In einem dramatischen Kampf verliert der FC Basel in Valencia mit 0:5. Bis zur 70. Minute hatten die Spanier das 0:3 aus dem Viertelfinal-Hinspiel der Europa League egalisiert. In der Verlängerung, nach roten Karten für Diaz und Sauro, erzielte der dreifache Torschütze Alcacer das entscheidende 4:0.
Der FC Basel war nach Valencia ausgezogen, um zum zweiten Mal hintereinander den Halbfinal der Europa League zu erreichen. Im Gepäck hatte er einen komfortabel scheinenden 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel. Heim kehrt er aus dem Mestalla schwer geschlagen, mit fünf Gegentoren, zwei Platzverweisen, schweren Beinen und einer angeschlagenen Moral, die spätestens bis Sonntag und dem Match in Sion wieder aufgebaut sein muss.
Valencia CF–FC Basel 5:0 (0:3)
Benfica–AZ Alkmaar 3:0 (1:0)
Juventus–Olymp. Lyon 2:1 (1:0)
FC Sevilla–FC Porto 4:1 (0:1)
Auslosung Halbfinals in Champions und Europa League am Freitag (12 Uhr, Eurosport)
0:5 verlieren die Basler das Rückspiel gegen den Valencia CF nach Verlängerung – das Resultat entspricht den gezeigten Leistungen. Die Europa League 2013/14 ist für den FC Basel Geschichte. «Wir waren in drei der vier Halbzeiten gegen Basel die bessere Mannschaft», durfte Valencias Trainer Juan Antonio Pizzi feststellen, ohne dafür Widerspruch befürchten zu müssen. «Von solch einem Abend haben wir geträumt.»
Für die Spanier ging es in der Partie um die Rettung einer durchzogenen Spielzeit, in der der Gewinn der Europa League die letzte verbliebene Hoffnung ist, auch in der kommenden Saison international zu spielen. Und mit diesem Biss, einem unbändigen Willen, das Basler 3:0 aus dem Hinspiel noch drehen zu können, traten sie auch auf.
Wobei es über eine halbe Stunde dauerte, bis Valencia richtig ins Spiel fand. Der FCB verteidigte zunächst geschickt, er hatte mit Fabian Frei einen Mittelfeldspieler, der praktisch nur damit beschäftigt war, allfällige Löcher in der eigenen Abwehr zu stopfen. Und er schaffte es immerhin, dass das spanische Publikum begann, das eigene Team auszupfeifen, weil dieses kein Mittel gegen die Basler Abwehrreihen zu finden schien.
Der Fehlpass in den Untergang
Doch das alles änderte sich schlagartig in der 38. Minute. Bezeichnend, dass es Marcelo Diaz war, der die Basler mit einem schlechten Querzuspiel ins Verderben stürzte. Valencia schaltete schnell um, Pereira fand mit einem hohen Zuspiel Paco Alcacer im Basler Strafraum – und Valencias Hoffnungen lebten plötzlich wieder.
Keine vier Minuten später war im rund 40’000 Zuschauern besetzten Mestalla die Hölle los, als Eduardo Vargas nach einer Ecke per Kopfball traf. Der FCB wankte nun nicht bloss – er taumelte. Keine vernünftige Offensivaktion wollte gelingen. Das Fehlen der beiden international erfahrenen Haudegen Marco Streller und Valentin Stocker wog zu schwer. Und auch von den anderen sechs fehlenden Spielern hätte der eine oder andere dem Team vielleicht etwas mehr Stabilität verleihen können.
Wie einst Majstorovic
Kam dazu, dass Diaz’ Fehler vor dem ersten Gegentreffer nicht sein schwerster bleiben sollte. In der Verlängerung – erneut Paco Alcacer hatte in der 70. mit einem Traumtor auf 3:0 erhöht – leistete sich der Chilene etwas, das eigentlich bloss als Dummheit beschrieben werden kann. Mitten in einem Basler Angriff, die sowieso Seltenheitswert hatten, griff er Gegenspieler Ricardo Costa fern des Balles ins Gesicht. Rot für Diaz, Unterzahl für den FCB ab der 101. Minute.
«Ich habe gespürt, welche Kraft in diesem Stadion entstehen kann. Ich habe mit der Mannschaft gelitten und mich geärgert über die Platzverweise», sagte Bernhard Heusler gefasst nach dem Spiel. Trotz des brutalen Ergebnisses, sieht der FCB-Präsident aber nicht die gesamte Europacup-Kampagne in Scherben: «Wenn wir 1:4 verloren hätten, wären wir uns in den Armen gelegen.» Dazu, das räumte Heusler ein, «hat es uns in Valencia an offensiver Power gefehlt.»
Der Platzverweis für Diaz erinnerte an das legendäre Aus im Uefa-Cup-Viertelfinal gegen Middlesbrough 2006. Damals war es Innenverteidiger Daniel Majstorovic gewesen, der mit seinem Gegner unbedingt ins Gesicht fassen musste, Rot sah und den Basler Untergang einleitete. 1:4 verlor der FCB jenes Spiel.
Yakins harsche Kritik an Diaz: «Man sollte mit Anstand verlieren»
«Irgendwann musste auch wieder mal eine Klatsche kommen», sagte Murat Yakin zur ersten Niederlage nach 18 Spielen, in denen der FCB seit dem 0:2 Mitte Dezember auf Schalke nicht mehr verloren hatte, «35 Minuten lang waren wir gut unterwegs, aber wir müssen uns nichts vormachen: Valencia war in diesem Rückspiel in allen Belangen besser.» Angesichts der angespannten personellen Situation meinte er: «Das war für dieses Spiel ein bisschen zu viel.»
Härter als sein Präsident ging der Trainer mit den Rotsündern ins Gericht: «In Valencia darf man verlieren, aber man sollte mit Anstand verlieren. Es muss intern angesprochen werden, dass Spieler ihren Frust über die eigene Leistung in Aktionen auslassen, die dem Team nicht helfen. Und das in einer Phase, beim Stand von 0:3, als wir noch alles in der Hand hatten.»
Mit neun Mann in den K.o.
Mit nur noch neun Spielern stand der FCB vor einer unmöglichen Mission – und er ging in der 114. Minute endgültig K.o. Paco Alcacer drückte eine Flanke von links aus wenigen Metern über die Linie. Es war das dritte Tor an diesem Abend für die 20-jährige Stürmerhoffnung Spaniens. Der eben erst aus einer Verletzung zurückgekehrte Fabian Schär wirkte auch bei diesem Gegentreffer nicht auf der Höhe der Aufgabe.
Das 5:0 durch Juan Bernat in der 118. Minute war dann bloss noch Zugabe für die ekstatischen Valencia-Fans, die das Mestalla in seinen 1923 erbauten Grundfesten beben liessen und einen akustischen Sturm entfachten hatten, in dem der FC Basel den Boden unter den Füssen verlor.
In Sion gegen die bösen Geister
Auf drei Hochzeiten hatte der FCB vor dem Spiel im Mestalla getanzt. Jetzt sind es mit Cupfinal und Meisterschaft noch zwei. Und die Basler müssen aufpassen, dass ihnen auf dem wichtigsten Fest nicht die Tanzpartnerin entführt wird. Am Sonntag beim FC Sion wäre ein Sieg gefragt, um im Meisterschaftsrennen mit GC vorne zu bleiben, in dem es um einen möglichen Fixplatz in der Champions League geht. Das ist keine einfache Aufgabe nach diesem Horrortrip nach Valencia. «Abhaken», sagt Murat Yakin, «wir haben gar keine Zeit, darüber nachzudenken.»
2006 waren die Basler nach dem nervenaufreibenden Out im Uefa-Cup-Viertelfinal nach einer beinahe schon sicher scheinenden Halbfinal-Qualifikation physisch und psychisch derart ausgelaugt, dass sie sich am Ende den Meistertitel noch vom FC Zürich entreissen liessen. Am Sonntag geht es für die aktuelle Ausgabe des FC Basel darum, die bösen Geister zu vertreiben.