Fast ein bisschen kitschig: Nachdem der unbeliebte Konzernclub Red Bull Salzburg sich zu Saisonbeginn in der Champions League schon gegen das luxemburgische Düdelingen der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, scheidet er nun im Cup-Halbfinal daheim gegen einen Drittligisten aus.
Immerhin, einen Vorwurf müssen sich ein paar Leute nicht gefallen lassen: dass es eine Stallorder gegeben hätte. Im Vorfeld des Aufeinandertreffens im ÖFB-Cup war eine schon länger schwelende Debatte neu entfacht worden, weil der FC Pasching das Farmteam von Red Bull Salzburg ist und eine Wettbewerbsverzerrung befürchtet wurde.
Wenn es also eine Anordnung von ganz oben gegeben haben sollte, dann war der grosse Aussenseiter aus der Regionalliga dazu bestimmt, mit einer Sensation für Schlagzeilen zu sorgen. Frei nach dem Motto: any promotion is good promotion. Doch ob die Konzernstrategen tatsächlich so weit gehen? Red-Bull-Trainer Roger Schmidt meinte nach der Riesenblamage zerknirscht: «Wir haben heute sehr viel kaputt gemacht, was wir in den letzten Monaten aufgebaut haben.»
Der Deutsche, vergangenen Sommer vom SC Paderborn in die Mozartstadt gewechselt, hatte mit den Bullen schon zu Saisonbeginn eine schwere Niederlage zu verdauen: Das Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen das luxemburgische Leichtgewicht F91 Düdelingen. Schon damals ergoss sich Spott und Häme über die Dosen-Kicker.
Bullen-Trainer Schmidt: «Wir haben es versaut»
Zuletzt war der Double-Gewinner von 2011/12 in 16 Spielen ungeschlagen geblieben, in der österreichischen Bundesliga sind die Salzburger bis auf sechs Punkte an Tabellenführer Austria Wien herangekommen, und nichts deutete darauf, dass sie nicht wenigstens das Pokalendspiel erreichen sollten. Nach der konzerninternen Halbfinal-Blamage konstatierte Trainer Schmidt: «Wir haben es versaut.»
Nur 2726 Zuschauer wollten den Semifinal in der «Arena» sehen, dem Euro-2008-Stadion in Wals-Siezenheim vor den Toren Salzburgs. Der norwegische Nationalspieler Håvard Nielsen brachte den Favoriten zwar noch in Führung (48.), doch Pasching drehte die Partie in der 69. und 79. Minute. Den Siegtreffer erzielte ein Aussenverteidiger mit einem abgefälschten Schuss. «Wir sind mit Herz und Leidenschaft aufgetreten», sagte Pasching-Trainer Gerald Baumgartner.
Die Oberösterreicher, die sich schon im Viertelfinal gegen Rapid Wien als Riesentöter ausgezeichnet hatten, stehen erstmals im Endspiel, wo sie am 30. Mai im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf den Sieger des zweiten Halbfinals am Mittwoch zwischen Vorjahresfinalist SV Ried und Austria Wien treffen werden. Setzt sich die Austria am Mittwoch durch, hat Pasching bereits die Teilnahme am Europacup in der Tasche. Und kann dort dann, zumindest in den ersten Runden, immerhin nicht auf Red Bull treffen…