Der Kampf gegen Wind und Schnee

Bischofshofen hat den Kampf gegen die Elemente verloren. Das letzte Springen der Vierschanzentournee musste abgebrochen werden, und Gregor Schlierenzauer ist Gesamtsieger. In Adelboden und Bad Kleinkirchheim hofft man, die Rennen am Samstag starten zu können.

Ein dreiviertel Meter Neuschnee machen die Vorbereitungen in Adelboden zum Gewaltakt. (Bild: Keystone)

Bischofshofen hat den Kampf gegen die Elemente verloren. Das letzte Springen der Vierschanzentournee musste abgebrochen werden, und Gregor Schlierenzauer ist Gesamtsieger. In Adelboden und Bad Kleinkirchheim hofft man, die Rennen am Samstag starten zu können.

Nach Springer Nummer 39 wurde die Qualifikation zum letzten Springen der 60. Vierschanzentournee am Freitag abgebrochen. Der Slowene Jurij Tepes rutschte mit rudernden Armen die Anlaufspur der Paul-Aussenleitner-Schanze in Bischofshofen hinunter, der feuchte Neuschnee bremste den 22-Jährigen sichtlich, und nur der Geistesgegenwart des Springers war es zu verdanken, dass die Situation glimpflich ausging: Vor dem Schanzentisch richtete er sich vorsichtig auf, sprang mit weit ausgebreiteten Armen und ohne Druck zu geben ab und landete sogleich wieder am Beginn des Bakkens.

15 Meter mag er unterwegs gewesen sein, wo die Springer zu Beginn der Qualifikation noch deutlich jenseits der 100-Meter-Marke gelandet waren. Für die Jury der FIS war das bei leichtem Schneefall und wechselnden Windverhältnissen das Signal zum Abbruch der Qualifikation. Um 16.30 Uhr nahmen sämtliche 62 Springer unter Flutlicht den letzten Wettbewerb der 60. Vierschanzentournee in Angriff. Es wurde nicht nach dem K.o.-Modus der Tournee gesprungen, sondern im Weltcup-Modus.

Vorentscheidung zugunsten Schlierenzauers

Mit einem Sprung auf 135 Meter führte der Österreicher Thomas Morgenstern nach dem ersten Durchgang vor dem Norweger Anders Bardal, der gleichweit sprang, aber die niedrigeren Noten erhielt. Dritter war der in der Gesamtwertung führende Gregor Schlierenzauer, dessen 131 Meter schon eine Vorentscheidung bedeuteten. Denn sein ärgster Konkurrent, Landsmann Andreas Kofler, landete nach Schwierigkeiten nur bei 122 Metern. Für den nach dem vorzeitigen Abgang von Simon Ammann letzten in der Tournee verbliebenen Schweizer war im ersten Durchgang Schluss: 113 Meter reichten für Marco Grigoli nur zu Platz 42.

Als 27. erreichte Kofler gerade noch so den zweiten Durchgang, doch die Tournee war für ihn, der mit seinem Triumph in Innsbruck die Hoffnung Schlierenzauers auf den Eine-Million-Euro-Jackpot für vier Siege bei den vier Tourneespringen platzen liess, nicht mehr zu gewinnen.

Lotterie in Bischofshofen abgebrochen

Erneut einsetzender Schneefall in Bischofshofen machte auch den letzten Durchgang zu einer unsicheren Angelegenheit. Über 20’000 Zuschauer harrten seit vielen Stunden an der Schanze aus. Um 18.15 Uhr unterbrach die Jury die Enscheidung, um den in dicken Flocken fallenden Schnee aus der Anlaufspur zu blasen. Kofler führte zu diesem Zeitpunkt mit dem weitesten Sprung des Tages auf 140 Meter. Einige Springer, die ihren zweiten Versuch absolviert hatten, sprachen von Verhältnissen jenseits des vertretbaren Limits.

Doch die TV-Stationen waren live auf Sendung (SF, ORF, Eurosport – die ARD hatte zum Biathlon umgeschaltet), und die FIS stand unter gewaltigem Druck, den Showdown irgendwie zu einem Ende zu bringen. Um 19.05 Uhr wurde die Unternehmung vernünftigerweise endgültig abgebrochen und der erste Durchgang gewertet. Renndirektor Walter Hofer sagte: «Es ist uns nicht gelungen, gleichwertige Bedingungen herzustellen.»

Morgenstern gewann damit das letzte Springen, Gesamtsieger der 60. Vierschanzentournee mit einem Vorsprung von umgerechnet 15 Metern aber ist Gregor Schlierenzauer.

In Adelboden wird geschuftet

Mit 70 Zentimeter Neuschnee, der in der Nacht auf Freitag und tagsüber gefallen ist, kämpfen die Veranstalter der Weltcup-Rennen in Adelboden. Am Samstag steht der traditionelle Riesenslalom am Chuenisbärgli auf dem Programm, am Sonntag ein Slalom der Männer (erster Lauf jeweils: 10.30 Uhr, zweiter Lauf: 13.30 Uhr/SF2 live). Mit Pistenfahrzeugen wurde schon vor der Morgendämmerung am Freitag damit begonnen, den Neuschnee aus der Piste zu räumen.

Rund 25-30 Zentimeter Pulverschnee müssen nun noch von den Helfern beiseite geräumt werden, ehe der letzte Feinschliff vorgenommen wird. Unterstützt werden die Adelbodener von einem 80-köpfigen Aufgebot der Schweizer Armee, das sich von Wengen aus ins Engstligental aufgemacht hat.

Organisatoren sind optimistisch

Das grösste Problem ist, wie sich der Einsatz der schweren Räumfahrzeuge und die Feuchtigkeit auf die seit Tagen eigentlich rennbereit präparierte Piste auswirken wird. Mittels eines Injektionsbalken wird Wasser in die Schneedecke eingebracht, und wenn es sein muss, wird auch Kunstdünger zum Einsatz kommen.

Die Organisatoren gaben sich am Freitag zuversichtlich, dass das Rennen am Samstag stattfinden kann. Der Wetterbericht meldet für die Nacht die notwendigen Minustemperaturen, die Schneefälle sollen nachlassen und für den Rentag sind sogar ein paar Sonnenstrahlen vorhergesagt. Die Zuschauer werden dringend aufgerufen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Shuttleservice ab Reichenbach) anzureisen, da nach den Schneefällen nicht ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.

Zur Startliste für den Riesenslalom geht es hier.

Frauen vom Wind verweht

Auch ein paar Kilometer südlch von Bischofshofen behielt das Sturmtief Andrea die Oberhand: Das zweite Training für die Weltcup-Abfahrt der Frauen in Bad Kleinkirchheim ist am Freitagvormittag abgesagt worden. In Kärnten bliess der Wind zu stark und böig mit Spitzen bis zu 130 Stundenkilometern. Damit müssen die Frauen die dritte Abfahrt des Winters am Samstag (11.45 Uhr/SF2 live) nach nur einer Übungsfahrt in Angriff nehmen.

In Bad Kleinkirchheim wird erstmals seit sechs Jahren wieder eine Frauen-Abfahrt ausgetragen. Im ersten Training, in dem die Österreicherin Anna Fenninger die Schnellste war, hatten zahlreiche Fahrerinnen Mühe mit der anspruchsvollen Strecke bekundet und waren Torfehler gefahren. Mit der Kritik an der Kurssetzung des Schweizers Jan Tischhauser im extrem steilen Startabschnitt blitzte Fahrersprecherin Lara Gut gegenüber FIS-Renndirektor Atle Skaardal ab. Der hat nach den Wetterprognosen sowieso Zweifel, ob am Samstag gestartet werden kann.

Höfl-Riesch nicht am Start

Die Deutsche Maria Höfl-Riesch lässt die Abfahrt wie auch auch den Super-G am Sonntag aus. «Es werden seit meinen Kreuzbandverletzungen 2005/06 die allerersten Rennen sein, die ich auslasse», teilt die Partenkirchenerin auf ihrer Internetseite mit. Es sei zu gefährlich, mit einer Fieber-Grippe zu starten, sie müsse auf ihre Gesundheit achten, so die Partenkirchenerin, die als Titelverteidigerin im Gesamtweltcup bereits einen grossen Rückstand hat auf ihre grosse Widersacherin, Lindsey Vonn (USA).

Zur Startliste für die Frauen-Abfahrt geht es hier.

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