Mit einem Rekordlauf über 4×100 Meter verbesserte sich die Schweizer Frauenstaffel an den Europameisterschaften der Leichtathleten auf den 16. Nationenrang der Weltrangliste, was derzeit für die Olympia-Qualifikation reichen würde. Die Männer wollen nachziehen.
Vor dem «On your Marks» des Starters beim ersten 4×100-m-Halbfinal der Männer streckte der Basler Alex Wilson seinen Staffelstab gegen den Himmel und richtete den Blick ebenfalls in diese Richtung. Und mit dem, was er nach dem Startkommando leistete, durfte er zufrieden sein: die beste Reaktionszeit sämtlicher Mitkonkurrenten, eine druckvolle Beschleunigung, ein solider Kurvenlauf und zum Abschluss ein reibungsloser Wechsel zu Amaru Schenkel auf dem zweiten Abschnitt.
Keine halbe Minute später konnte Wilson durchatmen. Schlussläufer Marc Schneeberger erreichte mit einer Zeit von 39,51 Sekunden das Ziel an dritter Stelle. Die Qualifikation fürs Finale vom Sonntag (17. 25 Uhr) war erreicht. «Jetzt können mir noch grösseres Risiko nehmen, spitzer kalkulieren», waren sich die Teamkollegen einig.
Dazu bietet sich auch eine personelle Rochade an: Steven Gugerli, überraschend für den dritten Part selektioniert, liesse sich durch den grundschnelleren Rolf Malcom Fongué ersetzen, der wegen seiner Grösse auf der schwierig zu laufenden Bahn seiner Grösse wegen etwas benachteiligt ist.
Steigerung nötig
Im Rennen um einen Startplatz bei Olympia sind die Schweizer auf eine deutlich stärkere Zeit angewiesen. Mit einem Durchschnitt von 39,03 Sekunden belegen sie im Olympia-Ranking derzeit Platz 19. Nominiert werden am Montag die 16 Equipen mit dem besten Durchschnittswert der letzten beiden Saisons. Derzeit belegt Südafrika mit 38,90 Platz 16.
«Um an dieser Nation vorbeizuziehen, müssen wir zumindest 38,81 hinlegen», sind sich die Schweizer bewusst. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren in Barcelona lief das Quartett in der Besetzung Mancini, Schenkel, Beyene, Schneeberger in der Schweizer Rekordzeit von 38,69 auf Position 4.
Nächster Rekord innert vier Wochen
Olympia bereits einen grossen Schritt näher gekommen sind mit dem heutigen Rennen die Schweizer Staffel-Sprinterinnen. In 43,51 Sekunden wurden Michelle Cueni, Jacqueline Gasser, Ellen und Léa Sprunger gestoppt. Um nicht weniger als drei Zehntel verbesserten sie den erst vier Wochen alten Schweizer Rekord – damals mit Marisa Lavanchy anstelle von Gasser – und schoben sich somit im Nationenranking auf Position 16 vor.
«Wir erreichten wohl fast das Optimum», freuten sich die vier Sprinterinnen. Jetzt geht es darum, im Final – am Sonntag um 16.05 Uhr – eine Leistung auf ähnlichem Niveau zu erbringen, um das Olympia-Ticket zu sichern. «Einerseits können wir locker auftreten, andererseits wissen wir, dass mit zusätzlichem Risiko zusätzliche Hundertstel drinliegen», sagte Gasser. Die fünftbeste Zeit realisierten die Schweizerinnen, wobei die Ukraine (42,70), Deutschland (43,03), Frankreich (43,12) und Polen (43,13) deutlich schneller liefen.
Medaillen wären in Reichweite
Ohne Schweizer Beteilung fanden die Finals am Abend statt. Aus der Ferne verfolgten Wilson, Schenkel, aber auch Stabspringerin Nicole Büchler und Hürdensprinterin Lisa Urech die Entscheidungen in ihren Spezialdisziplinen. Über 200 m siegte Favorit Churandy Martina (Ho) in starken 20,42 Sekunden. Silber und Bronze aber gingen mit 20,87, respektive 20,95 an Patrick van Luijk (Ho) und Daniel Talbot (Gb) – in Zeiten also, die nicht imponierten und klar über den Bestzeiten von Wilson und Schenkel liegen. Der Unterschied: Sie wurden bei ungünstigen Bedingungen, Kälte, Nässe und Gegenwind, erbracht, während die Schweizer von Topkonditionen profitierten.
Auch die drei Medaillen im Stabhochsprung gingen just mit jener Höhe weg, 4,60 m, die Nicole Büchler erst kürzlich erstmals gemeistert hatte. Hürdensprinterin Lisa Urech verzichtete, registrierte aber, dass für Gold, Silber und Bronze trotz misslicher Bedingungen in Topzeiten unter 13 Sekunden weggingen.