Die allerhöchsten Weihen für den FCB

Der FC Bayern hat das Triple geschafft und nach Meisterschaft und Champions League auch den DFB-Pokal gewonnen. Das nutzt der scheidende Coach Jupp Heynckes, um seinen Anteil daran noch mal dezent ins rechte Licht zu rücken. Und Karl-Heinz Rummenigge erteilt Dortmund in Sachen Shaqiri eine klare Absage.

epa03727101 Munich's Xherdan Shaqiri kisses the trophy after winning the German DFB Cup final soccer match between FC Bayern Munich and VfB Stuttgart at the Olympic Stadium in Berlin, Germany, 01 June 2013. Bayern won 3-2.....(ATTENTION: The DFB prohibits

(Bild: Keystone/MAURIZIO GAMBARINI)

Der FC Bayern hat das Triple geschafft und nach Meisterschaft und Champions League auch den DFB-Pokal gewonnen. Das nutzt der scheidende Coach Jupp Heynckes, um seinen Anteil daran noch mal dezent ins rechte Licht zu rücken. Und Karl-Heinz Rummenigge erteilt Dortmund in Sachen Shaqiri eine klare Absage.

Nein, Jupp Heynckes wollte doch noch nichts sagen zu seiner näheren Zukunft. Nicht an einem Tag wie diesem, an dem der FC Bayern tatsächlich das Triple geschafft hat: Meisterschaft, Champions League, DFB-Pokal – alle drei Wettbewerbe gehen in dieser Saison an die Münchner. Und in allen dreien fand sich weit und breit niemand, der behauptet hätte, dass diese Bayern etwa zu Unrecht gewonnen hätten.

Auch nicht am Samstag, als die wackeren Stuttgarter der zwischenzeitlichen 3:0-Führung der Bayern durch Thomas Müller (37.) und Gomez (48./60.) durch zwei Treffer von Martin Harnik (71./80.) zwar noch bedenklich nahe kamen. Letztlich mussten sie aber auch zugeben, dass «die höhere individuelle Qualität der Bayern spielentscheidend» gewesen war, wie es Trainer Bruno Labbadia formulierte.

Das Erbe für Pep Guardiola

Die Triple-Sieger

1967 Celtic Glasgow
1972 Ajax Amsterdam
1988 PSV Eindhoven
1999 Manchester United
2009 FC Barcelona
2010 Inter Mailand
2013 Bayern München

Jupp Heynckes, der seinem Nachfolger Pep Guardiola eine Mannschaft übergibt, deren Bilanz schlichtweg nicht mehr zu überbieten ist, wird also am Dienstag in München erklären, ob er noch mal anderswo anheuern wird. Einstweilen nutzte er die Gelegenheit, um seine Mannen noch einmal ins rechte Licht zu rücken und die «individuelle Klasse» aufzudröseln, von der Labbadia gesprochen hatte.

Als der scheidende Coach mehr als eineinhalb Stunden nach Schlusspfiff mit geradezu ehrfürchtiger Miene aufzählte, wer da alles zu diesem Kader gehört, schien es, als sei er selbst verblüfft, welches Ensemble er da in dieser Spielzeit beisammen hatte. Ein paar verletzte deutsche (Toni Kroos, Holger Badstuber) und abwesende brasilianische Nationalspieler (Dante, Luiz Gustavo), sowie ältere Herrschaften wie Franck, Ribéry, Arjen Robben, Daniel van Buyten, Anatoliy Tymoshchuk und Claudio Pizarro, denen er neben Müller, Manuel Neuer, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm («den beiden Kapitänen») die allerhöchsten Weihen angedeihen liess: «Das sind alles aussergewöhnliche Fussballer, Weltklassespieler.»

Bayern erteilen in Sachen Shaqiri klare Absage

Zumal er ja noch ein paar junge Hüpfer wie Xherdan Shaqiri und David Alaba («beide mit 20 schon Champions-League-Sieger») dabei habe, die er wie selbstverständlich als Teil des Gesamtkunstwerks erwähnte. Und das aus gutem Grund: Der Österreicher Alaba ist in dieser Saison zur unumstrittenen Stammkraft auf der linken defensiven Aussenbahn aufgestiegen, und Shaqiri, der vor einem Jahr als einträglichster Transfer der Clubgeschichte den FC Basel verlassen hatte, ist eine echte Option für das mit Ausnahmespielern gesegnete Bayern-Mittelfeld.

Schon in der Saisonvorbereitung – im letzten ernsthaften Test in Kaiserslautern – hatte Heynckes den Schweizer Nationalspieler 87 Minuten lang eingesetzt und ihn nach der Partie als ernsthafte Alternative für die Startelf geadelt. Dass das keine leeren Worte waren, stellte sich früh heraus. 26 Einsätze bekam der 21-Jährige in der Liga (vier Treffer), siebenmal durfte er in der Champions League ran (ein Tor).

Gerüchte, wonach Borussia Dortmund Shaqiri im Tausch mit Robert Lewandowski verpflichten werde, har Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge am Rande des Pokalfinales dann auch eine klare Absage erteilt: «Xherdan Shaqiri wird ein Spieler sein, der in der Zukunft noch mehr in Erscheinung treten wird», sagte er der «Bild-Zeitung». «Wir haben keine Anfrage von Dortmund.» Auch Heynckes hat in dieser Saison oft durchblicken lassen, dass Shaqiri für ein Ausnahmetalent hält.

Ein Werk aus Intuition und Menschenführung

Überhaupt kann man dem Coach wohl abnehmen, dass er angemessen beeindruckt war über die Leistung seiner Mannschaft, die zwar nicht durchgehend brilliert hatte, aber doch deutlich besser war und bei den Toren ein Tempo und eine Präzision an den Tag legte, die derzeit wohl jedes Team überfordern würde.

Diese Mannschaft, in der kein Spieler später vergass, die Verdienste des Trainers mit dem «jungen Kopf» ( Ribéry) zu rühmen, ist eine, die nicht zuletzt deshalb in dieser Saison so gut funktioniert hat, weil alle massgeblichen Spieler hundertprozentig von der Arbeit des Trainers überzeugt waren. Den Stilwandel vom Effizienzfussball zur spielerischen Dominanz mag Louis van Gaal eingeleitet haben, dessen Verdienste heute beim FCB eher kleingeredet werden.

Doch der heutige FCB ist das Werk von Heynckes, der das in aller Bescheidenheit am Samstag auch noch mal angedeutet wissen wollte. Intuition und eine gute Menschenführung – «es war nicht einfach, nach dem Höhepunkt Champions League wieder zur Normalität zu finden» –attestierte er sich dann auch gleich selbst, als er begründete, warum er den Doppel-Torschützen Gomez von Beginn an gebracht hatte («hatte im Gefühl, dass er sehr motiviert sein wird.»). Nach seinem letzten Pflichtspiel als Bayern-Coach sollte ruhig jeder noch mal rekapitulieren, was dieser Trainer, dem sie ab Sommer einen vermeintlich grösseren vorziehen, da geleistet hat: «So etwas hat es in 50 Jahren Bundesligageschichte nicht gegeben.»

Geknickte Stuttgarter

Auch VfB-Coach Labbadia zeigte sich angemessen beeindruckt von der Leistung der Bayern. Als Bundespräsident Joachim Gauck vor den fast 76’000 Zuchauern im Berliner Olympiastadion zur Ehrung bat, sah man im Stuttgarter Lager dennoch in tief geknickte Gesichter: «Heute war mehr drin», ächzte Torwart Sven Ulreich und meinte dabei wohl auch die Tatsache, dass Schiedsrichter Manuel Gräfe den Bayern einen 50:50-Elfmeter zugesprochen hatte, dem VfB aber einen 70:30 Elfmeter nach Handspiel von Jerôme Boateng verweigert hatte.

Wie später Kollege Heynckes hatte auch Labbadia an diesem Abend noch ein paar Leitgedanken in eigener Sache loszuwerden. Zum einen, dass es ihm in den vergangenen zweieinhalb Jahren gelungen sei, eine Mannschaft zusammenzustellen, die «Herz und Charakter hat». Zum anderen aber, dass das nicht reicht, weil die individuelle Qualität zu gering sei. «Ich würde gerne meine eigenen Ansprüche umsetzen können.» Weitere Verstärkungen müssen also her.

70. Endspiel um den DFB-Pokal

Bayern München–VfB Stuttgart 3:2
Berlin, Olympiastadion. – 75’420 Zuschauer. – SR Gräfe.

Tore:
37. Müller 1:0 (Foulelfmeter), 48. Gomez 2:0, 61. Gomez 3:0, 71. Harnik 3:1, 80. Harnik 3:2.
Verwarnungen: Mandzukic, Schweinsteiger; Boka, Ibisevic, Traoré

Bayern München: Neuer; Lahm, van Buyten, Boateng, Alaba; Javi Martínez, Schweinsteiger; Robben (83. Timoschtschuk), Müller, Ribéry (90.+1 Shaqiri); Gomez (62. Mandzukic).
VfB Stuttgart: Ulreich; Rüdiger, Tasci, Niedermeier, Molinaro (67. Sakai); Gentner, Boka; Harnik, Maxim (61. Okazaki), Traoré (75. Cacau); Ibisevic.

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