Die Weste bleibt weiss. Der Prattler Schwergewichtsboxer Arnold Gjergjaj gewinnt auch seinen 24. Kampf bei den Profis. Der Argentinier Emilio Zarate zeigt Nehmerqualitäten und geht erst in Runde sieben K.o. Das Warten auf den grossen Titelkampf geht für Gjergjaj aber weiter.
Immerhin, etwas dürfte Emilio Ezequiel Zarate nebst seiner Kampfbörse und einem brummenden Schädel von seiner Reise nach Basel mit in die argentinische Heimat genommen haben: Die Hose seines Gegners.
Als der Argentinier am Freitag, am Tag vor seinem Kampf gegen den Prattler Schwergewichtsboxer Arnold «the cobra» Gjergjaj zum Wägen antreten sollte, wurde Zarate nämlich der Einlass zum Grand Casino Basel verwehrt. Der Südamerikameister hatte bloss seinen Adidas-Trainer dabei. Etwas zu casual, selbst für das nicht für seine übermässig anspruchsvolle Kleiderordnung bekannte Basler Casino. Also half Gjergjaj seinem Kontrahenten aus der Patsche, indem er ihm kurzerhand seine Hose überreichte.
Ein längerer Arbeitstag als üblich
Etwas mehr als 24 Stunden später, Zarate war eben Gjergjajs 18. K.o.-Opfer geworden, sah es nicht danach aus, als ob der Argentinier daran denken würde, das Beinkleid wieder zurück geben zu wollen. «Die haben über 100 Stutz gekostet», brummte Gjergjaj im Kraftraum neben dem Ring. Aber der Lokalmatador schien über den Verlust bereits hinweg zu sein.
Schliesslich hatte er sich dafür im Ring schadlos gehalten. Zwar musste Gjergjaj für seine Verhältnisse aussergewöhnlich lange arbeiten, bis er sein Ziel erreicht hatte. Doch in der 7. Runde war es so weit: Nach einem rechten Haken verabschiedete sich Zarate endgültig aus dem Kampf. Es war Gergjajs 24. Sieg im 24. Kampf – und sein 18. Knockout.
Was bringt die eindrückliche Kampfbilanz?
Die Kampfbilanz des 29-Jährigen wird damit noch ein Stückchen eindrücklicher. Was sie Gergjaj allerdings in Zukunft bringen wird, ist nicht so einfach zu beantworten. Gewiss, Zarate war ein zäher Gegner, dessen Kampfname «Chiquito» – der Kleine – seine 1,97 Meter Körpergrösse und 103 Kilogramm Lebendgewicht nur bedingt korrekt widerspiegelt. Doch der Mann aus Buenos Aires beeindruckte vor allem durch seine Nehmerqualitäten und weniger durch seinen Punch.
Bereits in der 3. Runde war er, der selbst seinen vorzeitigen Sieg in eben diesem Durchgang vorausgesagt hatte, von Gjergjaj mit einem rechten Haken auf den Boden der Tatsachen geschickt worden. Zwei Runden später wurde er gar aus dem Ring katapultiert. Doch Zarate gab das Steh-Auf-Männchen, und Gergjaj wunderte sich immer mehr: «Ich habe ihn so hart getroffen, dass ich kaum glauben konnte, dass er stets wieder zurück kam.»
Die Kondition stimmt
So konnte Gjergjaj zumindest bis zum Kampfende in der 7. Runde beweisen, dass er konditionell auf der Höhe ist. Die letzten zehn Kämpfe waren allesamt bis maximal in die 3. Runde gegangen.
Trotzdem wird mit jedem K.o.-Sieg die Neugierde grösser, wie sich die Kobra halten wird, wenn sie einem Kontrahenten gegenüber steht, der das biblische Motto «Geben ist seliger denn Nehmen» beherzigt.
Geschehen wird das wohl dann, wenn sich Trainer und Manager Angelo Gallina dazu entschliesst, nicht selbst den Gegner für seinen Schützling zu verpflichten, sondern die Einladung eines grossen Boxstalls zum Kampf akzeptiert.
Die Angebote sind da – haben aber einen Haken
Diese sind durchaus vorhanden. Mit Dereck Chisora, Odlanier Solis, Robert Helenius und Christian Hammer haben bereits namhafte Boxer Kämpfe angeboten. Kurz vor dem Auftritt gegen Zarate war es nun die Weltnummer 2, Kubrat Pulev, die Gjergjaj zu einem Europameisterschafts-Kampf einlud. Das alles spricht dafür, dass sich Gjergjaj durchaus einen Namen gemacht hat in der Szene.
Allerdings flattern die Angebote jeweils äusserst kurzfristig herein. Um den Kampf gegen Pulev vorzubereiten, wären Gjergjaj und Gallina zwei Wochen geblieben. Viel zu wenig Zeit, um sich ernsthafte Chancen ausrechnen zu dürfen, meint Gallina, der deswegen bislang stets abgelehnt hat: «Jeder weiss, dass man sich in zwei Wochen nicht für einen Zwölf-Runden-Kampf fit machen kann.»
Das liebe Geld
Im Profiboxen diktiert eben in der Regel derjenige die Konditionen, der den Kampf organisiert. Wollen Gallina und Gjergjaj eine ausreichend lange Vorbereitung auf einen Titelkampf, werden sie ihn aller Voraussicht nach selbst organisieren müssen.
Aber dazu reichen die finanziellen Mittel derzeit nicht aus. Selbst wenn die Familie Gjergjaj ihr boxendes Mitglied geradezu rührend unterstützt – und Arnold wohl auch noch sein letzte Hose für seine Karriere hingeben würde.