Der rotblaue Feldzug zu Sitten: von Gralshütern und Knappen 

Das Tourbillon wurde gegen den FC Basel seinem Ruf als Festung gerecht. Unsere Einzelkritik zu den Baslern – für einmal sagenhaft. 

Drei Basler und ein Sittener streiten um den Ball. (Bild: (KEYSTONE/Laurent Gillieron))

Tomas Vaclik | Torhüter

Als unbestrittene Nummer 1 übernimmt Vaclik traditionellerweise die Rolle des Gralshüters. Und das tat er auch gegen Sion lange ohne Fehl und Tadel. Es kam ja auch nichts auf sein Tor. Und die irrlichternden Flanken pflückte er sicher aus der Walliser Bergluft – bis wenige Sekunden nach der Pause plötzlich Adryans Gewaltschuss heranrauschte. Vaclik liess den Ball aber nach vorne abprallen und Cunha köpfelte ein. Der Gral war damit enttarnt. Und Vaclik musste sich im zweiten Spiel hintereinander mit einer Teilschuld am Gegentor bezwingen lassen.  

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Unbarmherzig im Zweikampf und unwiderstehlich in der Offensive: Lang gilt nicht nur wegen seiner Frisur als Prinz Eisenherz der Aussenbahn. Doch der Ruf droht zu verblassen, denn auch gegen Sion gelang Lang nichts Entscheidendes. In der 38. Minute musste er sich von Milosavljevic gar tunneln lassen – ein Stich ins Herz des Eisernen, der wieder einmal auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger einer Viererkette auflaufen durfte. 

Gralshüter Vaclik hilft Haudegen Akanji auf die Beine.

Marek Suchy | rechter Innenverteidiger

Der Regent wankt, auch gegen Sion unterliefen Abwehrpatron Suchy ungewohnte Stockfehler. Ein missglückter Befreiungsschlag in der 13. Minute landete direkt in den Reihen des Gegners und das vollkommen missglückte Dribbling gegen Schneuwly in der 43. Minute zeigte, dass Suchy zurzeit weniger fest im Sattel sitzt als auch schon. Immerhin: Für die gewonnene Tjost gegen Zock in der 28. Minute gab es Szenenapplaus – und die zweite gelbe Karte der Saison. 

Manuel Akanji | linker Innenverteidiger

Hat die Rolle des Knappen längst abgestreift und sich zum echten Haudegen entwickelt. Akanji war gegen die bulligen sittener Stürmer mit seinem kräftigen Körper zur Stelle und sorgte mit präsizer Abwehrarbeit für Entlastung. Kurz nach der Pause verursachte er im Zweikampf mit Cunha einen gefährlichen Freistoss für Sion, der allerdings das Basler Tor deutlich verfehlte. 

Blas Riveros | linker Aussenverteidiger

Riveros wurde dank einer erneuten Systemumstellung in die Startelf gespült und gab dem Gaul gleich die Sporen: Gut so, denn seine Stärke liegt im Galopp, der ihn in der 40. Minute nach schönem Solo und Doppelpass mit Bua bis vor Mitryushkins Tor trug – wo sogleich die Schwäche zutage trat: die Präzision. In der Defensive mit einer guten Aktion, als er Constant im letzten Moment den Ball vom Fuss und über Vaclik hinweg ins Aus spitzelte.

Durchatmen beim einen, Verzweiflung beim andren. Stimmungsbild aus dem Tourbillon.

Luca Zuffi | defensiver zentraler Mittelfeldspieler

Auf seiner angestammten Position als Sechser klebte dem Mittelfeldstrategen das Pech an den Sporen: Seinen Abschluss in der 73. Minute blockte ein Sittener penaltywürdig mit dem Arm. In der Nachspielzeit liess er sich von Mboyo den Ball abluchsen und musste zusehen, wie dessen Abschluss an den Aussenpfosten klatschte. Zudem wenig effektiv bei Standards.

Taulant Xhaka | defensiver zentraler Mittelfeldspieler

Taulant Xhaka braucht Bodenhaftung, der Ritt hoch zu Ross ist seine Sache nicht. Formidabel, wie beweglich sich der Streiter mit dem Ball am Fuss um die eigene Achse drehen kann und damit das Spiel beschleunigt. Den Freistoss hatte er im Cup gegen Wettswil-Bonstetten aus ähnlicher Position noch versenkt, doch im Wallis hielt Mitryushkin sicher. In der 35. Minute sah er nach einem Foul gelb und trug damit immerhin zur Stimmung bei. Durfte das Feld in der 73. für Fransson verlassen. 

Renato Steffen | rechter Flügel

Just als sich der Flügelspieler auf links eingerichtet hatte, wurde er von Wicky gegen Sion wieder auf die rechte Flanke beordert. Dort holte er sich in der 22. Minute eine gelbe Karte ab und blieb davon abgesehen farblos. Beispiel: sein Querschläger vor Mitryushkin in der 45. Minute. Schuss? Flanke? Rohrkrepierer! 

Szene eines Abnutzungskampfs: Gelb für Steffen.

Mohamed Elyounoussi | zentraler Mittelfeldspieler

Wirbelwind heisst das Tourbillon übersetzt auf Deutsch und als solcher versuchte sich Elyounoussi in Szene zu setzen. In der 16 Minute legte er van Wolfswinkel dessen erste Chance auf den Fuss, danach kam wenig vom Norweger, im Gegenteil: Elyounoussi nahm seinen Mitspielern mit fehlerhaften Zuspielen wiederholt den Wind aus den Segeln in diesem Spiel, in dem es einen präzisen Ballverteiler gebraucht hätte. In der 84. war die Luft draussen und Elyounoussi ging für Callà.

Kevin Bua | rechter Flügel

Eben erst genesen nach einer Muskelverhärtung sauste Bua im Wallis bereits wieder wie ein Pfeil über den Rasen. Seidenfein, wie er in der 45. Minute den Ball mit einem Gewaltssprint einholte und mit dem Absatz auf Steffen zurücklegte, doch der wusste zu Buas Leidwesen wenig damit anzufangen. Der Versuch, es selbst besser zu machen, landete zwei Minuten später knapp neben dem linken Pfosten. Noch reicht die Kraft bei Bua nicht für die volle Spielzeit, nach 76. Minuten machte er Platz für Oberlin. 

Ein Kuss für die Maid zuhaus: Ricky van Wolfswinkel küsst nach dem Tor seinen Ehering.

Ricky van Wolfswinkel | Sturmspitze

Bedauernswerter Nicolas Flüchinger: Wie ein Steigbügelhalter hiefte er Ricky van Wolfswinkel per Fehlpass in den Sattel, und wenn der Kronprinz erstmal sitzt, dann sitzt auch sein Abschluss zum 0:1, sieben Minuten waren da gespielt. Doch was wäre die Mär ohne Schmach. In der 19. Minute setzte van Wolfswinkel den Penalty deutlich neben das Tor, beendete damit die Serie von 17 verwandelten Basler Penaltys in Serie (letzter verschossener Elfer: Shkelzen Gashi am 12. August 2015 gegen Thun) und gleichfalls die Chance, dem Spiel früh den rotblauen Stempel aufzudrücken. So bleiben Licht und Schatten beim schönen Recken, der in Zahlen ausgedrückt – sechs Tore in sechs Spielen – durchaus ein Königstransfer bleibt.


Alexander Fransson | defensives Mittelfeld

Fransson, der sich einst selbst «Der Prinz» nannte, kam in der 72. Minute für Taulant Xhaka, klopfte in der 90. Minute einmal beherzt ans Sittener Tor, wurde abgewiesen und blieb sonst ohne nennenswerte Aktionen. 

Dimitri Oberlin | linker Flügel

Kam in der 76. Minute für Kevin Bua, fügte sich mannschaftsdienlich ins Kollektiv ein und hört damit das Signalhorn von Raphael Wicky, der ihn für seine eigensinnige Art gegen Lugano abgemahnt hatte. 

Davide Callà | zentrales offensives Mittelfeld

Callà kam in der 84. Minute zu seinem Saisondebüt in der Super League (!) und wollte sich nach dem Spiel nicht zu laut über mangelnde Spielpraxis beklagen: «Natürlich will ich mehr spielen, jeder will das. Aber die Mannschaft befindet sich im Umbruch, das respektiere ich. Meine Zeit wird kommen.»

Nicht eingesetzt beim FC Basel: Mirko Salvi (Torhüter); Omar Gaber, Eder Balanta,  Dominik Schmid. 

Nächster Artikel