Der SC Freiburg steht mit einem Bein schon in der Bundesliga

Am Freitagabend könnte der SC Freiburg als erster Aufsteiger in die Bundesliga feststehen. Es wäre ein verdienter Erfolg für ein spielstarkes Team, das im Februar eine Kurskorrektur vornahm.

Freiburg Trainer Christian Streich ( SC Freiburg ) rechts Vincenzo Grifo ( SC Freiburg ) nach dessen Auswechslung, SC Freiburg vs. TSV 1860 Muenchen, 2.Bundesliga, Fussball, 20.12.2015, Copyright: Langer/Eibner-Pressefoto EP_HLR Freiburg team manager Christian Coup SC Freiburg right Vincenzo Grifo SC Freiburg After it Replacement SC Freiburg vs TSV 1860 Munich 2 Bundesliga Football 20 12 2015 Copyright longer Eibner Press Photo EP_HLR

(Bild: Imago)

Am Freitagabend könnte der SC Freiburg als erster Aufsteiger in die Bundesliga feststehen. Es wäre ein verdienter Erfolg für ein spielstarkes Team, das im Februar eine Kurskorrektur vornahm.

Am vergangenen Montag sass der treffsicherste Mittelfeldspieler der Zweiten Liga vor dem Fernseher – am Samstagnachmittag auch. Dabei betont Vincenzo Grifo (14 Tore), dass er seine Freizeit normalerweise sinnvoller verbringt als vor der Glotze. Aber die Aufstiegschancen seiner Freiburger, die hingen halt auch mit den Ergebnissen der Konkurrenz zusammen. «Am Samstag sah es ja eine Halbzeit danach aus, als wären wir aufgestiegen, bis Nürnberg das Spiel dann gedreht hat.»

Dass Leipzig am Montag dann nur einen Zähler aus Lautern mitnahm, war hingegen eine gute Nachricht für Grifo. Freiburg hat nun drei Punkte Vorsprung auf den Liga-Krösus und sieben auf Nürnberg. Ein Sieg am Freitagabend in Paderborn und der Sportclub kann den sofortigen Wiederaufstieg feiern. Selbst ein Unentschieden genügt, wenn der FCN am Samstag in Braunschweig nicht gewinnt. «Wichtig ist, dass wir es an den nächsten drei Spieltagen selbst in der Hand haben», sagt dann auch Grifo, bevor er am Donnerstag den Flieger von Lahr nach Paderborn bestieg.

Lernprozess nach harziger Phase

Angesichts der Bilanz von zuletzt 28 Punkten aus zehn Spielen spricht auch einiges dafür, dass sich der SC auf der Zielgeraden keine Blösse mehr gibt. Zumal die Freiburger in der Rückrunde eine neue Qualität hinzugewonnen haben, die Trainer Christian Streich unter «das Mentale» zusammenfasst.



23.05.2015; Hannover; Fussball Bundesliga - Hannover 96 - SC Freiburg; (von links:) Praesident Fritz Keller, Trainer Christian Streich (Freiburg) (Tay Duc Lam/Witters/freshfocus)

Fast zurück in der 1. Bundesliga: Der SC Freiburg mit seinem Präsidenten Fritz Keller (links) und Trainer Christian Streich. (Bild: Tay Duc Lam/Freshfocus)

Verlief die Vorrunde noch wie im Rausch – als spielerisch bestes Team der Liga ging man mit nur drei Niederlagen und acht Punkten Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz in die Winterpause – verlief die Rückrunde stockender. Beim Remis in Braunschweig und den jüngsten Siegen gegen Karlsruhe, Fürth und streckenweise auch St. Pauli war der jeweilige Gegner besser, auch spielerisch.

Zudem wirkte die Defensive wacklig. Wenn die gegnerischen Offensiven Druck ausüben, verlieren Akteure wie Immanuel Höhn, Christian Günter aber auch der erfahrene Marc Torrejon öfter den Überblick, als den SC-Verantwortlichen Recht sein dürfte.

«In der Zweiten Liga kann man sich nicht darauf ausruhen, dass man spielerisch nicht zu den Schlechtesten gehört.»
Top-Scorer Vincenzo Grifo 

Man kann also davon ausgehen, dass im Sommer ein paar Transferaktivitäten ins Haus stehen. Manuel Gulde, ein zuverlässiger, ballsicherer Innenverteidiger, vom Karlsruher SC steht auf der Liste. Er kann für eine festgeschriebene Ablösesumme wechseln.

Allerdings hat der SC bereits die Zeit bis zur nächsten Wechselperiode bestens genutzt. Nachdem Fortuna Düsseldorf im Februar mit frechem Forechecking im Februar drei Punkte aus dem Schwarzwaldstadion entführte, stellte Trainer Streich die Spielweise um. Vom konsequenten Ballbesitzfussball rückte man ab, verlegte sich phasenweise auf Konterfussball und eine für Freiburger Verhältnisse ungewohnt hohe Zahl an langen Bällen: «In der Zweiten Liga kann man sich nicht darauf ausruhen, dass man spielerisch nicht zu den Schlechtesten gehört», erläutert Grifo, «auch wenn es natürlich Freiburger Fussball ist, den Ball laufen zu lassen.»

Wirksame Umstellungen

Der Erfolg gibt Streich Recht, denn nach dem Düsseldorf-Spiel gewann man neun von zehn Spielen und verlor kein einziges. Immer wieder gelang es zudem, in den Schlussminuten wichtige Tore zu erzielen. Beim Abstieg vor einem Jahr war das genau umgekehrt gewesen.

«Das ist ein gewisser Lernerfolg», sagt Trainer Streich, der sich in der Hinrunde von der «Wucht» und der «mentalen Stärke» der Konkurrenz aus Nürnberg beeindruckt sah – und spätestens ab Februar gezielt daran arbeitete, Zweikampfhärte und Eins-zu-Eins-Situationen zu trainieren.

Wenn mal gar nichts mehr ging, konnte sich der SC oft auf die individuellen Qualitäten in seiner exzellent besetzten Offensive verlassen. Nils Petersen, der unter der Woche erklärte, er werde auch kommende Saison in Freiburg spielen, schoss bislang 20 Tore. Der von Mainz ausgeliehene Florian Niederlechner (6 Tore in der Rückrunde), Mike Frantz (5) und Maximilian Philipp (8) sind ebenfalls treffsicher.

Und da wäre noch die Qualität bei Standardsituationen: 31 der 70 Tore fielen nach ruhenden Bällen. «Es läuft», sagt Vincenzo Grifo, der allein sechs Freistösse direkt verwandelte und die Diskussionen in den Fanforen amüsiert beobachtet. Ob man zu Hause oder in der Fremde aufsteige, sei «ein Luxusproblem». «Bevor wir ans Feiern denken, sollten wir erst mal dafür sorgen, dass es dafür auch einen Grund gibt.»

Die Tabelle der 2. Bundesliga vor der drittletzten Runde:




(Bild: Screenshot weltfussball.com)

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