Der 16. Meistertitel war dem FC Basel so gut wie sicher und er hat ihn sich auch nicht nehmen lassen: Raul Bobadilla mit seinem ersten Treffer im FCB-Trikot entscheidet vor 34’000 Zuschauern die Partie gegen den FC St. Gallen – der Rest ist eine rotblaue Party.
Seit 22.23 Uhr an diesem Samstag ist es amtlich, hat der FC Basel seinen 16. Schweizer Meistertitel unter Dach und Fach gebracht und damit eine historische Marke egalisiert: Als zweiter Club in der Geschichte des Schweizer Fussballs gewinnt der FCB vier Titel in Folge, was zuvor nur den Young Boys (bis 1960) gelungen war.
Die Derniere der Super-League Saison 2012/13 hatte nur noch eine theoretische Unwägbarkeit: Der FC Basel hätte verlieren müssen, GC gewinnen und gleichzeitig 16 Tore gutmachen müssen. So unrealistisch dieses Szenario war, so erwartbar verlief die Partie gegen den FC St. Gallen: Trotz einiger Umstellungen, mit Marco Streller und Valentin Stocker auf der Bank, begann der FCB konzentriert. Nachwirkungen der vorgezogenen Feierlichkeiten am Mittwoch nach dem Sieg in Bern waren der Mannschaft jedenfalls nicht anzumerken.
Drei Chancen brauchte der FCB, um die Offensive zu justieren. Serey Die und zweimal Raul Bobadilla vergaben noch in der Startviertelstunde. Ein strukturierter Angriff reichte dann aber, um die Gästeabwehr aus den Angeln zu heben.
Raul Bobadillas erstes Tor im FCB-Trikot
Jevtic’ Heimdebüt, Premiere für Adili
Nach mehreren längeren Verletzungspausen und zwei Schulteroperation erlebte ein Eigengewächs seine Startelf-Premiere im St.-Jakob-Park: Darko Jevtic. Das Mittelfeldtalent hatte zu Saisonbeginn beim 2:2 bei den Grasshoppers sein Super-League-Debüt im FCB-Trikot gegeben. Der inzwischen 20-Jährige wurde damals in der Schlussphase eingewechselt. Ein weiteres Debüt feierte in der 57. Minute gegen St. Gallen Endogan Adili. Der kleine Dribbler war im Winter von den Grasshoppers geholt worden.
Steinhöfer, Yapi und Cabral verabschiedet
Vor dem Anpfiff verabschiedete FCB-Präsident drei Spieler: Bei Gilles Yapi und Markus Steinhöfer laufen die Verträge aus und werden nicht verlängert. Cabral, 2007 von Lausanne gekommen und ein Jahr nach Sevilla ausgeliehen, wechselt am Ende seines Vertrages und nach sieben Titeln mit dem FCB ablösefrei zum FC Sunderland in die Premier League. (cok)
Eingeleitet durch eine Seitenverlagerung von Marcelo Diaz und forciert durch einen 50-Meter-Lauf von Rechtsverteidiger Kay Voser lenkte Serey Die den Ball von der Grundlinie zur Mitte, wo David Degen noch über den Ball schlug. Aber an der Kante des Fünf-Meter-Raums erzielte Bobadilla mit überlegtem Innenristabschluss die Führung in der 22. Minute.
Die Freude beim Argentinier war riesig. Im Winter von den Young Boys für eine Ablöse von rund 3,5 Millionen Franken transferiert, geriet das erste halber Jahr nicht nach den Vorstellungen des in 17 Tagen 26 Jahre alt werdenden Stürmers. In einem Vorbereitungsspiel zog er sich eine Knieverletzung zu, die ihn wochenlang aus dem Rennen warf.
Nur schwer fand er den Anschluss an seine neue Umgebung, auch, weil die sportliche Integration beim FCB im Rhythmus der englischen Wochen schwer fiel. Das er nun, im zehnten Einsatz für Rotblau, endlich sein erstes Tor erzielen konnte – sein sechstes in der Super League nach fünf Treffern für YB – dürfte für Bobadilla eine schöne Entschädigung für die für ihn persönlich schweren Zeiten sein.
Hüpfburg und Welle im Joggeli
Der Rest der Partie wurde zu einem mehr oder weniger gemütlichen Schaulaufen. St. Gallen, das seine bemerkenswerte Aufstiegssaison auf einem Europacup-Platz beendet hat, spielte ohne den letzten Biss, um den alten und neuen Meister in Verlegenheit zu bringen. Zwei Schüsse in die Arme von Yann Sommer standen unter dem Strich einer mageren Offensivbilanz.
Der FCB tat noch soviel, dass die Partie nicht einschlief. Ein feiner Hackentrick Bobadillas in den Lauf von Diaz, der in der 64. Minute abschloss, statt den freistehenden Debütanten Endogan Adili zu bedienen, sei noch festgehalten.
Das Publikum hatte zu diesem Zeitpunkt schon in den Feiermodus umgeschaltet. Der St.-Jakob-Park wurde zur Hüpfburg, die 34’000 Zuschauer liessen – so nicht zu St. Gallen gehörend – die Welle kreisen und sehnten den Schlusspfiff von Schiedsrichter Stefan Studer herbei, der sein letztes Spiel in der Super League leitete.
Und jetzt? Der fünfte Titel!
Es war nicht ganz die überbordende Stimmung, die man von früheren Meistermomenten in Erinnerung hat. Dafür waren die meisten wahrscheinlich zu sehr im sicheren Gefühl ins Joggeli gepilgert, dass auch diese Meisterschaft Basel gehört. Im goldenen Lamettaregen überreichte Liga-Präsident Heinrich Schifferle FCB-Captain den Meisterpokal, jenen Kübel, der seit 2010 ununterbrochen den Trophäenschrank des FC Basel ziert.
Und es wird dann unweigerlich dazu kommen, dass der FC Basel demnächst den fünften Titelgewinn in Folge zum Ziel ausrufen wird. Konkurrenten, die mutig den Dominator angreifen wollen und dies auch so offensiv postulieren, haben sich in der Schweiz bisher nicht zu erkennen gegeben.
Der fortgesetzte Monolog des FC Basel in der Meisterschaft ist das eine. Für Murat Yakin aber ist es in der noch kurzen Laufbahn der erste Titel, der ihn zu einem jung Vollendeten macht. Am 15. Oktober des vergangenen Jahres hatte er für Aussenstehende völlig überraschend den Double-Gewinner Heiko Vogel als Trainer des FCB abgelöst.
«Ich wusste damals, was auf mich zukommt», sagte der neue Meistertrainer gestern Abend, frisch geduscht von seinen Spielern auf dem Rasen des Joggeli mit allerlei Flüssigkeiten. Aber auch Yakin musste miterleben und erleiden, welch hartes Stück Arbeit die Körnung dieser Saison zum Ende hin war. Auch, weil die Mannschaft nach der extraordinären Europa-League-Saison auf ihre allerletzten physischen und mentalen Reserven zurückgreifen musste.
Yakin: «Es fühlt sich fantastisch an»
«Den Pokal in Händen zu halten – dafür schafft man. Und jetzt haben wir ihn», sagte Yakin, «der Dank geht an alle, die mitgeholfen haben, und an die Spieler, die mitgezogen haben.» Gewohnt gefasst und ruhig wirkte der 38-Jährige, ohne jeden Anflug von Triumphgefühl zu vermitteln. «Es fühlt sich fantastisch an», meinte er immerhin zum ersten Titel seiner Trainerkarriere, nachdem er als Spieler im Trikot von GC und FCB fünf Mal Meister geworden war und drei Mal den Cup gewonnen hat.
Der Hunger ist damit aber nicht gestillt, das lässt der Anspruch des FC Basel auch gar nicht zu. «Ich freue mich auf weitere Geschichten», sagte Yakin noch, bevor er sich mit der Mannschaft Richtung Barfüsserplatz verabschiedete. «Den kenne ich bestens, auch wenn es acht Jahre her ist, dass ich das letzte Mal dort oben auf dem Balkon stand. Ich werde es geniessen.» Da war dann fürs erste die grösste Gefühlswallung, die Murat Yakin an diesem Abend zuliess.
Super League 2012/13, 36. Runde
FC Basel–FC St. Gallen 1:0 (1:0)
St.-Jakob-Park. – 34’060 Zuschauer. – SR Studer.
Tor:
22. Bobadilla 1:0 (Rechtsschuss aus sieben Metern nachdem David Degen einen Hereingabe von Serey Die von der rechten Seite verpasst).
Verwarnungen:
38. Janjatovic (Foul). 72. Dragovic (Foul).
FC Basel: Sommer; Voser, Ajeti, Dragovic, Park; Serey Die (69. Salah); D. Degen (57. Adili), Elneny, Diaz, Jevtic; Bobadilla (87. Streller). – Ersatz: Vailati (T), Sauro, Steinhöfer, Stocker.
FC St. Gallen: Herzog; Mutsch, Ivic, Stocklasa, Lenjani; Martic (89. Pa Modou), Nater, Janjatovic, Mathys (66. Hämmerli); Scarione; Cavusesvic (46. Etoundi). – Ersatz: Lopar (T), Schönenberger, Kovacevic, Tadic.
Bemerkungen: FCB ohne F. Frei, Schär (beide gesperrt), P. Degen, Yapi (verletzt). Restliche Spieler ohne Aufgebot. – St. Gallen ohne Besle (gesperrt), Montandon, Lehmann, Nushi, Wüthrich, Ishak (alle verletzt), Sutter (krank). – Heimdebüt für Jevtic. – 57. Debüt für Adili im FCB-Dress. – 69. Salah rechter Flügel, Adili linker Flügel.
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