Diaz: «Ich fühle mich schrecklich»

Er geht in Sack und Asche: Marcelo Diaz bedauert seinen Aussetzer in Valencia und die rote Karte, hat aber keine Erklärung dafür gefunden. Sein Trainer Murat Yakin stellt fest, dass sein Team «drei, vier Totalausfälle» hatte und es immer die selben Spieler sind, die beim FCB Verantwortung in schwierigen Situationen übernehmen.

10.04.2014; Valencia; Fussball Europa League Viertelfinal Rueckspiel - Valencia C.F. - FC Basel; Marcello Diaz (Basel) verlaesst das Spielfeld nach der Roten Karte (Andy Mueller/freshfocus) (Bild: Andy Müller/freshfocus)

Er geht in Sack und Asche: Marcelo Diaz bedauert seinen Aussetzer in Valencia und die rote Karte, hat aber keine Erklärung dafür gefunden. Sein Trainer Murat Yakin stellt fest, dass sein Team «drei, vier Totalausfälle» hatte und es immer die selben Spieler sind, die beim FCB Verantwortung in schwierigen Situationen übernehmen.

Es war schon deutlich nach Mitternacht, als Marcelo Diaz das Stadion Mestalla verliess. Mit einer um Verständnis heischenden Geste bedeutete er den wartenden Journalisten, dass er nicht reden wollte. Nicht jetzt. Er wusste, dass er zu den Sündenböcken gehörte, dass an seinem Platzverweis in der elften Minute der Verlängerung wenn nicht alles, so doch einiges festgemacht wird über das Aus des FCB in der Europa League.

Drei Stunden Schlaf nur habe er anschliessend gefunden, berichtet Marcelo Diaz am Morgen danach, als der FCB-Tross zum Abflug am Airport von Valencia eintrifft. Kurz, aber unverblümt gibt der kleine Chilene Auskunft: Immer wieder sei er die Szene durchgegangen, aber eine Erklärung fand er nicht: «Ich fühle mich schrecklich.»

Viele Reaktionen von daheim hat er auf das Spiel bekommen, das er mit einem völlig überflüssig wirkenden Griff ins Gesicht von Valencias Abwehrroutinier Ricardo Costa und der roten Karte von Schiedsrichter Viktor Kassai als Quittung vorzeitig beenden musste. Seinem ohnehin mit dem Rücken zur Wand stehenden Team lud er damit eine nicht mehr zu tilgende Hypothek auf. Das Verdikt fiel schliesslich mit 0:5 brutal aus.

«Das ist mir zum ersten Mal in meiner Karriere passiert»

«Sorry», sagt Diaz, «das war dumm von mir, und ich habe keine Erklärung gefunden.» Der 27-Jährige hat ausreichend Erfahrung in den südamerikanischen und europäischen Wettbewerben, hitzige Atmosphären sind ihm, der mit Chiles Nationalmannschaft und einigen Erwartungen an die WM reisen wird, auch nicht fremd. Und nach einer Nacht mit wenig Schlaf in Valencia sagte er über seine Unbeherrschtheit: «Das ist mir zum ersten Mal in meiner Karriere passiert.»

Dabei ist es erst ziemlich genau elf Monate her, als Diaz im Achtelfinal-Rückspiel in St. Petersburg vom Platz gestellt wurde. Damals mit Gelb-Rot, und die zweite Verwarnung war ein Foul, das man – fernab des eigenen Tores – zumindest als sehr ungeschickt bezeichnen darf.

» SRF-Zusammenfassung der Partie in St. Petersburg mit Diaz’ Platzverweis

Yakin auf der Suche nach Spielern, die Verantwortung übernehmen

Ohne Diaz – und mit dem früh für den verletzten Valentin Stocker eingewechselten Fabian Frei – hielt der FCB damals in Unterzahl das Resultat in Grenzen, die 0:1-Niederlage bedeutete nach dem 2:0-Hinspielsieg das Viertelfinale. Auch und insbesondere, weil Yann «der Hexer» Sommer in der 86. Minute einen Penalty parierte.

An dieses Spiel erinnerte Yakin nach dem Aus im Mestalla: «Von den Spielern, die gegen Zenit dabei waren, standen in Valencia wenige auf dem Platz.» Genauer: Nach Diaz‘ Platzverweis in der 45. Minute von St. Petersburg noch Sommer, Schär, Elneny und Frei. Was Yakin damit ausdrücken will: «Es sind immer die selben Spieler, die die Verantwortung tragen.»

«Drei, vier Totalausfälle» hat Yakin in seiner Mannschaft gesehen: «So kann man in Spanien nicht bestehen.» Er nennt diese Totalausfälle nicht namentlich, aber es ist unschwer zu erraten, dass Diaz dazu gehört, dass Matias Delgado gemeint ist, auch Gaston Sauro, der zweite Rot-Sünder, und Fabian Schär, der für seinen rabenschwarzen Abend immerhin noch ins Feld führen kann, dass er sich nach seiner Verletzungspause noch im Anlauf zurück zur alten Verfassung befindet.

«Ohne Sommer hätte es noch düsterer ausgesehen»

Übersetzt heisst Yakins Kritik auch: Der Trainer sieht Defizite in seiner Mannschaft. «Alles hing an Yann Sommer. Ohne ihn hätte es noch düsterer ausgesehen.» Dagegen anerkennt Yakin neidlos eine Qualität von Valencia: «Man hat gesehen, was diese Mannschaft zusammen mit ihren Fans an Leidenschaft entfachen kann.»

Eine Atmosphäre, in der Marcelo Diaz die Nerven nicht im Griff hatte. In einem Spiel, in dem der Chilene – mit seinen Höhen und Tiefen seit seiner Ankunft in Basel vor bald zwei Jahren – eigentlich zu denjenigen hätte gehören sollen, die den Kopf oben behalten. Er aber verlor ihn.

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