Die Einzelkritik: Ein Debüt nach Wunsch und ein magistraler Delgado

Drei neue Spieler, Vaclik, Zuffi und Gashi, dürfen sich über ein mehr und weniger gelungenes Debüt im Dress des FC Basel freuen. Die Tore beim 2:1 in Aarau machen die Jungen, der 17-jährige Embolo und der 20-jährige Aliji. Die neue Dreierkette gehört zum Paulo-Sousa-Überraschungspaket, und ein 31-Jähriger führt grossartig Regie.

Der Basler Matias Delgado, links, im Kampf um den Ball gegen den Aarauer Sandro Wieser, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Aarau und dem FC Basel 1893 im Stadion Bruegglifeld in Aarau, am Samstag, 19. Juli 2014. ..(KE (Bild: Keystone/ALEXANDRA WEY)

Drei neue Spieler, Vaclik, Zuffi und Gashi, dürfen sich über ein mehr und weniger gelungenes Debüt im Dress des FC Basel freuen. Die Tore beim 2:1 in Aarau machen die Jungen, der 17-jährige Embolo und der 20-jährige Aliji. Die neue Dreierkette gehört zum Paulo-Sousa-Überraschungspaket, und ein 31-Jähriger führt grossartig Regie.

Tomas Vaclik | 5
Man hat schon andere Goalie-Debüts beim FC Basel erlebt, verunglückte wie jenes von Franco Costanzo einst in St. Gallen. In Aarau waren noch keine sieben Minuten vorbei, als Tomas Vaclik die erste Bewährungsprobe offeriert bekam – und bravourös bestand. Erst parierte er einen Schuss von Luca Radice, dann reagierte er blitzschnell auf den Nachschuss von Daniel Gygax. Das gab Sicherheit, der Tscheche machte es in der 35. Minute auch gegen Stephan Andrist gut und strahlte ansonsten Ruhe aus. Ein wunschgemässes Debüt also, mit der Eisnchränkung, dass sein nonchalanter Abwurf auf den ebenso nonchalanten Serey Die am Ursprung des Gegentreffers stand. Aber ist ja auch schön, wenn der Trainer noch was auszusetzen hat.

Marek Suchy | 3,5
Als rechter Verteidiger in einer Dreier-Kette der rechte Part im Paulo-Sousa-Überraschungspaket. Das ist auch für den erfahrenen Tschechen neu, er verriet ein paar Unsicherheiten, die man in der starken Rückrunde des Frühjahrs nicht gesehen hatte, liess sich einige Mal überlaufen und fälschte die Flanke von Kim Jaggy zum Gegentreffer so unglücklich ab, dass der Ball dem Torschützen Alain Schultz exakt auf den Fuss fiel. Suchy erlitt früh eine Platzwunde im Gesicht – irgendwie nicht sein Tag.

Taulant Xhaka | 4,5
Auch für ihn hat der Trainer eine neue Rolle erfunden: Innenverteidiger und das als zentraler Mann der Dreierkette. Machte das schnörkellos, gewann einige Kopfballduelle, obschon er nur 1,75 Meter misst. «Die Zweikämpfe gewinnen und einfach spielen», sagte Xhaka hinterher über seinen Auftrag: erledigt

Behrang Safari | 4,5
Nicht schlecht gestaunt hat der alte Schwede, als Sousa ihm irgendwann in der Vorbereitung mit seinem Plan von der Dreierkette vertraut machte – mit Safari als linken Part. Und am Freitag im Training hatte Safari das Gefühl, dass Sousa seine Defensividee in Aarau auf die Probe stellen wird. Safari machte einen guten Match, bis seine Beine schwer wurden, und ertappte sich dabei, wie er seinen Vorwärtsdrang zügeln musste. Dass nach seiner Auswechslung Unruhe in die Abwehr kam, spricht für ihn.

Davide Callà | 4
An alter Wirkunsstätte hatte er den rechten Flügel zu beackern, zum Teil nach hinten wie ein Aussenverteidiger, war an den richtig gefährlichen Situationen in der Aarauer Hälfte eher nicht beteiligt und passte nicht auf, als Sandro Bürki vor dem Anschlusstreffer in der 85. Minute den Ball auf Kim Jaggy chippte – und schon war es geschehen.

Die Basler Shkelzen Gashi, Naser Aliji und Matias Delgado, von links, feiern das zweite Tor beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Aarau und dem FC Basel 1893 im Stadion Bruegglifeld in Aarau, am Samstag, 19. Juli 2014. ..(KEYS

Erstes Tor für den FCB und ein wichtiges dazu: Naser Aliji (Mitte), Schütze des 2:0 in Aarau. (Bild: Keystone) (Bild: ALEXANDRA WEY)

Naser Aliji | 5
Das Gegenstück zu Callà auf der linken Seite – nur weitaus präsenter und spritziger. Kein Zufall, dass der 20-Jährige mit den mazedonischen Wurzeln zu seinem ersten Tor für den FCB als Profi kam: Reaktionsschnell erbte er den Ball, als Mall eine Chance von Gashi abwehrte. Eine trockene Direktabnahme aus spitzem Winkel: Respekt!

Fabian Frei | 4,5
Weil der Captain malad ist, trug er die Binde. Bildete zusammen mit Zuffi die Relaisstation zwischen Abwehr und Angriff. Hinter sauber raus spielen und vorne pressen – das ist das Arbeitsprofil für die beiden zentralen Spieler. Hatten ihren Bereich weitgehend ihm Griff mit einem Frei, der auf offensive Ausflüge verzichtete.

Luca Zuffi | 4,5
Eine einwandfreie Premiere im FCB-Dress des Linksfusses. Ein so nüchterner, sachlicher und zweckdienlicher Spieler, der obendrein ein immenses Laufpensum absolviert, steht der Mannschaft gut zu Gesicht. Zaubern tun andere.

Matias Delgado | 5,5
Die Eindrücke der Vorbereitung haben nicht getäuscht: ER ist zurück. An der Stelle, wo er vor neun Wochen massgeblichen Anteil am die Meisterschaft sichernden 3:1-Auswärtssieg hatte, spielte er noch stärker. Sein Spielverständnis, seine Übersicht und seine tiefen Pässe – eine Augenweide. Und dann das auch noch: Delgado erobert in der 15. Minute im Pressing den Ball gegen Sandro Wieser! Er zieht auf den Strafraum zu und legt perfekt für Embolo auf. Ebenso magistral sein Pass auf Gashi, der dem 0:2 vorausgeht. Die vielen anderen guten Pässe listen wir hier gar nicht auf.

Shkelzen Gashi | 4
Es gibt nichts gross auszusetzen an seinem Debüt für den FCB – ausser bei der Chancenvertwertung. Der Super-League-Torschützenkönig der Vorsaison sucht noch ein bisschen nach der Bindung zum Spiel, aber es ist ja schön, wenn es noch Spieler in dieser Mannschaft gibt, die Luft nach oben haben.

Breel Embolo | 5
«Ich habe nie eine Torchance überhastet vergeben. Lieber habe ich sie vertändelt.» Dieser Satz stammt von Willi «Ente» Lippens, einem begnadeten Dribbler aus dem Ruhrpott. Könnte aber auch von Breel Embolo sein, der in der 8. Minute von einem kapitalen Missverständnis zwischen Aarau-Goalie Mall und Verteidiger Nauris Bulvitis profitierte, sich den Ball schnappte, auf das verlassene Tor zulief, dabei immer langsamer wurde, sich den Ball noch mal vorlegte, der dann endlich mal diesen Ball ins leere Tor schieben wollte – und von Igor Nganga gestoppt wurde. Eine veritable Peinlichkeit, die jedoch weggewischt wird, weil es Embolo sieben Minuten später besser machte und die Vorlage von Delgado – einfach ins Tor schoss. Der Pfosten stand im zweiten Druchgang einem weiteren Embolo-Treffer im Weg, und man kann nach dieser weiteren Kostprobe des Kameruners nur sagen: ein Naturereignis, dieser 17-Jährige.

Aus dem Kabinett der schönsten vergebenen Torchancen – Frank Mill im Dortmund-Trikot bei seinem legendären Pfostenschuss:

Derlis Gonzalez | 4,5
Kam in der 58. Minute für Gashi. Ein wenig Wettkampf- und Zweikampfhärte wird er sich noch aneigenen müssen – ansonsten deutete der junge Paraguayaner wiederholt an, dass auch er ein vielversprechender Transfer des FCB ist. Allein schon seiner Schnelligkeit wegen.

Arlind Ajeti | 4
Ersetzte in der 67. Minute den sich an den Oberschenkel greifenden Safari. Führte sich mit einer Blutgrätsche ein, für die es die erste gelbe Karte der Partie gab. Haute sich ein paar mal dazwischen, als die Aarauer alles nach vorne warfen.

Geoffroy Serey Die | 3,5
Wurde in der 72. Minute für den leicht angeschlagenen Delgado eingewechselt. Der WM-Teilnehmer pulsierte in unnachahmlicher Art über den Platz, sah bei der Entstehung des Gegentores aber nicht vorteilhaft aus.

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Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Gonçalves, Elneny, Sio.
Bewertungsdurchschnitt: 4,4

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