Der RTV Basel im Rückblick der Hinrunde: ein schlechter Gast

Der RTV Basel zeigt sich in der Hinrunde als starkes Heimteam. In fremden Hallen fehlt aber die Konstanz.

RTV Basel 2015/2016.

(Bild: Robert Varadi)

Die erste Hälfte der Qualifikationsrunde hat der RTV Basel gerade hinter sich gebracht. Während die Realturner bei ihren Heimspielen stets grosse Klasse bewiesen haben, gastieren sie in fremden Hallen noch ungern. Beim relativ ausgeglichenen, vorletzten Auswärtsspiel gegen St. Otmar St. Gallen schien der Fluch gebrochen zu sein. Das Endspiel der Hinrunde gegen Wacker Thun in der Lachenhalle Thun mit dem 23:36 (13:15) Ergebnis bleibt wohl als unangenehmer Rückfall in Erinnerung. Nun steht der RTV Basel auf dem achten Tabellenplatz.

Jeder Zauberkünstler kennt das Problem: Im vertrauten Kreise mögen die komplexesten Handgriffe virtuos gelingen, vor fremdem Publikum aber das Kartendeck schon bei der ersten Nummer zu einem Papierhagel zerbersten. Vom sogenannten Vorführeffekt scheint zumindest auch der RTV Basel betroffen zu sein, wenn er die familiäre Rankhofshalle verlässt. Die jüngsten Aufsteiger in die Nationalliga A aus Basel verlieren zuhause kaum eine Partie. Bei Gastspielen scheint die Mannschaft jedoch wie verhext zu sein. Ein Rückblick auf die erste Hälfte der Qualifikationsrunde. 

Mit der Tabelle zufrieden

Die jüngste 23:36 (13:15) Niederlage des RTV Basels gegen Wacker Thun erscheint gerade deshalb als schwerer Schlag, weil es für die Realturner einen Rückfall in alte Muster bedeutet. Gerade eine Woche davor erzählte RTV Topscorer Rares Jurca, kurz nach dem 31:20 (14:10) Heimsieg gegen TSV Fortitudo Gossau, dass der Gastspielfluch seines Teams mit der verhältnismässig knappen 32:26 (16:14) Auswärtsniederlage gegen St. Otmar St. Gallen gebrochen sei. Warum es überhaupt so weit gekommen war, hatte Jurca auch eine Erklärung:

«Man fühlt sich zuhause immer wohler. Ich esse auch lieber zuhause, als in irgendeinem neuen Restaurant, wo ich nicht weiss, was ich serviert kriege», erzählt der rumänische Topscorer Jurca, «Es ist hier eine geile Atmosphäre, ob wir 500, 1000 oder auch 200 Zuschauer haben. Die Leute sind hier mit dem Herzen dabei. Sie feuern uns an und das macht natürlich Spass. Auswärts war es ein bisschen anders.» 




«Punktemässig sind wir mit dem zufrieden, was wir bis jetzt erreicht haben,» sagte wiederum RTV Trainer Silvio Wernle eher nüchtern nach dem Sieg gegen Gossau, während die Realturner im Hintergrund aus ihrer Kabine johlten und noch auf dem siebten Tabellenplatz standen, «Wenn man die Matches aber anschaut, könnten wir eigentlich zwei Punkte mehr haben. Bei den Auswärtsspielen fehlt die Konstanz.»

Erfolg ohne Prognosen

Die Serie an Niederlagen in fremden Hallen steht umso stärker in Kontrast zum Heimteam, das sich in der Rankhofshalle präsentiert. In Zürich verlor der RTV Basel mit dem eklatanten 23:39 (10:18) Ergebnis gegen GC Amicitia Zürich. In Basel besiegten sie den amtierenden Schweizer Cupsieger Pfadi Winterthur mit 21:19 und verloren nur knapp gegen dem Ligenkrösus Kadetten Schaffhausen mit 25:27 (11:12). Es war dabei der Vereinspräsident und Mäzen der Kadetten Giorgio Behr selbst, der in seiner ersten Pressekonferenz der Saison scherzhaft sagte, dass er die neuen Aufsteiger aus Basel in der Finalrunde erwarte.

Die Philosophie von Trainer Silvio Wernle bleibt hingegen seit eh und je die gleiche: Bis eine Partie zu Ende gespielt wird, ist für ihn noch nicht an die nächste zu denken. Zu Tabellenprognosen lässt er sich dabei erst recht nicht verführen.

Ein Team mit Juniorenherz

Dabei trainiert Wernle seine Equipe nicht alleine. Für die Nationalliga A wurde Patrice Kaufmann als Assistenztrainer der Realturner verpflichtet. Was die genaue Rollenverteilung zwischen den beiden Lehrmeistern sei, bezeichnet Kaufmann als ihr Geheimnis. Er könne aber jedenfalls nicht dermassen energisch wie Kraft-Coach Wernle auftreten. Was er am meisten am jungen Team schätzt, ist gerade der Kampfgeist.

«Solange die Mannschaft ihr Juniorenherz nicht verliert, haben wir überall die Chance zu gewinnen. Junioren geben alles und denken dabei nicht weiter», erzählte Kaufmann, «Da haben wir zum Beispiel den Rares Jurca. Er spielt wie ein Junior. Weil er aber der erfahrenste Spieler ist, ist das ein grosses Kompliment, wenn ich das sage.» 

In diesem Sinne bleibt Jurca rückblickend optimistisch: «Wenn wir nach hinten schauen, habe ich ein positives Fazit. Hätte jemand mir gesagt, dass wir als Aufsteiger nach der Hinrunde auf diesem Tabellenplatz stehen, hätte ich wohl geschmunzelt.»

 

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