Die Basler strahlen vor dem Spiel gegen Liverpool Zuversicht aus – und relativieren zugleich

Der FC Liverpool ist im Formtief. Der FC Basel hingegen durchlebt ein Hoch. Vor dem letzten Gruppenspiel in der Champions League sind die Basler optimistisch – und versuchen trotzdem, die Kirche im Dorf zu lassen.

FC Basel's team during a training session at the Anfield stadium in Liverpool, Great Britain, on Monday, December 8, 2014. Switzerland's FC Basel 1893 is scheduled to play against Britain's Liverpool FC in an UEFA Champions League group B matchday 6 soccer match on Tuesday, December 9, 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der FC Liverpool ist im Formtief. Der FC Basel hingegen durchlebt ein Hoch. Vor dem letzten Gruppenspiel in der Champions League sind die Basler optimistisch – und versuchen trotzdem, die Kirche im Dorf zu lassen.

In den Vitrinen stehen polierte Pokale und Trikots grosser Spieler wie Steve McManaman, Auszeichnungen und Wimpel von Begegnungen mit den grössten Clubs der Welt. Und irgendwo liegen die Schuhe von Steven Gerrard, die der Vereinsikone für die Weltmeisterschaft 2002 geschneidert worden sind. Wegen einer Verletzung trug der damals 21-Jährige die Schuhe nie, aber sie stehen für die Füsse eines legendären Spielers eines legendären Vereins des Weltfussballs.

Und auf diesen Verein trifft der FC Basel, der 1893 und somit ein Jahr nach dem FC Liverpool gegründet worden ist. Eine fast gleich lange Geschichte, doch was den Status im europäischen Clubfussball angeht, da ist Liverpool den Baslern um Längen voraus.

Nahe aber nicht auf Augenhöhe

Die Historie weist darauf hin, dass die Liverpooler in diesem letzten Spiel der Gruppe B, dem Spiel, bei dem es um alles oder nichts geht, zu favorisieren sind. Doch die zuletzt erreichten Resultate sprechen eine andere Sprache: Die Engländer stehen auf dem für die eigenen Ansprüche ungenügenden Platz 9 der Premier League und haben 5 Punkte Rückstand auf eine Klassierung, die nächste Saison zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde.

epa04520583 Basel's Philipp Degen (L) and Portuguese head coach Paulo Sousa (R) attend a press conference at Anfield in Liverpool, Britain, 08 December 2014. FC Basel 1893 will face Liverpool FC in the UEFA Champions League group B soccer match on 09 December 2014. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Wollen in der Erfolgsspur bleiben: Philipp Degen und Pauo Sousa am Montag bei der Medienkonferenz an der Anfield Road. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Damit es in der laufenden Spielzeit für Liverpool in der Königsklasse weitergeht, brauchen die Engländer gegen den FCB am Dienstagabend (20.45 Uhr) an der Anfield Road einen Sieg. Dass den Baslern bereits ein Unentschieden reicht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich der Schweizer Meister sogar einem Verein wie Liverpool sportlich angenähert hat. Von zwei Vereinen auf Augenhöhe zu sprechen, dass will gleichwohl kein Direktbeteiligter. Liverpools Formbaisse hin oder her.

«Auf ein schlechtes Spiel von ihnen hoffen wir nicht», sagt Allzweckspieler Fabian Frei, «denn vor den eigenen Fans sind sie immer noch eine Klasse besser.»

Basels Auswärtsschwäche in dieser Champions League

Und vielleicht sind es auf Basler Seite die zwei Auswärtsniederlagen in dieser Champions League, die Trainer Paulo Sousa zum Schluss kommen lassen: «Der Druck liegt bei Liverpool, wir kennen die Realitäten.» Allerdings fügt Sousa selbstbewusst an, dass der FCB bei aller Kenntnis der Relatiäten «auch Ambitionen hat, und wir auf dem erfolgreichen Weg weiterfahren wollen».

Es ist das Spiel zwischen zwei Gegensätzen: auf der einen Seite das grosse Liverpool, dessen Glanz der Vergangenheit den FC Basel als Aussenseiter aussehen lässt, und auf der anderen Seite die Basler Hochform, die einen rotblauen Erfolg realistisch macht.

Diesem möglichen Erfolg, einem der grössten in der Geschichte des FCB, der zwar die Gruppenphase der Champions League 2002 und 2011 schon zweimal überstanden hat, dabei aber nicht gleich gegen zwei Namen wie Liverpool oder Real Madrid spielen musste, stellt sich im öffentlichen Verständnis vor allem ein Name in den Weg: Steven Gerrard, mit dem Brendan Rodgers über einen Weltklassespieler verfügt. Eine Situation, die Sousa gefällt, ihm, der gerne gegen die besten «Protagonisten» der Welt spielt, was er auch vor den Begegnungen mit Cristiano Ronaldo immer wieder betont hatte.



epa04520666 FC Basel's team during a training session at the Anfield stadium in Liverpool, Britain, 08 December 2014. Switzerland's FC Basel 1893 will face Liverpool FC in an UEFA Champions League group B soccer match on 09 December 2014. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Das Ehrfurcht erregende Stadion: die Anfield Road in Liverpool. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Dass Basel bereits ein Unentschieden für die Achtelfinal-Qualifikation reichen würde, empfindet Sousa nicht als Gefahr. Deswegen nicht, weil das Spiel auf ein Unentschieden für ihn keine Option ist. Das liegt ihm nicht, dem Trainer, der dem FCB ein offensives Gesicht gegeben hat.

Streller erwartet ein Startfurioso

Dem pflichtet Marco Streller bei, doch der Captain fügt beruhigt an: «Dass uns ein Unentschieden reicht, ist gut. Ich bin froh, dass wir die bessere Ausgangslage haben als sie.»

Da ist sie wieder, die Basler Zuversicht, die auch damit zu tun hat, dass Liverpool momentan nicht «über das ganz grosse Selbstvertrauen verfügt», wie Streller die Verfassung der Engländer einschätzt. Einen Erfolg an der Anfield Road würde der Captain gleichwohl zu den «Top-10, vielleicht Top-5» der grössten Momenten in seiner Karriere einstufen.

An dieser sagenumwobenen Adresse des Weltfussballs, in diesem altehrwürdigen Stadion, «werden sie in den ersten 15 bis 20 Minuten kommen wie die Feuerwehr», erwartet Streller Liverpools Auftreten. «Wenn wir zu 100 Prozentig unsere Leistung abrufen», sagt sein Kollege Frei mit breiter Brust voraus, «dann wird es für Liverpool sehr schwer.»

Das Problem der grossen Erwartungen

Der vielseitige Zentrumsspieler ist keiner, der seine Worte nicht bedacht wählen würde. Trotzdem sind es solche Aussagen, die die Erwartungen in die Höhe schrauben. Die Erwartungen der Anhänger, des Vereins, die eigenen. Und wer hohe Erwartungen schürt, der könnte auch von weit oben herunterfallen.

Denn bei aller Zuversicht, die den FC Basel in diesen erfolgreichen Tagen umgibt – möglich ist nach wie vor auch ein Ausscheiden aus den europäischen Wettbewerben.



epa04520668 FC Basel's head coach Paulo Sousa during a training session at the Anfield stadium in Liverpool, Britain, 08 December 2014. Switzerland's FC Basel 1893 will face Liverpool FC in an UEFA Champions League group B soccer match on 09 December 2014. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Paulo Sousa blickt mit zuversichtlicher Erwartung auf den Dienstagabend. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

 
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