Carlos Bernegger war jahrelang Juniorentrainer, inzwischen leitet er die Übungen von Luzerns Super-League-Mannschaft. Am Samstag trifft der FC Luzern auf den FC Basel – in der Swissporarena, wo die Luzerner unter Bernegger noch ungeschlagen sind.
Eigentlich ist Carlos Bernegger dafür bekannt, dass er eine kriselnde Fussballmannschaft übernimmt, sie auf den richtigen Weg bringt und sich dann wieder zurückzieht. So beispielsweise geschehen, als er als Juniorentrainer des Grasshopper Clubs die erste Mannschaft mehrmals aus dem Schlamassel befreien konnte.
Bernegger hätte bei den Zürchern auch schon mehr gedurft, lehnte 2006 ein Angebot für den Trainerstuhl bei der ersten Mannschaft aber ab. Danach kam Ciriaco Sforza zum Handkuss. Und so kommt es, dass der vermeintlich ewige Juniorentrainer im Alter von 44 Jahren heuer zum ersten Mal bei den Grossen einen Meisterschaftsbeginn erlebt.
Was gleich geblieben ist: Vom FC Luzern wurde der damalige U21-Trainer des FC Basel letzte Saison in einer Krisensituation verpflichtet – während des Abstiegskampfes.
Luzern unter Bernegger zu Hause eine Macht
Seit der Verpflichtung des argentinisch-schweizerischen Doppelbürgers ist punkto Punkte ganz schön etwas zusammengekommen. Bernegger übernahm die Mannschaft, holte in den letzten zehn Spielen der vergangenen Spielzeit zwanzig Punkte und machte aus dem FC Luzern in dieser Periode die zweiterfolgreichste Mannschaft der Super League; hinter dem FC Zürich und vor dem FC Basel, gegen den der FCL am Samstag (19.45 Uhr) in der Swissporarena antritt.
Im heimischen Stadion sind die Luzerner zu einer Macht geworden. Schlagen konnte sie in der 2011 erbauten Spielstätte unter Berneggers Leitung noch niemand, sieben Mal gingen die Innerschweizer als Sieger vom Platz, einmal gab es ein Unentschieden. Macht: 22 von 24 möglich Punkten.
Die letzte Heimniederlage datiert vom 1. April 2013, als der FCL unter Trainer Ryszard Komornicki dem FCB 0:4 unterlag. Unter Bernegger revanchierten sich die Innerschweizer wenig später und schlugen einen schwachen FC Basel im St.-Jakob-Park mit 3:0. Es war eine der FCB-Niederlagen, die gegen Ende der Saison etwas Spannung in die Meisterschaft zurückbrachten.
Ein Australier schlägt ein und Alex Frei erinnert sich an Chipperfield
Beide Mannschaften haben sich seit diesem letzten Aufeinandertreffen verändert. Vor allem beim FC Luzern schlägt der bis anhin unbekannte Australier Oliver Bozanic ein. Er hat massgeblichen Anteil an der Platzierung der Luzerner, die erster Verfolger der führenden Young Boys sind. Beim FC Basel hingegen hat noch keiner der Neuzugänge so richtig eingeschlagen.
Bozanic, dem Luzerns Sportchef Alex Frei gemäss Internetseite des FCL eine Karriere wie Scott Chipperfield zutraut, hatte bei seiner Ankunft weder einen bekannten Namen, noch verfügte er über statistische Werte, die hätten aufhorchen lassen.
Der offensive Mittelfeldspieler hatte vor seinem Engagement beim FCL sein bislang letztes Tor in der Saison 2011/2012 erzielt. In der letzten Spielzeit blieb er ohne Treffer und stand dabei in rund der Hälfte der Spiele seines australischen Vereins Central Coast Mariners nicht einmal im Aufgebot.
Freis geglückter Start im neuen Gewand
Mittlerweile steht der Name Bozanic für den ersten Spieler-Transfer von Alex Frei in seiner Rolle als Sportchef. Und abgesehen von Berneggers Verpflichtung, bei welcher er, damals offiziell noch beim FCB als Stürmer unter Vertrag, ein gewichtiges Wort mitredete, steht er für Freis ersten Erfolg im Fussballgeschäft, seit er täglich Anzug trägt. Bozanic stand in allen sechs Pflichtspielen des FCL auf dem Platz und erzielte ebenso viele Treffer.
Für Basels Trainer Murat Yakin, der am Samstag als ehemaliger FCL-Trainer bereits zum dritten Mal an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt, steht Bozanic für einen «Spielertypen, den die Luzerner bis anhin nicht hatten». Er sei ein interessanter Profi, nicht nur wegen seiner Tore.
Ein dritter Ägypter für die Super League
Gegen den FC Basel könnte ein weiterer Spieler in den Reihen des FCL sein Debüt in der Super League geben, der für Aufsehen sorgen soll. Der 19-jährige Ägypter Mahmoud Abdel-Moneim, genannt Kahraba, ist nach den FCB-Spielern Mohamed Salah und Mohamed Elneny der dritte Ägypter in der aktuellen Schweizer Meisterschaft. Alle werden von der gleichen Spieleragentur betreut.
Kahraba, der die Nummer 10 tragen soll, wird auf der Internetseite des FCL als «technisch beschlagen» und «pfeilschnell» beschrieben. Gut möglich, dass letzteres zutrifft: In Basel ist diese ägyptische Eigenschaft inzwischen bekannt.
Die zwei Seiten des Carlos Bernegger
Beim Gedanken an eine mögliche Nominierung Kahrabas für die Startformation gegen den FC Basel gibt sich Carlos Bernegger zurückhaltend. Wohl auch deshalb, weil Kahraba noch nicht lange mit den Luzernern trainiert und in der ersten Cup-Runde noch nicht spielberechtigt war. Die Luzerner gewannen gegen den FC Murten mit 11:0 – es wäre eine optimale Gelegenheit gewesen, den jungen Spieler in einem besseren Training unter Wettkampfbedingungen erstmals einzusetzten.
Wenn Carlos Berneggers über Kahraba spricht, tritt seine ganze Sensibilität für junge Spieler zu Tage: «Erstens ist Kahraba als Ausländer eben erst in die Schweiz gekommen, vor allem als Mensch. Zweitens wissen wir, dass er über die notwendigen fussballerischen Qualitäten verfügt. Und drittens ist die Integration in die Mannschaft wichtig. Wir geben die Zeit und den Raum, damit ein Spieler so sein kann, wie er als Mensch ist.»
Dass Bernegger nicht immer der nette Menschenversteher ist, sondern dass er durchaus seine harten Momente hat, in denen er Spieler provozieren und auf einzelne starken Druck ausüben kann, wissen ehemalige Junioren aus seinen Zeiten beim FCB zu berichten.
Es sind die zwei Seiten des Carlos Bernegger, mit denen er Generationen von Nachwuchsspieler gefördert und gefordert hat. Sie scheinen bei den Profis des FC Luzern bislang auf fruchtbaren Boden zu fallen.