialen Pässe spielen kann, den Chip hinter die Abwehr oder den Diagonalball. Die soll er spielen, er soll sich zutrauen auf den letzten 35 Metern ins Dribbling zu gehen. Diese Fähigkeiten hat er, die will ich ihm nicht nehmen. Auch wenn es mal einen Risikopass zuviel gibt. Solche Spieler müssen das machen dürfen.»

Der Gegner: Empfang zum Krisengipfel

Weil die Lausanner noch schlechter ins neue Jahr gestartet sind – mit lediglich einem Punkt (0:0 bei GC) – als der FCB (drei Punkte), wird die Nachtragspartie zu einer Art Krisengipfel. 

Die Mannschaft von Fabio Celestini machte bei der 1:4-Heimniederlage am Wochenende einen offensiv ähnlich harmlosen Eindruck wie beim letzten Aufeinandertreffen mit Basel auf der Pontaise, das Anfang Dezember ebenfalls 1:4 geendet hatte.

Vor der üblichen Minuskulisse von 3379 Zuschauern kamen gegen St. Gallen auch die beiden vom FC Basel ausgeliehenen Akteure zum Einsatz: Alexander Fransson wurde nach 55 Minuten aus- und Dominik Schmid gleichzeitig eingewechselt.

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