Die nächste Sau im Dorf

In knapp einer Woche haben es die Young Boys locker geschafft, den FC Basel aus den Schlagzeilen zu verdrängen – dank Wechseln an der Spitze, falscher Personalwahl und geübten Gerüchteköchen. Am Samstag treten die Schlagzeilenkönige der letzten Wochen auf dem Feld gegeneinander an (19.45 Uhr St.-Jakob-Park).

BSC Young Boys (YB) Raul Bobadilla (L) celebrates with team mates after scoring the second goal against Udinese during their Europa League Group A soccer match in Bern October 25, 2012. REUTERS/Pascal Lauener (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER TPX IMAGES O (Bild: REUTERS/Pascal Lauener)

In knapp einer Woche haben es die Young Boys locker geschafft, den FC Basel aus den Schlagzeilen zu verdrängen – dank Wechseln an der Spitze, falscher Personalwahl und geübten Gerüchteköchen. Am Samstag treten die Schlagzeilenkönige der letzten Wochen auf dem Feld gegeneinander an (19.45 Uhr St.-Jakob-Park).

Gewiss, da war ein Nasenbeinbruch von Captain Marco Streller. Und Aleksandar Dragovic, Österreicher mit einem besonderen Faible für Fettnäpfchen, leistete sich ein Rencontre mit Fredy Bickel, dem Sportchef des FC Zürich. Doch nach den vorangegangenen wilden Tagen mit Trainerwechsel, System-Totalumstellung sowie Niederlagen in Luzern und Szekesfehervar wirkte die Woche des FC Basel eigentlich wie eine Rückkehr zur Normalität.

Streller trägt nun eine schwarz-weisse Maske, die aus dem Fundus des allseits beliebten Kitsch-Musicals «Phantom der Oper» stammen könnte. Und Dragovic dürfte intern einen Satz heisse Ohren und vielleicht auch eine Busse gefangen haben. Aber das muss Spekulation bleiben, weil der FCB nicht mitteilen mochte, wie er seinen Innenverteidiger auf den Weg zu mehr Selbstdisziplin führen will.

Alex Frei, der linke Flügel

Murat Yakin scheint sein Experiment, Stürmernatur Alex Frei als linken Flügel auflaufen zu lassen, weiter zu verfolgen. Beim 2:1 gegen den FCZ hatte Frei trotz der ungewohnten Position als Torschütze und Assistgeber geglänzt – allerdings nicht aus dem Spiel heraus, sondern bei Standards. Nun sieht es so aus, als ob Frei gegen YB wieder auf dem Flügel spielen wird. «Ich will von ihm, dass er dem Team auch defensiv zu Stabilität verhilft», sagt Yakin.

Super League, 15. Spieltag
FC Basel–Young Boys (19.45 Uhr)
St.-Jakob-Park. – SR Hänni.
Voraussichtliche Aufstellung FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Cabral; D. Degen, Yapi, Stocker, A. Frei; Streller.
Voraussichtliche Aufstellung YB: Wölfli; Sutter, Nef, Ojala, Raimondi; Costanzo, Zverotic; Zarate, Farnerud, Nuzzolo; Bobadilla.
Bemerkungen: FCB ohne Voser (verletzt). YB ohne Simpson, Sutter, Spycher, Bürki (alle verletzt) und Doubai (gesperrt).

Spielen werden sie beide, wenn es am Samstag gegen die Young Boys ans Heimdebüt von Murat Yakin als Trainer des FC Basel geht. Mag sein, dass dieser Moment der Rückkehr ins Joggeli Yakin emotional berühren wird. Darüber reden wollte der 38-Jährige am Tag vor der Partie nicht wirklich. Nicht er solle am Samstag im Zentrum stehen, sondern die Mannschaft: «Die Spieler müssen ihre Leistung zeigen. Meine Arbeit ist beim Anpfiff grösstenteils getan.»

Gummibänder und Plastikpuppen

Diese Arbeit durfte Yakin zum ersten Mal seit seiner Anstellung in Basel sogar während einer ganzen Woche mit dem gesamten Team auf dem Platz verrichten. Da liess er etwa durch Gummibänder miteinander verbundene Spieler das Verschieben der Viererreihe einstudieren. Oder es wurden zwischen aufblasbaren Plastikpuppen Angriffszüge und Pressing geübt. «Wir konnten gewisse Automatismen einstudieren», sagt Yakin dazu, «aber natürlich fehlt noch Vieles.»

Wenigstens konnten die Basler in einer fast schon nicht mehr gekannten Ruhe arbeiten. Natürlich war da der 2:1-Sieg beim FCZ am vergangenen Sonntag Gold wert. Zudem scheint inzwischen auch noch die abstruseste Theorie zu den Beweggründen des Trainerwechsels abgedruckt worden zu sein. Und schliesslich präsentierte sich der Gast vom Samstag fast schon auf dem Silbertablett als nächste Sau, die durchs mediale Dorf getrieben werden kann.

Die Young Boys stellten unter der Woche CEO Ilja Känzig nicht nur den Stuhl vor die Tür. Sie präsentierten danach auch keinen Nachfolger für die sportliche Leitung. Und sie stellten als Finanzchef einen Mann ein, der zwei Tage später auf sein Amt bereits wieder verzichten musste, nachdem ihm «Telebärn» unsaubere Geschäfte in seiner Zeit bei der Credit Suisse im Jahr 1999 vorgeworfen hatte.

Eine «Blick»-Meldung und ihr Dementi

Seither schiessen die Gerüchte ins Kraut. Da erkennt ein Fan zwar Stadionbesitzer Andy Rihs, verwechselt aber dessen Bruder und Mitbesitzer Hansueli Rihs mit Volker Finke, worauf der prompt als kommender Sportdirektor gehandelt wird. Was Quatsch ist. Fredy Bickel, eben noch als FCZ-Sportchef im Clinch mit Dragovic, wird ebenfalls mit YB in Verbindung gebracht.

Am Freitag schliesslich meldet der «Blick», die Gebrüder Rihs würden zwar das Stade de Suisse behalten, aber die Fussballsektion an Berner Investoren verkaufen. Um 9:26 Uhr folgt das Dementi. «Die heutigen «Blick»-Spekulationen, wonach die Gebrüder Rihs YB an eine Berner Gruppe um den ehemaligen CEO Stefan Niedermaier verkaufen würden, entbehren jeglicher Grundlage», schreibt YB.

Und Thomas Binggeli, einer der genannten Investoren erklärt auf Facebook: «Mit grossem Erstaunen habe ich heute im Blick von meinem Engagement bei YB gelesen. … Fehlanzeige, liebe Freunde beim Blick: Ich bleibe beim Velo!»

Ob mit Verkauf oder ohne: Die Young Boys werden weiter die Gerüchteköche anziehen. Der FCB dagegen könnte sich mit einem Sieg weiter aufmachen in Richtung ruhigere Gewässer.

Nächster Artikel