Das Sammelalbum zur Fussball-WM ist auf dem Markt, endlich können wir unser Sackgeld wieder sinnlos loswerden. Erste Eindrücke: Admir Mehmedi sieht wahnsinnig gut aus. Was man von der Panini-Grafik leider nicht sagen kann. Aber trösten kann man sich: Im April erscheint das weitaus originellere «Tschuttiheftli».
Sind wir die Ersten? Es ist 9 Uhr, wir stehen am Spalenberg-Kiosk, haben der Verkäuferin 20 Franken hingelegt und um eine Hampfle Panini-Album und -Bilder gebeten. «Ah, non!», winkt die Verkäuferin ab, «die ersten sind Sie bei weitem nicht! Schon vor 7 Uhr habe ich die ersten Bildli verkauft. Die göhn weg wie warmi Weggli!», fügt die Dame hinzu.
Die Panini-Saison ist eröffnet. 2.90 Franken kostet das Album, 1 Franken ein Päckli mit 5 Stickers.
Ein Stück eigene Kindheit
«Waren früher nicht jeweils 7 Kleber in einem Päckli?», fragt Redaktionskollege mop, eigentlich ein selbstdeklarierter Fussballmuffel. Die Ankunft des ersten Panini-Albums lässt selbst ihn nicht in Ruhe, er fragt, ob er eines der Päckli öffnen dürfe.
Gemeinsam schwelgen wir in Nostalgie. Denn wenn wir Erwachsene uns ein Heft holen, schieben wir nach aussen zwar gerne unsere Kinder oder Göttibueben vor. Aber natürlich holen wir uns mit Panini ein Stück eigene Kindheit zurück. Oder versuchen es (denn nie, nie wieder wird Panini-Sammeln so aufregend sein wie 1982. Nie! Wer das Gegenteil behauptet, kriegt Dino Zoff hat einen anderen Jahrgang!)
Das mit der Freude und der Begeisterung, das macht uns die Firma Panini im WM-Jahr 2014 nicht so leicht. Denn grafisch ist das WM-Album eine 80 Seiten lange, formalästhetische Beleidigung. Diese Schriften! Diese Farben! Diese Überladung! Gruusig, einfach nur gruusig! Das hat Brasilien doch nicht verdient!
Mehmedi, ein Traum von einem Mann!
Die Bildli, immerhin, scheinen ein wenig geschmackvoller zu sein. Unsere Bilanz nach einem Päckli: 1 Wappen (Japan!), 1 Schweizer (Mehmedi), 2 Belgier (Geheimfavoriten!) und 1 Chilene (man muss immer auch was abschreiben).
Besonders auffällig: Wie wahnsinnig gut Admir Mehmedi aussieht, ja, wie hübsch der doch ist! Wer ihn eintauschen will, muss in unseren Augen mindestens 3 Wappen, zwei Ribéry und einen Koreaner bieten!
Lassen sich modische Trends ablesen? Kollege mop macht eine erste Auslegeordnung und stellt fest: Auf 2 rasierte Spieler folgen 7 mit Bart. Antlitze, wie wir sie sonst vom Eishockey oder Hipster-Quartett her kennen. Ob der Bart-Trend sich bestätigen lässt, wenn wir alle 639 Bildli gesammelt haben, für den Sohn oder den Göttibueb?
Die tolle Alternative: Tschuttiheftli
Wem der Panini-Kommerz nicht gefällt, aber dennoch gerne sammeln würde, darf sich übrigens trösten: Am 12. April erscheint das Tschuttiheftli, eine Schweizer Alternative zum globalen Panini-Projekt (mehr dazu im Blog von Malena Ruder oder in unserem Bericht «Panini war gestern»).
Eine liebevollere, originellere Sammelaktion, wird hier doch jeder Fussballer eigens gezeichnet, oft auch prächtig karikiert (mehr Impressionen in der Bildstrecke). 40 Künstler haben 429 Sticker kreiert. Zudem tut man bei Tschuttiheftli en passant Gutes: 10 Rappen pro Päckli fliessen in ein Projekt von terre des hommes schweiz, welches die Bürgerkommitees in Brasilien unterstützt, die sich gegen die negativen Folgen der WM wehren.