Der grüne Rasen trägt Früchte

Fussball löst mehr aus als Emotionen: Einer Studie zufolge haben die zehn Schweizer Clubs der Super League in der vergangenen Saison einen Umsatz von 800 Millionen Franken erzielt.

800 Millionen Franken Umsatz und 453 Millionen Bruttowertschöpfung wurden in der Saison 2013/14 an den zehn Super-League-Standorten generiert. (Bild: event-analytics.ch)

Fussball löst mehr aus als Emotionen: Einer Studie zufolge haben die zehn Schweizer Clubs der Super League in der vergangenen Saison einen Umsatz von 800 Millionen Franken erzielt.

Hoch hinaus begeben hat sich die Swiss Football League (SFL), genauer in den 34. Stock des Zürcher Prime Tower. Ein angemessener Ort, um über eine Studie mit imposanten Eckwerten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Fussballs in der Schweiz zu informieren. Demnach wurden vergangene Saison rund um den Spielbetrieb der zehn Clubs der Super League 800 Millionen Franken umgesetzt und eine Bruttowertschöpfung von 453 Millionen erzielt.

Detailstudien für die Clubs

Noch vor Ende des Jahres erhalten die zehn Super-League-Clubs auf den jeweiligen Standort heruntergebrochene Auswertungen der Untersuchungen. Dann wird man auch Ergebnisse erkennen können, die der FC Basel in der Wertschöpfungskette auslöst.

Zur Studie auf sfl.ch 

Der Auftraggeberin SFL geht es einerseits darum, ein paar «harte Fakten», wie es CEO Claudius Schäfer ausdrückt, an die Hand zu bekommen, was der Fussball in der Schweiz neben Emotionen auslöst: «Es wird intensiv produziert, konsumiert, verkauft und gearbeitet.» So kommt die von der Hochschule Luzern sowie dem Beratungs- und Forschungsunternehmen Rütter Soceco gefertigte Studie zum Ergebnis, dass am Super-League-Betrieb 3300 Arbeitsplätze hängen.

Andererseits verspricht die Liga sich von der detaillierten Auskunft über die volkswirtschaftlichen Wirkungen des Spitzenfussballs eine Versachlichung der öffentlichen Debatte: «Die negativen Begleiterscheinungen wurden in den letzten Jahren wesentlich intensiver thematisiert als die positiven Effekte, die der Fussball ausserhalb der Stadien hat», sagt Schäfer.

Fast 4000 Stadionbesucher wurden befragt

Für das umfangreiche Zahlenwerk (Schlussbericht auf der Artikel-Rückseite zum Download) wurden die wirtschaftlichen Unterlagen verwendet, die die zehn Super-League-Clubs für die Saison 2013/14 im Lizenzverfahren der SFL eingereicht hatten. Ausserdem nahmen 3738 Stadionbesucher an einer Befragung teil, von denen 1475 auf einem Onlinefragebogen Auskunft zu ihrem Konsumverhalten rund um ein Fussballspiel gaben.



Die durchschnittlichen Tagesausgaben von Matchbesuchern in der Super League – der Preis für das Eintrittsbillett ins Stadion ist dabei nicht berücksichtigt.

Die durchschnittlichen Tagesausgaben von Matchbesuchern in der Super League – der Preis für das Eintrittsbillett ins Stadion ist dabei nicht berücksichtigt. (Bild: event-analytics.ch)

In die Zahlen flossen unter anderem Eigenleistungen der Clubs für die Sicherheit ein, auch Kosten, die für öffentlichen Verkehr, die Polizei, das Sponsoring oder die Produktion der Fernsehbilder entstanden, aber keine Investitionstätigkeiten der Clubs oder andere wirtschaftliche Aktivitäten im erweiterten Umfeld des Clubfussballs wie etwa Sportwetten.

Robuste Daten, positiver Tenor

Das Institut für Tourismuswirtschaft (ITW) an der Hochschule Luzern hatte sich unlängst schon mit der wirtschaftlichen Wirkung des FC Luzern auseinandergesetzt, das in Rüschlikon ansässige sozioökonomische Beratungsunternehmen Rütter Soceco (früher: Rütter und Partner) hat eine ganze Reihe von Studien im Zusammenhang mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung von sportlichen Grossanlässen in der Schweiz verfasst. 2012 wurde im Auftrag des Weltfussballverbandes Fifa diese Fragestellung auch für die internationalen Sportorganisationen in der Schweiz beantwortet. Gemeinsam ist den Untersuchungen der durchweg positive Grundtenor – wie nun auch bei der Studie zur Super League.



Der insgesamt ausgelöste Umsatz von rund 800 Millionen Franken während einer Super-League-Saison fällt in vielen verschiedenen Branchen der Schweizer Volkswirtschaft an.

Der insgesamt ausgelöste Umsatz von rund 800 Millionen Franken während einer Super-League-Saison fällt in vielen verschiedenen Branchen der Schweizer Volkswirtschaft an. (Bild: event-analytics.ch)

Aus berufenem Mund wird die Arbeit gewürdigt: Franz Jaeger, emeritierter Professor für Wirtschaftspolitik, nennt die erhobenen Daten «robust», das Berechnungsmodell «State of the Art», die Einordung der Werte «konservativ», sprich: vorsichtig – und das Ergebnis findet Jaeger beeindruckend: Die Arbeitsproduktivität bei den zehn Super-League-Vereinen sei höher als im Schweizer Branchen-Durchschnitt, mit dem Anteil von 0,8 Promille am Bruttoinlandsprodukt sei der Fussball ein wichtiger Faktor.

Und das, obwohl «weiche Faktoren» wie Erziehungsleistung oder Integration gar nicht Niederschlag finden in der Untersuchung.«Auf dieser Pauke muss man mehr spielen», empfiehlt Jaeger, der glaubt, dass die vorliegenden Zahlen zu einer Versachlichung der öffentlichen Debatte, etwa um die Sicherheitskosten beitragen werden.

An Steuern blieben lediglich 42 Millionen hängen

Überrascht war nicht nur der St. Galler Professor, dass das Steuersubstrat bei 450 Millionen Franken Wertschöpfung niedrig ausfällt. Mit einer gewissen Unschärfe wurden in der Studie 42 Millionen Franken hochgerechnet. «Das sind keine zehn Prozent, da hätte ich mehr erwartet»; so Jaeger. Was unter anderem mit Vorsteuerabzug zusammenhängt und dem Umstand, dass die zehn Super-League-Betriebe eher ein Drauflegegeschäft sind. Vom FC Basel einmal abgesehen, der für 2012 einen Gewinn von 15 Millionen Franken und für 2013 eine Million Gewinn auswies – und dafür auch entsprechend Steuern bezahlte.

Für Hippolyt Kempf, ehemaliger Olympiasieger und heute im Bundesamt für Sport im Ressort Ökonomie und Management tätig, ist die Studie ein weiterer Beleg dafür, dass «die Kraft und die Wertschöpfung des Sport unterschätzt wird». Die sei inzwischen doppelt so hoch wie bei der Landwirtschaft. Wie profitabel die zehn Super-League-Clubs arbeiten, wurde mit der Studie nicht beleuchtet – was in der Wertschöpfungskette zunächst auch nicht von zentraler Bedeutung ist.

Bei allen volkswirtschaftlichen Parametern, die für die Studie vermessen wurden, sieht Professor Jaeger Steigerungspotenzial vor allem auf dem Spielfeld: «Eine Erhöhung der Wertschöpfung hängt von der Qualität des Fussballs ab, der gezeigt wird, auch auf der internationalen Bühne.»



Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätze, die im Zusammenhang mit einer Saison in der Super League stehen.

Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätze, die im Zusammenhang mit einer Saison in der Super League stehen. (Bild: event-analytics.ch)

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