Die Schweizer sollen bei Weltklasse Zürich für das gewisse Etwas sorgen

Am Donnerstag findet im Letzigrund das Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich statt. Eine ganze Reihe von Schweizer Athleten treten mit grossen Ambitionen an. Sie werden für eine spezielle Atmosphäre sorgen, auch wenn es jeweils die ausländischen Stars sind, die das Stadion zum Brodeln bringen.

Kariem Hussein from Switzerland competes in the men's 400m hurdles semifinal, at the second day of the European Athletics Championships in the Letzigrund Stadion in Zurich, Switzerland, Wednesday, August 13, 2014. (Keystone/Jean-Christophe Bott)

(Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott)

Am Donnerstag findet im Letzigrund das Leichtathletik-Meeting Weltklasse Zürich statt. Eine ganze Reihe von Schweizer Athleten treten mit grossen Ambitionen an. Sie werden für eine spezielle Atmosphäre sorgen, auch wenn es jeweils die ausländischen Stars sind, die das Stadion zum Brodeln bringen.

Weltklasse ist nicht Weltklasse ohne die Schweizer. Zu dieser Erkenntnis ist die Führungscrew des besten Leichtathletik-Meetings der Welt gekommen.

Zwar sind es die Weltstars, die den Letzigrund zum Brodeln bringen. Für das gewisse Etwas aber haben stets die Schweizer mit ihren Exploits gesorgt: Anita Weyermann, Marcel Schelbert Ende der 1990er-Jahre, André Bucher mit seinen Siegesläufen, zuletzt die Sprintstaffel der Männer sowie letztes Jahr Europameister Kariem Hussein.

«Wir haben jahrelang investiert, um Schweizer Athleten im Hauptprogramm präsentieren zu können, und wir schätzen uns glücklich, dass wir nun so weit sind und sich die Zuschauer identifizieren und mitfühlen können», sagt Co-OK-Präsident Andreas Hediger.

Hussein will «schneller denn je laufen»

Die Stabspringerinnen Nicole Büchler und Angelica Moser, die Sprinterin Mujinga Kambundji, die 800-Meter-Hallen-Europameisterin Selina Büchel, der 400-Meter-Hürden-Europameister Hussein sowie die 4×100-Meter-Frauenstaffel stehen in dieser Reihenfolge im Einsatz. Und die Beste von Peking, Hürdensprinterin Noemi Zbären, läuft kurz vorher, weil ihre Disziplin nicht zum Hauptprogramm gehört.

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Sie alle, die nationalen Exponenten, treten mit hohen Zielen an. Etwa Hürdenläufer Hussein. Der Thurgauer will zeigen, dass er in Peking mit seinem Ausscheiden im Halbfinal unter Wert geschlagen worden ist. «Um eine Revanche handelt es sich zwar nicht, weil die Besten der WM fehlen, aber ich strebe ein Toprennen an», sagt der 26-Jährige.

«Siegen» ist Husseins Ziel. Das ist ihm vor gut einem Jahr gleichenorts an der EM gelungen. Und verbunden sein sollte sein Vorhaben mit einer Glanzzeit. «Schneller denn je laufen», traut er sich nicht nur zu, sondern nimmt er sich vor.

In wenigen Minuten zu Fuss zur «piste magique»

Husseins Coach Flavio Zberg blickt diesem Unterfangen zuversichtlich entgegen. «Kariem ist in Bestform, konnte das aber bisher nicht zeigen.» Hussein nennt einen weiteren erfolgversprechenden Faktor: «Der Letzigrund ist mein Heimstadion, in wenigen Minuten erreiche ich die ‹piste magique› zu Fuss.» Husseins Bestmarke liegt bei 48,45 Sekunden, der Schweizer Rekord von Marcel Schelbert bei 48,13.

Als eine 17-Jährige das Publikum ins Staunen versetzte

Mit einem besseren Weltmeisterschaftsresultat im Rücken tritt Sprinterin Kambundji an. In Peking verbesserte sie über 100 Meter und 200 Meter ihre eigenen Landesrekorde.

Eine der herausragenden Schweizer Leistungen bei Weltklasse Zürich, erbracht über 800 Meter, von André Bucher im Jahr 2001:

Prägende Erinnerungen koppelt auch Kambundji an das Stadion.  2014 lief sie an der Europameisterschaft mit ihren Topläufen (Ränge 4 und 5) in die Herzen der Fans; fünf Jahre vorher hatte sie für Staunen gesorgt, als sie Schweizer Meisterin über beide Sprintdistanzen wurde – und das mit 17 Jahren.

«Jetzt will ich dem Zürcher Publikum zeigen, welch grosse Fortschritte ich gemacht habe», blickt sie ihrem Einsatz zuversichtlich entgegen. Ihr Schweizer Rekord über 100 Meter steht seit wenigen Tagen bei hervorragenden 11,07 Sekunden.

Büchel muss sich nichts beweisen

Die Enttäuschung der hauchdünn verpassten Finalqualifikation an der Weltmeisterschaft über 800 Meter in den Hintergrund rücken möchte Nicole Büchel. Die 24-jährige 800-Meter-Läuferin aus dem Toggenburg ist nach einer langen Saison mit zahlreichen Toprennen noch immer hungrig.

«Ich muss mir nach dem knappen Verpassen des Weltmeisterschaftsfinals nichts beweisen, aber ich will bestätigen, was ich in diesem Sommer geschafft habe», sagt Büchel. Erstmals hat sie die 2-Minuten-Grenze durchbrochen, den Schweizer Rekord auf bemerkenswerte 1:57,95 Minuten gedrückt und vier Zeiten unter der magischen Grenze realisiert. In Peking lief sie 1:58,63 und 2:00,14 Minuten.

Léa Sprungers Dernière mit der Staffel

Die 4×100-Meter-Frauenstaffel will beim letzten Rennen vor dem abschliessenden Feuerwerk ihrerseits Funken sprühen lassen. Die homogene Equipe verpasste an der Weltmeisterschaft die Finalqualifikation knapp und sinnt auf Revanche.

Dieses Unterfangen steht unter einem besonderen Stern: Team-Captain Léa Sprunger, bei sämtlichen Rekordrennen seit 2011 mit von der Partie, tritt voraussichtlich letztmals mit der Staffel an. Weil sich ihre Einzeldisziplin 400-Meter-Hürden nächstes Jahr sowohl an der Europameisterschaft in Amsterdam als auch an den Olympischen Spielen nicht mit der Staffel kombinieren lässt, gibt sie ihrem Einzelprojekt den Vorrang.

In Zürich funktioniert die Kombination ein letztes Mal. Sprunger bestreitet die erste und letzte Prüfung auf der Bahn. «Mein Kopf ist auf zwei Topleistungen programmiert», sagt sie vielversprechend. Ihre Bestzeit über 400-Meter-Hürden steht bei 55,60 Sekunden, in Peking lief sie mit 55,83 auf Rang 13. Der Staffel-Schweizer-Rekord liegt bei 42,94 Sekunden.

Zbärens Konstanz über die 100-Meter-Hürden

Und schliesslich wäre da noch Hürdensprinterin Zbären, die einzige Schweizer Weltmeisterschaftsfinalistin (6.). Sie läuft in Zürich nicht im Hauptprogramm, da die 100-Meter-Hürden nicht im Programm der Diamond League figurieren.

Trotzdem will die 21-jährige Emmentalerin ihr Können zeigen. Gegen kaum ebenbürtige (nationale) Konkurrenz läuft die aktuelle U23-Europameisterin im Vorprogramm.

Zur Erinnerung: Zbären steigerte ihre persönliche Bestleistung vor der Weltmeisterschaft auf 12,71 Sekunden. Rekordhalterin Lisa Urech ist mit 12,62 Sekunden die einzige Schweizerin, die je eine bessere Zeit gelaufen ist.

Besonders eindrücklich ist bei Zbären die Konstanz. Nicht weniger als 13-mal blieb sie in den letzten vier Monaten unter 13 Sekunden. «Ich fühle mich gut erholt und hoffe, nochmals ein perfektes Rennen hinlegen zu können», sagt sie.

Doppelvertretung im Stabhochsprung

Im hochklassigen Feld des Stabhochsprungs ist die Schweiz gleich mit zwei Athletinnen vertreten: mit Rekordhalterin Büchler und der aktuellen U20-Europameisterin und letztjährigen Jugend-Olympiasiegerin Moser.

Büchler verbesserte letztes Jahr ihren Schweizer Rekord auf 4,67 Meter – mittlerweile ist sie bei 4,71 Meter angelangt. Mosers U20-Bestmarke steht bei 4,41 Meter.

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