Der steile Aufstieg des Fabian Schär

Für das Freundschaftsspiel gegen Brasilien steht Fabian Schär zum ersten Mal im Aufgebot. Es ist der nächste Höhepunkt in der steilen Karriere des 21-Jährigen. Um auch an der WM 2014 in Brasilien dabei zu sein, wird er aber Geschick und Glück benötigen.

Bildnummer: 11667108 Datum: 12.10.2012 Copyright: imago/Uwe KraftFussball, L�nderspiel, Deutschland, Herren, U21, Playoff zur U21-EM 2013, BayArena Leverkusen: Deutschland (weiss) - Schweiz (rot) 1:1; Fabian Sch�r (Schweiz/FC Basel). Aktion, Einzelbil (Bild: Imago)

Für das Freundschaftsspiel gegen Brasilien steht Fabian Schär zum ersten Mal im Aufgebot. Es ist der nächste Höhepunkt in der steilen Karriere des 21-Jährigen. Um auch an der WM 2014 in Brasilien dabei zu sein, wird er aber Geschick und Glück benötigen.

Ottmar Hitzfeld kann ja durchaus auch schon mal umschwenken von seiner Warte des nüchternen Selektionärs zum Schwärmer, wenn er über Fussball, die Nationalmannschaft und seine Spieler redet. Vor dem Länderspiel nächsten Mittwoch in Basel gegen Brasilien hat er davon erzählt, wie er als junger Mann Pelé und die brasilianische Weltmeister-Elf von 1958 bewundert hat.

Brasilien-Spiel nicht ausverkauft

36’000 Plätze stehen im St.-Jakob-Park zur Verfügung, wenn nächsten Mittwoch Brasilien zu Gast ist. Aber der Schweizerische Fussballverband SFV hat Stand Donnerstag erst 26’500 Tickets verkauft. Dass Länderspiele, zumal im grössten Stadion der Schweiz, nicht vor ausverkauftem Haus stattfinden, ist keine Seltenheit, dass nicht einmal der Rekordweltmeister zieht, verblüfft aber ein weiteres Mal. Vielleicht liegt es ja an der Preispolitik des SFV: Bei Ticketcorner sind nur noch Karten zwischen 102 und 169 Franken  zu haben.

Er hat bei allem Respekt vor der Seleçao des Jahrgangs 2013, die vor wenigen Wochen den Confed-Cup gewonnen hat, aber auch schon mal eine Prognose für die WM 2014 abgegeben und der Lörracher macht aus Herkunft, Verbundenheit und Überzeugung kein Hehl: «Weltmeister wird aber Deutschland.»

Wie er seinen Worten so nach horchte, wusste Hitzfeld, dass der Satz natürlich in die weite Welt transportiert und auch in seinem Heimatland und bestimmt auch in Brasilien ankommen wird. So beeilte er sich anzufügen: «Heute ist ja noch Wunschkonzert.»

Ein Jahr von der Challenge League ins Nationalteam

Heute ist auch nicht mehr lange bis zur Weltmeisterschaft: In knapp 10 Monaten, am 12. Juni 2014, wird das Eröffnungsspiel angepfiffen, und die Schweiz ist in einer sehr guten Ausgangslage, sich erneut für eine Endrunde zu qualifizieren. Einer, der es noch auf den fahrenden Zug schaffen könnte, ist Fabian Schär. Den Innenverteidiger des FC Basel nominierte Hitzfeld erstmals für das Heimspiel am Mittwoch im St.-Jakob-Park.

Der Nationaltrainer wählte eher vorsichtige Worte, um die Einladung Schärs, der fünf U21-Länderspielen bestritten hat, zu begründen: «Es ist eine Chance, Fabian Schär kennenzulernen und behutsam heranzuführen. Die Nationalmannschaft ist eine andere Sache als der Club. Darauf muss er sich einstellen, gerade vor so einem Spiel.»

21 Jahre alt ist Schär, und er hat innerhalb von 13 Monaten einen steilen Aufstieg hinter sich. Er bereitete sich vergangenen Sommer noch mit dem FC Wil auf eine weitere Saison in der Challenge League vor, als der FC Basel ihn kurzentschlossen am 4. Juli unter Vertrag nahm. Für vergleichbares kleines Ablösegeld von rund 200’000 Franken.

Schärs mentale Stärke und seine Tore

Ein Jahr später hat Schär als Innenverteidiger des FC Basel eine aufregende Saison hinter sich, die Meisterschaft gewonnen, den Halbfinal im Europacup erreicht und nicht zuletzt mit seinen Toren auf sich aufmerksam gemacht. In 48 Spielen für den FCB sind es bereits elf. Vor allem seine Abgebrühtheit vom Elfmeterpunkt beeindruckt: Sieben Mal ist er angetreten, sieben Mal hat er getroffen, darunter bei den beiden Penaltyschiessen in der Europa League gegen Tottenham und im Cupfinal gegen GC sowie jüngst erst am Dienstag in der Champions-League-Qualifikation in Tel Aviv.

Schär hat im ersten Jahr auf höchstem Niveau bereits einiges an Reputation gesammelt. Sein Marktwert hat sich vermehrfacht, gut und gerne um den Faktor 20, und schon vor geraumer Zeit hat Hitzfeld gesagt, er würde den Ostschweizer bedenkenlos in der Nationalmannschaft zum Einsatz bringen. Am Donnerstag bei der Nominierung unterstrich der Nationaltrainer: «Fabian Schär hat bewiesen, dass er mental stark ist und international mithalten kann.»

Das muss vorerst an Schwärmerei reichen über einen Innenverteidiger, der bei aller Entwicklung nach oben noch nicht frei ist von Fehlern und Unzulänglichkeiten. Eine war ebenfalls erst am Dienstag in Tel Aviv zu besichtigen, als er Maccabi den zweiten Treffer durch ein nicht sehr geschicktes Abwehrverhalten ermöglichte.

Lückenfüller für Djourou

Beim Länderspiel in Basel, für das auch GC-Aussenverteidiger Michael Lang seine erste Nomination erhielt, kommt Schär erst einmal die Rolle des Lückenfüllers zu, da Hitzfeld auf den an der Leiste operierten Johan Djourou verzichtet. Er soll sich bei seinem neuen Verein, dem Hamburger SV, herantasten und Spielpraxis sammeln. Vor Schär stehen in Hitzfelds Innenverteidiger-Hierarchie ausserdem Steve Von Bergen, Philippe Senderos und Timm Klose. Das sagt der Nationaltrainer auch ganz klar.

Wenn Schärs Traum von der WM in Brasilien in Erfüllung gehen soll («Es wäre unglaublich, dort dabei zu sein»), müsste er also einen der Etablierten verdrängen – oder von Verletzungspech profitieren. Bis dahin ist es noch ein Stück des Weges, und vorerst gilt, was Hitzfeld am Donnerstag zum steilen Aufstieg Fabian Schärs sagte: «Er hat sich das Aufgebot verdient.»

Test-Länderspiel

Schweiz–Brasilien, Mittwoch, 14.8., 20.45 Uhr (SRF2)
Basel, St. Jakob-Park. – Vorverkauf, Stand 8.8.: 26’500.

Das Aufgebot
Tor: Diego Benaglio (Wolfsburg/49 Spiele/0 Tore), Yann Sommer (Basel/4/0), Marco Wölfli (Young Boys/11/0).
Abwehr: Timm Klose (Wolfsburg/6/0), Michael Lang (Grasshoppers/0/0), Stephan Lichtsteiner (Juventus Turin/57/2), Ricardo Rodriguez (Wolfsburg/14/0), Fabian Schär (Basel/0/0), Philippe Senderos (Fulham/48/5), Steve von Bergen (Young Boys/35/0).
Mittelfeld und Angriff: Tranquillo Barnetta (Schalke/68/10), Valon Behrami (Napoli/41/2), Blerim Dzemaili (Napoli/25/0), Mario Gavranovic (FC Zürich/7/4), Gökhan Inler (Napoli/66/6), Admir Mehmedi (SC Freiburg/14/1), Pirmin Schwegler (Eintracht Frankfurt/12/0), Haris Seferovic (Real Sociedad San Sebastian/3/1), Xherdan Shaqiri (Bayern München/26/7), Valentin Stocker (Basel/17/3), Granit Xhaka (Mönchengladbach/17/3).

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