Dank neuem Investorengeld will sich der Hamburger SV Granit Xhaka leisten. Spätestens im Sommer, so HSV-Sportdirektor Frank Arnesen, soll der 19-Jährige in die Hansestadt wechseln. Die Hamburger sind allerdings nicht alleinige Interessenten.
20 Grad und Sonnenschein herrschen im Marbella Football Center, wo der HSV sein Wintertrainingslager aufgeschlagen hat – und wo von nächsten Montag an auch der FC Basel gastieren wird. Dann könnte man an der spanischen Küste gleich einen Austausch vornehmen: Granit Xhaka gegen ein ordentliche Ablöse. Am Donnerstag bestätigte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen, dass die Hamburger dem FC Basel ein konkretes Angebot unterbreitet haben. Von sieben Millionen Euro – rund 8,5 Millionen Franken – ist die Rede.
Allerdings lassen die Hamburger bereits durchblicken, dass es mit einem Wechsel noch in dieser Wintertransferperiode wohl nichts werden wird. Daran hat auch der FC Basel, der im Februar/März vor den Achtelfinals in der Champions Leage gegen Bayern München steht, kein Interesse. Die Fühler zum FC Basel ausgestreckt haben die Hamburger bereits vor einigen Wochen, die konkrete Offerte wurde nun in den letzten Tagen noch einmal bestätigt, aber den FCB lässt sie kalt. «Wir haben dem HSV mitgeteilt, dass sein Angebot nicht interessant sei», sagt FCB-Vizepräsident Bernhard Heusler, «wir sehen keine Basis für Gespräche.»
Mindestens zehn Millionen
Was bedeutet: Der FCB will für sein Mittelfeldjuwel, das mit einem Vertrag bis 2015 ausgestattet ist, mehr Geld sehen. In Hamburg geht man aber dennoch davon aus, dass spätestens auf die neue Saison hin Nägel mit Köpfen gemacht werden. Heusler betont aber: «Es gibt nicht zwei unterschiedliche Preisschilder für den Spieler, eines für den Winter und eines für den Sommer.» Man darf davon ausgehen, dass der FCB mindestens zehn Millionen Franken verlangt.
«Ich habe zwar noch nicht mit Granit Xhaka gesprochen, aber mit seinem Berater», schildert Arnesen den Verhandlungsstand. Seit seiner Zeit beim FC Chelsea hat Arnesen Granit Xhaka im Auge, der spätestens mit dem Gewinn der U17-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren auf den internationalen Radar geriet. Beim FC Basel ist Granit Xhaka unter Trainer Thorsten Fink in die erste Mannschaft gekommen und Nationalspieler geworden. Und seit Fink im Oktober zum HSV entschwand, hat er mehrfach betont, dass er von Xhaka sehr viel hält.
Finks Versprechen
Eigentlich hatte Fink auch mehrfach unterstrichen, dass er nicht vorhabe, an Spieler des FC Basel heranzutreten. Das spielte jedoch offenbar schon ein paar Wochen später keine grosse Rolle mehr. «Wenn ich nach ihm gefragt werde, kann ich ja schlecht sagen, dass ich ihn nicht für einen guten Spieler halte», schrieb Thorsten Fink unlängst in einem Gastkommentar für die TagesWoche. Zwischen Heusler und Fink gab es beim Abschied jedenfalls keinen Gentlemen-Handschlag: «Ich habe seine Aussage zur Kenntnis genommen, aber man kennt ja das Geschäft.»
Und dieses Geschäft ist so, dass bis zum 31. Januar und dem Ende dieser Transferperiode noch viel passieren kann. Denn der HSV ist keineswegs der einzige ausländische Club, der wegen Xhaka auf der Pirsch ist. In englischen Medien werden Manchester United, Bayern München und die AC Milan genannt. Der FCB kommentiert die Namen der Clubs nicht, bestätigt aber, dass es neben dem HSV auch noch andere Interessenten gibt.
Die Frage, die sich beim HSV stellt und die Fink auch in der TagesWoche aufgeworfen hatte: Woher soll der HSV das Geld für Xhaka nehmen? «Die neun Millionen Euro, oder was immer er kosten soll, haben wir nicht», so Fink. Das könnte sich allerdings schlagartig ändern, nachdem beim HSV ein altes Investorenmodell mit neuem Leben erfüllt wird. Klaus-Michael Kühne, ein in der Schweiz domizilierter deutscher Unternehmer, der seine Milliarden in der Logistikbranche gemacht hat, scheint bereit zu sein, in seine Fussballliebe HSV weiteres Geld zu stecken. Im November traf er sich auch mit Thorsten Fink zu einem Gespräch.
Angebot für Alex Frei
In Basel bemerkt Heusler ganz allgemein, dass sich die Qualifikation für die Achtelfinals der Champions League auch auf das Verhalten der abwerbenden Clubs ausgewirkt hat. Dem FCB wird mit einem gewissen Respekt begegnet. Und die ausländischen Vereine wissen, dass FCB-Profis nur mit wirklich ernsthaften Offerten zu locken sind: «Es kommen kaum mehr Anfragen aufs Geratewohl.»
Trotzdem sind die Basler weiterhin gefragt. Vor allem über Agenten, die mit einer Vollmacht eines Clubs ausgestattet sind, erreichen den FCB immer wieder Interessensbekundungen. Zuletzt etwa wurde aus England für Alex Frei wieder eine Anfrage deponiert, auch für Fabian Frei gab es Interessenten. «Eigentlich gibt es nicht einen einzigen Spieler in unserem Kader, für den wir nicht eine Anfrage bekommen haben», sagt Heusler, «aber in neunzig Prozent der Fälle verpuffen diese Dinge ins Nichts.»
Artikelgeschichte
Um 16:23 die Bestätigung des FCB eingefügt, dass es neben Hamburg auch noch andere Interessenten gibt und den Titel dementsprechend abgeändert.