Der Schlaf wird für Federer immer wichtiger – im Viertelfinal wartet Dimitrov

Denis Istomin ist im Achtelfinal ein erster Gradmesser für Roger Federer. Mehr aber auch nicht. In der nächsten Runde wartet Grigor Dimitrov, der seit letztem Jahr grosse Fortschritte gemacht hat. Für Federer heisst das: Massage – und früh ins Bett.

Switzerland's Roger Federer cheers after winning his round of sixteen match against Uzbekistan's Denis Istomin at the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Thursday, October 23, 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Denis Istomin ist im Achtelfinal ein erster Gradmesser für Roger Federer. Mehr aber auch nicht. In der nächsten Runde wartet Grigor Dimitrov, der seit letztem Jahr grosse Fortschritte gemacht hat. Für Federer heisst das: Massage – und früh ins Bett.

Im Tennis, einer Sportart, die auf höchstem Niveau zu grossen Stücken auch eine Frage der Präzision ist, entscheiden zuweilen Details. Ein Netzroller hier, ein verunglückter Schlag da. Und weg ist das Aufschlagsspiel.

Passiert ist die Szene an den Swiss Indoors während der Partie, die Roger Federer gegen Denis Istomin (ATP 55) mit 3:6, 6:3, 6:4 für sich entschied: Im sechsten Spiel des zweiten Satzes nutzte Federer den Breakball nach Istomins kurzer Baisse und ging erstmals in Führung, nachdem er den ersten Satz verloren hatte.

Es sollte die Wende sein in einer Partie, die es am gleichen Turnier in der gleichen Runde und über die gleiche Anzahl Sätze bereits 2013 einmal gegeben hatte. Sie war damals mit 111 Minuten zudem nur drei Zeigerumdrehungen länger als der jüngste Sieg gegen den 28-jährigen Usbeken.

«Es wurde langsam Zeit, ein Break zu schaffen»

Der Viertelfinaleinzug an seinem Heimturnier war ein weit härteres Stück Arbeit als der Sieg in der ersten Runde gegen Gilles Muller. Es fehlte der Weltnummer 2 zuerst an Präzision, am Timing – und er traf die Bälle reihenweise unsauber: «Ich habe zu Beginn die falschen Entscheidungen getroffen und bin auch wegen meiner Beinarbeit nicht richtig ins Spiel gekommen.»

Es blieb nicht das einzige Ärgernis im Spiel des an Nummer 1 gesetzten Federer, der seinen Frust entweder in lauten Ausrufen oder mit dem Racket am Netz abzubauen versuchte. Die grösste Schwäche zeigte er in den Momenten, in denen er Breakbälle hatte. Er nutzte im dritten Satz gleich sieben davon nicht.

«Das ist vielleicht etwas fies, aber ich kann nicht jeden Tag noch eine halbe Stunde da und eine halbe Stunde dort verbringen.»


Roger Federer zu seiner Zeitplanung

Nach dem achten, dem verwerteten, war der Servicedurchbruch Tatsache. Zu einem Zeitpunkt, in dem «ich dachte, dass es langsam Zeit ist, ein Break zu schaffen», wie Federer schildert.

Die Sache war gelaufen. Mit seinem sechsten Ass beendete Federer die Partie.

Das Interesse an den Swiss Indoors ist stark personenabhängig

In der nächsten Runde trifft der Schweizer Überspieler am Freitag auf Grigor Dimitrov (ATP 11). Der Bulgare gewann gegen den Kanadier Vasek Pospisil (ATP 44) mit 6:2, 6:2. In einer fast leeren Halle, was einmal mehr zeigt, wie personenbezogen das Interesse an den Spielen dieses hervorragend besetzten Turniers ist.

Gegen Dimitrov spielte Federer bereits 2013 nach seinem Sieg gegen Istomin. Und er gewann.

Die Vorzeichen waren vor einem Jahr allerdings andere: Dimitrov war ein aufstrebender Spieler, 22 Jahre jung, und traf zum ersten Mal in seiner Karriere auf Federer. Es ist für den vierfachen Turniersieger bisher die einzige Begegnung mit dem Grand-Slam-Rekordsieger, an dessen Stil Dimitrovs Spielweise erinnert.

Federer weiss nach dem Match noch nicht genau, wo sein Spiel steht

Ein Jahr später hat sich Dimitrov in der Weltspitze festgesetzt und immer noch die Chance, sich für die World Tour Finals zu qualifizieren. Er müsste im Race to London dafür drei Plätze gut machen.

Der Partner der russischen Topspielerin Maria Sharapova darf sich durchaus Hoffnungen machen, gegen Federer im zweiten Aufeinandertreffer erstmals zu gewinnen. Das hat auch damit zu tun, dass Federer «nach dem Match gegen Istomin noch nicht ganz genau weiss, wo mein Spiel wirklich steht».

Die angepasste Zeitplanung

Abgesehen von den spielerischen Aspekten geht Federer am Ende dieser Saison schonend mit seinen Kräften um, immerhin geht sie dieses Jahr wegen des Finals im Davis Cup bis im November: «Ganz ehrlich: Ich schreibe im Moment nicht tausend Autogramme, das versuche ich, etwas zu umgehen. Das ist vielleicht etwas fies, aber ich kann nicht jeden Tag noch eine halbe Stunde da und eine halbe Stunde dort verbringen», äussert sich Federer ehrlich zu seinem Zeitmanagement.

Er versuche, früher in der Massage und somit auch früher im Bett zu sein. «Ich bin diesbezüglich etwas strikter.»

Diese Aussagen Federers zeigen, dass Tennisspiele zu gewinnen, nicht nur mit einer grossen Portion Präzision zu tun hat. Sondern auch mit der Gestaltung der Zeit zwischen den Spielen.

Diese ist so oder so kurz. Aufgrund der Tatsache, dass er erst am Mittwoch seine Erstrundenpartie bestritten hat, würde er im Falle einer Finalqualifikation jeden Tag spielen.

Swiss Indoors Basel 2014, Resultate (siehe auch Tableau)

Achtelfinals:
Borna Coric CRO (WC)–Andrey Golubev KAZ 6:4, 6:4
Mikhail Kukushkin KAZ–Benjamin Becker GER 7:6, 6:7, 0:4 ret
Donald Young USA–Milos Raonic CAN (4) 4:6, 7:6, 6:7
Kenny de Schepper FRA (Q)–Ivo Karlovic CRO (8) 7:6, 4:6, 3:6
Roger Federer SUI (1)–Denis Istomin UZB 3:6, 6:3, 6:4
Vasek Pospisil CAN–Grigor Dimitrov BUL (5) 2:6, 2:6

Viertelfinals am Freitag, 24. Oktober
David Goffin BEL (7)–Milos Raonic CAN (4): 14 Uhr
Benjamin Becker GER–Ivo Karlovic CRO (8): nicht vor 16 Uhr
Borna Coric CRO (WC)–Rafael Nadal ESP (2): nicht vo 18 Uhr
Roger Federer SUI (1)–Grigor Dimitrov BUL (5): nicht vor 20 Uhr 

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