Die Therwil Flyers gewinnen ihre jüngsten Heimspiele gegen die Zürich Lions klar. In einer auf sechs Teams eingedampften Nationalliga A trotzen die Therwiler Baseballer den Sorgen und Nöten einer Randsportart und sind auf dem besten Weg, dieses Jahr wieder die Finalrunde zu bestreiten.
Jubelnde Fans, die kräftige Stimme des Arena-Speakers und ein Orgelspieler, der das Spielgeschehen mit Eigeninterpretationen alter und aktueller Hits untermalt – eine solche Geräuschkulisse fehlt, wenn in Therwil Baseball geboten wird. So wie am Sonntag, als die Flyers auf der Sportanlage Känelmatt im sogenannten Doubleheader den Zürich Lions zweimal, mit 16:1 und 19:0, das Nachsehen gaben.
Wenn es nach Stefan Koller ginge, Pitcher der Flyers und gleichzeitig Medienverantwortlicher, dann wäre die Klanglandschaft bei den Heimspielen in Therwil um einiges US-amerikanischer. Dazwischen steht allerdings eine starke Schweizer Interessensgemeinschaft. Wegen der Anwohner dürfen die Flyer weder eine Lautsprecheranlage aufstellen noch Musik abspielen.
Den eigentlichen Grund dafür sieht Koller im geringen Stellenwert des Schweizer Baseballs. Koller selbst hat diesen Sport im Alter von 18 Jahren bei einem Austauschjahr in den USA begonnen. Dort stellt Baseball einen sozialen Anlass dar, bei dem die Massen feiern.
Die Event-Atmospähre fehlt
«Stell dir vor, der FC Basel dürfte keine Speaker-Anlage aufstellen oder Musik abspielen und die Fans müssten ruhig sein. Dann würde auch keine Stimmung aufkommen,» sagt Koller zur fehlenden Atmosphäre auf der Känelmatt, «auf diese Weise wird aus einem Event nur ein Baseball-Spiel und aus einem Baseball-Spiel kein Event.»
Mit Nachwuchsmangel müssen die Flyers im Gegensatz zu so manch anderem Basler Sportverein dennoch nicht kämpfen – im Gegenteil: «Wir müssten eigentlich zwei Mannschafen führen, um allen gerecht zu werden. Dafür fehlt es uns aber an Betreuern,» so Koller.
Beim Baseball liegt die eigentliche Nachwuchsproblematik darin, dass die Spieler im Teenageralter abspringen. Einen Grund dafür verortet der Baseball-Enthusiast Koller im Image der Schulsportarten Brennball und Mattenlauf: «Für mich ist Baseball das verfeinerte Brennball oder auch Mattenlauf, das man im Schulturnen spielt. Sobald die Sekundarschule kommt, wird es nicht mehr gespielt.»
Der schwere Stand eines US-Sports in der Schweiz
Dass der Link zwischen Brenn- und Baseball in den Schweizer Schulen nicht hergestellt wird, erschwert die Nachwuchsarbeit der Schweizer Vereine. Das Mauerblümchendasein des amerikanischen Baseballs wird ausserdem durch die Verhältnisse in der Schweiz zementiert.
«An Amerika schätze ich sehr, dass sich die Leute für eine grosse Vielfalt an Sportarten begeistern lassen», sagt Koller, «in der Schweiz müssen andere Sportarten als Fussball und Hockey aber wirklich eine herausragende Persönlichkeit hervorbringen, damit darüber berichtet wird. Ich kann mich erinnern, als Tennisnachrichten vor Roger Federer und Martina Hingis noch Randnotizen waren.»
Die konzentrierte Nationalliga A
Die Therwil Flyer und Bern Cardinals gelten derweil schon seit Jahren als die Favoriten des Schweizer Baseballs. In der vergangenen Saison verpassten die Therwiler als Rekordmeister jedoch ihr erstes Finalspiel seit 2008, womit die Berner Kardinäle ungehindert den Meisterschaftstitel für sich beanspruchen konnten. Nachdem einige Spieler abgewandert sind, steht Bern geschwächt da und hat das erste Spiel der Saison gegen Therwil verloren.
Daneben sollen institutionelle Änderungen für spannendere Duelle sorgen. So hat der nationale Baseballverband die Anzahl der Nationalliga-A-Teams von acht auf sechs beschränkt, damit schlechtere Mannschaften nicht mehr völlig ausgeliefert sind.
Neuer Sponsor, klare Siege
Gegen die Zürich Lions präsentieren die Flyers ausserdem ihren neuen Trikotsponsor. Mit einer nicht näher bezifferten trägt die Informatikfirma «Bluesky IT-Solutions» einen erheblich Teil zum Budget der Flyers bei, welches sich laut Koller im unteren fünfstelligen Bereichs bewegt.
Die beiden Spiele waren dann eine klare Sache. Im zweiten verpasste Gavin Guarrera, der US-amerikanische Pitcher in Reihen der Flyers, ein sogenanntes «perfect game», bei dem kein Schlagmann des Gegners die eigene Base erreicht. Das ist selten auf diesem Spielniveau und ist auch wirklich nur perfekt, wenn es über die volle Distanz, also neun Innings geht.
Weil die Flyers nach zwei Drittel des Spiels bereits 15:0 vorne lagen, wurde die Partie vorzeitig beendet. Daran, dass Gavin Guarrera seine Sache besonders gut gemacht hat, änderte die Gnadenregelung nichts.