Der taube Luca Zuffi und das Stehaufmännchen Matias Delgado

Beim 3:0-Sieg des FC Basel gegen die Young Boys erfreut sich einer daran, dass ein ehemaliger Mitspieler noch immer ein Kamerad ist, ein anderer lacht über sich selbst und ein Liebling von einst muss die Höchststrafe hinnehmen.

Die Basler Matias Delgado, links, und Luca Zuffi, rechts, jubeln ueber das 1:0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 10. August 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Beim 3:0-Sieg des FC Basel gegen die Young Boys erfreut sich einer daran, dass ein ehemaliger Mitspieler noch immer ein Kamerad ist, ein anderer lacht über sich selbst und ein Liebling von einst muss die Höchststrafe hinnehmen.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 5

In den ersten Minuten wurde einem angst und bange um die Torhüter: Der Wind verwehte die Bälle im St.-Jakob-Park, lange Pässe kamen kaum beim Adressaten an und die Flankengeber haderten. Nur einer hatte damit keine Mühe: Tomas Vaclik. Nach einem wackeligen Auftritt in Luzern blieb der Tscheche gegen YB ohne Fehl und Tadel, wehrte reihenweise Bälle ab und hechtete einmal spektakulär den Ball ins Seitenaus, als ein Eckball drohte. Nur in einer Disziplin musste er sich seinem Gegenüber Yvon Mvogo geschlagen geben: Der Berner Torhüter schaffte es tatsächlich, einen Ball gut und gerne 60, 70 Meter abzuwerfen. Aber vielleicht war daran auch ein klitzekleines bisschen der Wind beteiligt.

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 5.5

Er sprang hoch, streckte sich, so gut er eben konnte, aber an diesen Ball von Luca Zuffi kam er einfach nicht heran. Und genau das war entscheidend beim ersten Tor. Der Berner Torhüter Mvogo konnte schlicht nicht wissen, ob er sich jetzt auf einen Kopfball Michael Langs einstellen sollte oder auf einen direkten Freistoss. Lang, als einer der drei Neuen in die Startelf gekommen, war auch abgesehen von dieser Situation einer der besten Basler. Als zählbarer Beweis für seine Leistung nimmt er einen Assist zu Birik Bjarnasons Tor mit auf den Nachhauseweg in diese kalte Basler Augustnacht.

Marek Suchy | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Blickte in einer Szene lange diesem Ball nach, den er in Richtung der eigenen Ecke klärte, und sah ihn von der Eckfahne anstatt ins Seitenaus über die Grundlinie rollen. Der Tscheche hatte später weit weniger Zeit, als Miralem Sulejmani Vaclik überlupfte und er die Situation für seinen Torhüter klärte. Das Zusammenspiel mit Eder Balanta wirkte bereits etwas eingespielter als noch in Luzern.

Eder Balanta | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

Es bleibt dabei: Den allersichersten Eindruck im Defensiverhalten macht Balanta noch nicht. Augenscheinlichster Beweis war der Moment, in dem der Kolumbier dem Berner Verteidiger Milan Vilotic einen Schuss an die Lattenunterkante ermöglichte, in einer Szene, in der Balanta lediglich zu klären brauchte. Nahm sich dafür etwas zurück mit seinen Ausflügen ins Pressing im Mittelfeld, was vor allem gegen die Young Boys der Ausgabe Halbzeit eins ins Auge hätte gehen können.



Basler Birkir Bjarnason spielt den Ball im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 10. August 2016 in Basel. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Birkir Bjarnason gegen eine Vielzahl gelber Young Boys. Der Torschütze zum 2:0 gibt später lachend zu, dass er beinahe daneben geschossen hätte. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Adama Traoré | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Machte gegen die starke Berner Offensivleistung zu Beginn keine groben Fehler in der Defensive. Allerdings leistete Traoré nach vorne für einmal weniger, als ihm jeweils zugetraut wird. Ist auf der linken Abwehrseite trotzdem gesetzt, Blas Riveros hatte es zum wiederholten Male nicht auf das Matchblatt geschafft.

Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4.5

Es ist selten, dass auf einem Rasen des Schweizer Clubfussballs Spieler agieren, die mit dem Biss des Taulant Xhaka mithalten können. Die Berner versuchten es und reüssierten vor allem in der ersten Halbzeit, als sie die ballführenden Basler bald zu zweit, bald zu dritt angriffen und damit Erfolg hatten. Es ist allerdings noch seltener, dass Schweizer Fussballer den Biss des Taulant Xhaka über 90 Minuten durchhalten. Denn das schaffen auch die Berner nicht.

Luca Zuffi | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 5

Es ist nicht überliefert, was Matias Delgado Luca Zuffi vor der Ausführung des Freistosses zugerufen hat. Entweder waren es aber die richtigen Worte, oder Zuffi hat sich taub gestellt und einfach nicht zugehört. Denn was im Augenblick danach folgte, war feinste Kunst am stehenden Ball. Diesen hob Zuffi aus halbrechter Position gerade so hoch in Richtung von Mvogos Tor, dass Mitspieler Lang ihn nicht erreichte, den Berner Torhüter aber ausreichend verwirrte. Tor Nummer eins für den Mann, der immer spielt.

Renato Steffen | rechter Flügel

Einzelkritiknoten 5

Viele Partien hatten sie zusammen bestritten, waren Kameraden gewesen mit der Mission, die Young Boys zu einem Titel zu führen. Dann wechselte Steffen nach Basel, aber der Berner Milan Vilotic ist irgendwie trotzdem sein Mitspieler geblieben: Zumindest beim 3:0, als sich Steffen auf der rechten Seite durchsetzte, zur Mitte spielte und sah, wie Vilotic den Ball ins eigenen Tor ablenkte. Bereits beim 2:0 hatte Steffen massgeblich mitgearbeitet, mit dem feinen Zuspiel auf Assistgeber Lang. In der 80. Minute war Schluss, für Steffen kam Davide Calla.



Der Berner Scott Sutter, links, im Kampf um den Ball gegen den Basler Renato Steffen, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem BSC Young Boys, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 10. August 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Beste Stilnoten, um sich als Galionsfigur zu bewerben: Renato Steffen. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 5

33 Jahre ist er alt, und immer wieder ist es erstaunlich, welche ungeahnten Qualitäten dieser Spieler vorzeigt. Gegen YB legte der Fantasista Zeugnis davon ab, dass er sich auch in eine Partie hineinbeissen kann. Kaum etwas war ihm zu Beginn gelungen, doch dann kam diese eine Szene: Delgado war bereits am Boden, rappelte sich auf, gab den Ball nicht verloren, gewann ihn gar, mehr noch, er spielte ihn auf die rechte Seite, wo ihn Steffen übernahm und für Vilotics Eigentor auflegte. Das gibt eine Extraportion Lob für Delgado, der in der 75. Minute durch Mohamed Elyounoussi ersetzt wurde.

Birkir Bjarnason | linker Flügel

Einzelkritiknoten 5

Musste über sich selbst lachen, als er auf der Grossleinwand schilderte, dass er bei seinem Tor «beinahe daneben geschossen» hätte. Ein Fehlschuss ist ja an und für sich nichts Tragisches im Leben eines Berufsfussballers, aber in dieser Situation das Tor nicht zu machen, wäre dann doch unschön gewesen. Der Isländer brauchte beim 2:0 Langs Querpass nämlich aus bester Position nur noch im Tor unterzubringen, aber eben, Yvon Mvogo hätte den Abschluss beinahe noch abgewehrt. Erster Treffer für Bjarnason, der zum zweiten Mal in Folge für die Startaufstellung nominiert worden war.

Marc Janko | Stürmer

Einzelkritiknoten 4

Hatte die undankbare Aufgabe, sämtliche langen Bälle mit dem Kopf noch länger zu machen. Es gelang ihm selten, was auch mit dem starken Kopfballspieler Gregory Wüthrich zu tun hatte. In Luzern noch zweifacher Torschütze und gefeierter Mann des Spiels lieferte Janko gegen YB den offiziell 29’532 Zuschauern die aufregendste Szene, als er in der 86. Minute Platz machte für den einstigen Berner Liebling Seydou Doumbia.

Mohamed Elyounoussi | offensives zentrales Mittelfeld

Ersetzte in der 75. Minute den Captain und übernahm dessen Position als Spielmacher. Der FCB hatte seine Schäfchen zu diesem Zeitpunkt bereits im Trockenen, und Elyounoussi war zu kurz im Spiel für eine Bewertung. 

Davide Calla | rechter Flügel

Kam in der 80. Minute für Steffen, für eine Bewertung reicht Callas Einsatzzeit nicht.

Seydou Doumbia | Stürmer

Die Pfiffe der YB-Fans waren zaghaft, als Doumbia in der 86. Minute Marc Janko ersetzte. Dafür war der Spielstand von 3:0 zu klar, und vielleicht ist der Ivorer halt schon einfach zu lange nicht mehr bei den Bernern, als dass der Wechsel nach Basel noch gröbere Reaktionen auslösen könnte. Aber eine kleine Freude hatte der Berner Anhang dann wahrscheinlich doch, als Doumbia von Alain Rochat getunnelt wurde. Glück für den Basler Stürmer, dass er für eine Bewertung zu kurz im Einsatz war, denn diese Szene hätte selbstverständlich einen kleinen Abzug gegeben.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,7
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), GAber, Hoegh, Boëtius

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