Am Donnerstag empfängt der FC Basel den FC Os Belenenses im St.-Jakob-Park (19 Uhr). Gegen die portugiesische Unbekannte ersetzt Germano Vailati den verletzten Stammtorhüter Tomas Vaclik. Die Absenzenliste wird nicht länger, aber sie verändert sich.
Urs Fischer bleibt wenig erspart. Eigentlich nichts. Da steht ihm seit Wochen eine Vielzahl an Abwehrspielern nicht zur Verfügung. Er muss den rechten Verteidiger Michael Lang immer wieder auf links einsetzen. Er ist gezwungen, Taulant Xhaka, den er lieber im defensiven Mittelfeld sehen würde, eine Reihe nach hinten zu versetzen. Und nun fällt auch Philipp Degen aus.
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Eine genaue Diagnose hat der FCB noch nicht kommuniziert. Dem rechten Aussenverteidiger bereitet die Schulter Probleme, er wird am Donnerstag operiert. Bis Ende Jahr wird er nicht mehr spielen können.
Von Crayton über Colomba und Wessels zu Vailati
Doch damit nicht genug. Urs Fischer muss am Donnerstag in der Europa League gegen Os Belenenses (19 Uhr) auch auf seinen Torhüter Tomas Vaclik verzichten. Der Tscheche verletzte sich beim 2:0-Sieg gegen den FC Sion am Knie, ein Einsatz gegen den Dreizehnten der portugiesischen Liga steht nicht zur Diskussion.
Fischer ist schon froh, wenn sein Torhüter Nummer 1 am Wochenende für das Spitzenspiel gegen die Young Boys wieder zur Verfügung steht. Sicher ist auch das nicht. Mit Degen und Vaclik wird die Verletztenliste des FCB nicht wesentlich länger, schliesslich steht der Linksverteidiger Behrang Safari wieder zur Verfügung. Aber sie verändert sich.
Behrang Safari (in Grün) ist wieder mit dabei im Mannschaftstraining und bereit für einen Einsatz. Er wird gegen Belenenses oder am Wochenende gegen die Young Boys sein Comeback geben. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Im dritten Spiel der Europa League steht also Germano Vailati im Tor. Und dieser Wechsel hat Seltenheitswert: In den letzten fünf Saisons spielte bei einer einzigen Europacup-Partie der Ersatztorhüter, in den letzten zehn Saisons bei deren acht.
Als Franco Costanzo 2009/10 nach einer Knie-Operation ausfiel, waren es beispielsweise der heutige Torhütertrainer Massimo Colomba (3 Spiele) und Stefan Wessels (1). Louis Crayton durfte 2006/07 und 2007/08 dreimal ran. Und Yann Sommer wurde 2012/13 durch Vailati ersetzt, als in der Champions-League-Qualifikation gegen Tallinn der Rasen bereits gemäht war.
Die Einsätze der FCB-Ersatztorhüter in den letzten 10 Jahren | ||||
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Saison | Ersatztorhüter | Liga | Europacup | Cup |
15/16 | Germano Vailati | 0* | 0* | 2* |
14/15 | Germano Vailati | 5 | 0 | 6 |
13/14 | Germano Vailati | 2 | 0 | 4 |
12/13 | Germano Vailati | 0 | 1 | 3 |
11/12 | Massimo Colomba/Marcel Herzog | 3 | 0 | 3 |
10/11 | Massimo Colomba/Yann Sommer | 6 | 0 | 4 |
09/10 | Massimo Colomba/Stefan Wessels | 17 | 4 | 5 |
08/09 | Yann Sommer/Oliver Stöckli | 9 | 0 | 2 |
07/08 | Louis Crayton | 8 | 2 | 4 |
06/07 | Louis Crayton | 2 | 1 | 0 |
05/06 | Louis Crayton | 0 | 0 | 1 |
* Gezählt sind Spiele, in denen der Ersatztorhüter in der Startformation stand. |
Fischer stellt klar, dass ihm der Torhüterwechsel keine schlaflosen Nächte bereitet: «Wir haben mit Germano Vailati und Mirko Salvi zwei sehr gute Goalies, ich mache mir keine Sorgen», sagt der 49-Jährige. Für Vailati ist es die erste echte Probe, nachdem er sich zweimal im Schweizer Cup gegen die Abschlüsse unterklassiger Mannschaften wehren musste und dabei nur bei einem Elfmeter bezwungen wurde.
Ob der Tessiner gegen die Portugiesen mit einer Vielzahl an Schüssen eingedeckt wird, ist fraglich. Fischer spricht von einer Mannschaft, die «ihre Stärken in der Defensive hat». Höchstwahrscheinlich werden die Konter des «schnell umschaltenden Teams» die gefährlichste Waffe Belenenses’ sein.
Viel Grund zur Sorge hat Urs Fischer nicht. Einen Tag vor dem dritten Spiel zur Europa League bringt es ihn auch nicht aus der Fassung, dass er wegen eines Kommunikationsproblems 15 Minuten auf dem Podium warten muss. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Für Fischer entscheidend ist, nicht wegen eines provozierten Ballverlusts gleich einem Tor hinterherzulaufen. Das würde die Aufgabe erschweren, bei der die Favoritenrolle den Baslern gehöre, ist der Trainer überzeugt.
Eine Notabwehr, die keine Premiere wäre
Geduld ist also gefragt in diesem dritten Spiel der Gruppe I, die die Basler mit dem Punktemaximum vor Paulo Sousas ACF Fiorentina anführen. Und Geduld heisst für Fischer nicht, das Tempo zu drosseln. Es bedeutet, «die Angriffe über die andere Seite zu spielen, wenn es auf der einen nicht klappt».
Auf den Seiten könnten in der hintersten Reihe Taulant Xhaka auf rechts und Michael Lang auf links beginnen. Im Zentrum sieht es danach aus, dass Walter Samuel nach überstandenen Problemen an der Achillessehne neben Marek Suchy zum Einsatz kommt. Es wäre zwar eine Abwehr aus der Not, die aber in dieser Formation bereits gegen Lech Posen Teil des 2:0-Erfolgs war.
Sechzehntelfinals sind noch nicht in Griffweite
Ein Sieg gegen Belenenses, das die abgelaufene Spielzeit in Portugal auf Platz sechs abgeschlossen hatte, würde die Basler einen grossen Schritt näher an die Sechzehntelfinals bringen. Mathematisch reicht dem FCB auch diese Punktezahl nicht zur vorzeitigen Qualifikation.
Trotzdem: «Mit dem Maximum nach drei Spielen müsste es schon mit dem Teufel zu und her gehen, die Sechzehntelfinals noch zu verpassen», sagt Fischer, der allerdings auch weiss: «Einige hier haben das schon erlebt.» In der Europa League 2009/10 reichten neun Punkte in der Gruppe mit der AS Roma, dem FC Fulham und CSKA Sofia nur zu Platz 3.
Behrang Safari war damals dabei. In einer der wenigen Saisons, in denen der Ersatztorhüter im Europacup zum Einsatz kam. Es dürfte die einzige Parallele zur Aktualität bleiben.
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Mitarbeit: Sebastian Wirz