Der neue FCB-Präsident Burgener muss erste Schlappe einstecken

Mit grossem Zuspruch von 1512 stimmberechtigten Mitgliedern ist Bernhard Burgener zum neuen Präsidenten des FC Basel bestimmt worden. Der Nachfolger von Bernhard Heusler muss allerdings hinnehmen, dass die Mitglieder Jean-Paul Brigger nicht in den Vorstand des Vereins wählen. Der Walliser wird dessen ungeachtet aber Delegierter des Verwaltungsrates der FC Basel AG.

Stab- und Trikotübergabe: Der alte FCB-Präsident Bernhard Heusler mit Nachfolger Bernhard Burgener (links). (Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)

Eigentlich verlief die 123. Generalversammlung des FC Basel so, wie man sie erwarten durfte: Auf ein glänzendes Jahr 2016 wurde zurückgeblickt, Bilanzzahlen ohne Vergleich vorgetragen und eine Ära beendet. Und als Höhepunkt wurde der abtretende Bernhard Heusler zum Ehrenpräsident gewählt, mit stehendem Applaus von über 1500 Mitgliedern, die den Weg in den St.-Jakob-Park zur Freilichtveranstaltung gefunden hatten.


Auch die Stabübergabe verlief, wie sie mit der ausserordentlichen Mitgliederversammlung im April vorgespurt worden war: Bernhard Burgener, der neue Mehrheitsaktionär der FC Basel Holding AG, wurde zum Präsidenten des Vereins und der FC Basel 1893 AG gewählt. Dies mit grosser, wenn auch nicht überwältigender Mehrheit. Von 1512 Stimmberechtigten wählten ihn 1241 ins Amt des Clubpräsidenten. Noch etwas grösser war die Zustimmung bei der Wahl Burgeners in die Verwaltungsräte von Holding und AG.

Doch kaum war Burgener gekürt, kaum hatte er sich bedankt und versprochen: «Ich werde den Schatz hüten», kaum also war die Hauptweiche für die Zukunft des FC Basel gestellt, da musste Burgener auch schon eine erste Niederlage im neuen Amt einstecken: In einem kurzen, durch ein Votum aus den Reihen der Mitglieder aufgeladenen Moment blieb Jean-Paul Brigger die Wahl in den Vorstand des Vereins versagt. Der Mann aus dem Wallis, der als Delegierter des Verwaltungsrates so etwas wie der starke Mann oder zumindest das neue Gesicht des FCB nach aussen werden soll.

Bernhard Burgeners Antrittsrede: «Basel bleibt Basel»

«Liebe Mitglieder, lieber Vorstand, von tiefstem Herzen ein grosses Dankeschön. Ich bin mir der Herausforderung bewusst. Sie legen mir viel in die Hand und ich werde diesen Schatz hüten und versuchen, die Erfolgsgeschichte fortzuführen. Aber nicht alleine. Ich habe in den letzten Wochen ein Team zusammengestellt, und es freut mich, dass viele aus Basel dabei sind. Und auch viele aus der Schweiz (Gelächter). Basel bleibt Basel. Und zwar für immer rot-blau.»

Brigger: Nicht gewählt und doch gewählt

Die Kritik, eine einzelne Stimme, die von den Mitgliedern auf den Rängen der Gellertkurve zunächst mehrheitlich mit Beifall quittiert wurde, richtete sich gegen die Nähe von Brigger zur skandalumtosten Fifa und deren Ex-Präsident Sepp Blatter. Der Tenor des Votums: Der FCB soll nicht in Verbindung mit dem Fussballweltverband gebracht werden. Dies mit dem expliziten Hinweis darauf, dass Brigger nicht etwelchen Vorwürfen oder Untersuchungen im Zusammenhang mit den Fifa-Turbulenzen ausgesetzt gewesen ist. Brigger übt dort seit Jahren Funktionen in technischen Kommissionen aus.

An der Generalversammlung nahm Brigger nicht teil, weil er derzeit an der U20-Weltmeisterschaft in Südkorea weilt. Und die Abstimmung in Basel über seine Wahl in den Vereinsvorstand endete mit einer Absage an den Walliser: Er bekam lediglich 726 Ja-Stimmen und verfehlte damit das einfache Mehr um 25 Stimmen.

Burgener: «Ich bin erschüttert»

Versammlungsleiter Bernhard Heusler musste bei seinem letzten öffentlichen Auftritt für den FCB schwer schlucken. Bernhard Burgener sprach von einer ungerechtfertigten «Vorverurteilung» Briggers und räumte nach dem Abstimmungsergebnis ein: «Ich muss sagen: Ich bin erschüttert.»

Dem Affront, der die Absage an Brigger für Burgener bedeuten muss, folgte eine weitere Abstimmung: Darüber, ob Brigger in der FC Basel 1893 AG zum Delegierten des Verwaltungsrates gewählt werden soll. Es ist die eigentlich operative Funktion im neuen Führungskonstrukt beim FCB, die Wahl in den Vereinsvorstand hat eher eine symbolische Kraft, darf aber als Vertrauensbeweis begriffen werden. Oder eben nicht.

Die Personalie war ganz offenkundig auch nicht gut vorbereitet gewesen. Erst am Donnerstag hatte der FCB die Namen der Kandidaten publiziert, vorgestellt wurden die neuen Köpfe der Generalversammlung jedoch mit keiner Silbe.

Kurz warb Burgener noch einmal um die Gunst für den Mann seiner Wahl («Jean-Paul Brigger hat bei der Fifa einen guten Job gemacht, ich kenne keinen mit so einem grossen Netzwerk, und er hat unser Vertrauen verdient»), und die Stimmung kippte: Mit 983 Stimmen erhielt Brigger plötzlich die nötige Zustimmung.

Daraufhin wurde sogar darüber abgestimmt, ob über den Posten im Vereinsvorstand noch einmal befunden werden sollte. Aber da machten die Mitglieder erneut einen Salto rückwärts: Der Antrag wurde abgeschmettert.

Skeptische Nachfragen an den neuen Besitzer

Ein Makel bleibt also an diesem Abend. Bernhard Burgener musste auch zur Kenntnis nehmen, dass Mitglieder in Sorge sind über sein Modell von der Dividendenausschüttung, die er vornehmen will, wenn die FC Basel 1893 AG Gewinn abwirft. Der neue Mehrheitsaktionär und Präsident sah sich deshalb veranlasst, noch einmal zu verdeutlichen, dass er Unternehmer sei, den Kaufpreis der Aktien mit eigenem Geld sowie Fremdkapital bezahlt und dass er an eine Dividendenausschüttung denkt, «solange Gewinn gemacht wird».

Gleichzeitig betonte er, dass er sich dem Aktionärsbindungsvertrag unterwirft, der damals schon bei der Weitergabe der Holding-Aktien von Gigi Oeri an Bernhard Heusler bestanden hatte und nun für fünf Jahre in erneuerter Form verlängert wird: «Eine geniale Idee», nennt Burgener dieses Instrument, das als zentralen Punkt die Defizitgarantie der Holding gegenüber der FC Basel 1893 AG beinhaltet und ausserdem die Verpflichtung, dass das aktuell erwirtschaftete Eigenkapital nicht unterschritten wird.

Ausserdem wurde Burgener von einem Mitglied aufgefordert, seine bereits im April vor den Mitgliedern formulierte Absicht, bei einem Weiterverkauf der Aktien die Generalversammlung mitbestimmen zu lassen, eine konkrete Zusage folgen zu lassen. Dazu sagte Burgener: «Ich stehe zu Basel. Das Letzte, was ich will, ist, den FCB an einen ausländischen Investor zu verkaufen.»

Die Wahlen bei der 123. Generalversammlung des FC Basel

Im Vereinsvorstand bestätigt wurden Benno Kaiser, Reto Baumgartner und Dominik Donzé. Neu sind: Bernhard Burgener (Präsident), Peter von Büren und Marco Streller. Nicht gewählt: Jean-Paul Brigger.

Die Vereinsmitglieder erklärten sich einverstanden mit der Bestellung in den Verwaltungsrat der FC Basel AG von: Bernhard Burgener (als Verwaltungsrat und Präsident des Gremiums), Marco Streller, Massimo Ceccaroni, Alex Frei sowie Patrick Jost.

Im Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG dabei sind Bernhard Burgener als Mehrheitsaktionär (90,4 Prozent), Karl Odermatt sowie Peter von Büren.

Die abtretenden Verwaltungsräte und Vorstandsmitglieder des FC Basel, Vize-Präsident Adrian Knup, Sportdirektor Georg Heitz sowie Stephan Wertmüller und René Kamm wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, Bernhard Heusler zum Ehrenpräsidenten. Er ist damit nach Gigi Oeri der zweite Ex-Präsident des Vereins, dem dies zuteil geworden ist.

Am Montag, 12. Juni, halten die FC Basel Holding AG und die FC Basel 1893 AG ihre Generalversammlungen ab. Damit geht die Ära von Heusler und Co. endgültig zu Ende und beginnt ein neuer Abschnitt.

Zu den wichtigeren Entscheidungen, die an der Generalversammlung getroffen wurden, zählt die Eingliederung des sogenannten Dream Team in den FC Basel. Das sind 80 geistig oder körperlich behinderte Menschen, die bisher beim BSC Old Boys Basel und unter grossem Engagement der Familie Fumagalli Fussball spielen.

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