Die feine Klinge allein reicht nicht

Was den mentalen Spannungsabbau nach dem vorzeitigen Erreichen der Meisterschaft anbelangt, muss sich der FC Basel zunächst keinen Vorwurf machen lassen. Dass er in Lugano eine 2:0-Führung, mit zwei schön anzusehenden Toren herausgeholt, noch preisgibt, ist dem Tessiner Temperament zuzuschreiben und dann doch einem Basler Nachlassen quer durch alle Reihen.

20170507; Lugano; FUSSBALL SUPER LEAGUE - FC Lugano - FC Basel; Luca Zuffi (Basel) jubelt nach dem Tor zum 0:2 (Andy Mueller/freshfocus)

(Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Was den mentalen Spannungsabbau nach dem vorzeitigen Erreichen der Meisterschaft anbelangt, muss sich der FC Basel zunächst keinen Vorwurf machen lassen. Dass er in Lugano eine 2:0-Führung, mit zwei schön anzusehenden Toren herausgeholt, noch preisgibt, ist dem Tessiner Temperament zuzuschreiben und dann doch einem Basler Nachlassen quer durch alle Reihen.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 4.5

Tadellos sein Vortrag in einem Spiel, in dem er keine Wunderdinge zu vollbringen hatte. Beim Penalty entschied er sich für die falsche Ecke, und beim zweiten Gegentor ist er von seinen Vorderleuten verlassen. Nimmt ein schmerzhaftes Andenken aus dem Tessin mit, als Sadiku den am Boden liegenden und den Ball kontrollierenden FCB-Schlussmann sehr unfein am Kopf trifft.

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 5

War die Personifizierung der Basler «Wir-lassen-uns-nicht-hängen,-nur-weil-es-um-nichts-mehr-geht»-Haltung: Ging die gewohnten Wege rauf und runter auf seiner rechten Seite und war mit messerscharfem Pass in die Tiefe massgeblich beteiligt am Führungstreffer wie später auch am 2:0. Wurde in der zweiten Halbzeit hart am rechten Knöchel getroffen und beendete die Partie humpelnd. Die erste Diagnose deutet aber darauf hin, dass er nichts Gravierendes davongetragen hat.



Face to face between Lugano's player Armando Sadiku, left, and Basel's player Michael Lang, right, during the Super League soccer match FC Lugano against FC Basel, at the Cornaredo stadium in Lugano, Sunday, May 7, 2017. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)

Michael Lang kann auch böse: Nach Armando Sadikus Tritt gegen Tomas Vacliks Kopf knöpft sich der FCB-Verteidiger den Lugano-Stürmer vor. (Bild: Keystone/GABRIELE PUTZU)

Blas Riveros | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

War mit 19 Jahren mit Abstand der jüngste FCB-Akteur im Cornaredo, und vielleicht fällt deshalb im Vergleich mit seinen Kollegen das auf, was man bei Riveros Babyspeck nennen könnte. Hatte Licht und Schatten in seinem Spiel, einige Wackler und Ballverluste, aber auch gute Szenen wie Ballrückeroberungen, und einen Distanzschuss sah er von Salvi entschärft (73.).

Daniel Hoegh | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

Rückte für den gesperrten Marek Suchy in die Startelf und erledigte seine Aufgabe gegen das gefürchtete Lugano-Duo Sadiku/Aljoski zunächst ohne Beanstandung. Unglücklich, dass sich der Däne mit ungestümem Einsatz dann doch noch die Szene zu schulden kommen liess, die zum Penalty führte und die Partie beinahe kippen liess.

Manuel Akanji | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

War trotz seiner überschaubaren Erfahrung mit ganzer Ausstrahlung der Chef im Abwehrzentrum. Bereinigte einige Szenen, bevor sie brenzlig werden konnten oder blockierte erfolgreich gefährliche Schüsse wie jenen von Junior unmittelbar vor der Pause. Bei Sadikus Ausgleichstor mit der Brust kam allerdings auch Akanji zu spät.

Taulant Xhaka | defensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 5

Ein ähnliches Mentalitätsmonster wie Lang – auch er scheute keinen Weg und keinen Zweikampf, und dass mit ihm auch spielerisch Staat zu machen ist, demonstrierte er beim 1:0, zu dem er seinen siebten Assist dieser Saison beisteuerte. Als er sich ausgepowert hatte, machte er in der 82. Minute Platz für Delgado.

Luca Zuffi | defensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 5

Gab das defensive Gewissen, wenn der hyperaktive Xhaka sich nach vorne mit einschaltete. Wie immer war Zuffi verantwortlich für die meisten stehenden Bälle und erzielte sein sechstes Saisontor mit ganz feiner Klinge, respektive mit seinem linken Fuss: Aus gut 25, 26 Metern zirkelte er den Ball mit Effet ins untere linke Toreck. Fand anschliessend, dass es im 27. Einsatz durchaus mal an der Zeit wäre, sich die zweite Verwarnung in dieser Saison abzuholen.



Basel's player Alexander Fransson, left, celebrates with team mates the 0-1 goal during the Super League soccer match FC Lugano against FC Basel, at the Cornaredo stadium in Lugano, Sunday, May 7, 2017. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)

Stürmisch und überlegt zugleich: Alexander Fransson (Zweiter von links, daneben Mohamed Elyounoussi), der  Schütze des ersten Treffers in Lugano. (Bild: Keystone/GABRIELE PUTZU)

Alexander Fransson | offensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 5

Bekam den Vorzug auf der Delgado-Position und interpretierte seine Rolle sehr offensiv. Dadurch war der Tessiner Strafraum mindestens doppelt besetzt, und das zahlte sich bereits in der zwölften Minute aus. Fransson leitete den Angriff ein und vollendete ihn auch mit überlegtem Abschluss aus 14 Metern unten rechts ins Tor von Mirko Salvi. Es war der dritte Saisontreffer für den Schweden, einem weiteren kam er vor der Pause zweimal sehr nahe. Nach Seitenwechsel war er nicht mehr so präsent, aber am zweiten FCB-Treffer beteiligt.

Renato Steffen | rechter Flügelspieler

Einzelkritiknoten 4

Pech für ihn, dass ihm sein Treffer in der 30. Minute aberkannt wurde – er stand bei Sporars Schuss eindeutig nicht im Offside. Lieferte sich ein paar heisse Zweikämpfe mit seinen Kontrahenten in der Abwehr der Luganesi und schien noch voller Tatendrang, als ihn der Trainer nach knapp einer Stunde austauschte. Steffen war darob überhaupt nicht amüsiert; Urs Fischer wiederum meinte, alles andere als eine solche Reaktion auf eine Auswechslung würde ihn auch überraschen.

Mohamed Elyounoussi | linker Flügelspieler

Einzelkritiknoten 4

Das Fussballjahr begann für Elyounoussi glänzend mit drei Toren gegen Lugano, aber diesmal kam er einem persönlichen Erfolgserlebnis nicht sehr nahe. Bereitete Callàs Chance vor, hatte seinen Fuss vor dem 2:0 mit im Spiel, sah beim Ausgleichstor allerdings nicht besonders gut aus, weil er Vorlagengeber Mariani ziehen lässt.

Lugano's player Fulvio Sulmoni, right, fights for the ball with Basel's player Andraz Sporar, left, during the Super League soccer match FC Lugano against FC Basel, at the Cornaredo stadium in Lugano, Sunday, May 7, 2017. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)

Unter den Erwartungen: Andraz Sporar (hier gegen Fulvio Sulmoni). (Bild: Keystone/GABRIELE PUTZU)

Andraz Sporar | Angriffsspitze

Einzelkritiknoten 3.5

Eine weitere Chance ist verstrichen, um seinen Perspektiven beim FCB Nachdruck zu verleihen. Eine wirklich gute Szene bleibt in Erinnerung, der Schuss in der 30. Minute, der zu Steffens fälscherlicherweise als Offside taxiertem Tor führt. Ansonsten konnte sich Sporar kaum einmal durchsetzen, blieb es bei ein paar wenigen guten Ansätzen.

Davide Callà | rechter Flügelspieler

Einzelkritiknoten 4.5

Ersetzte in der 58. Minute Renato Steffen. Hätte mit seiner Grosschance, einem Kopfball in der 72. Minute, das 3:1 machen und damit den Gastgebern den Wind aus den Segeln nehmen können.

Seydou Doumbia | Angriffsspitze

Einzelkritiknoten 4

Wurde in der 65. Minute für Sporar eingewechselt und entfaltete nicht mehr Torgefahr als sein Vorgänger.

Matias Delgado | zentraler Mittelfeldspieler
Kam in der 82. Minute für Xhaka. Für Delgado, der zu kurz im Einsatz war, um bewertet werden zu können, rückte Fransson eine Position nach hinten.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,4
Nicht eingesetzt beim FC Basel: Nikolic (Tor), Gaber, Schmid, Janko.

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