Die wechselhafte Zusammensetzung des Schweizer Abwehrzentrums

Am Freitag trifft die Schweiz in der EM-Qualifikation auf Estland (Swissporarena, 20.45 Uhr). Die meisten Personalfragen scheinen geklärt, unsicher ist die Paarung in der Innenverteidigung – die in den letzten Jahren ohnehin immer wieder neu zusammengesetzt wurde.

Fabian Schaer und Nati Coach Vladimir Petkovic, rechts, im Training der Schweizer Nationalmannschaft am Montag, 23. Maerz 2015, in Freienbach. Die Schweizer Fussballnationalmannschaft bereitet sich in Freienbach auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Estland vom kommenden Freitag in Luzern vor. (KEYSTONE/Valeriano Di Domenico).. (Bild: Keystone/VALERIANO DI DOMENICO)

Am Freitag trifft die Schweiz in der EM-Qualifikation auf Estland (Swissporarena, 20.45 Uhr). Die meisten Personalfragen scheinen geklärt, unsicher ist die Paarung in der Innenverteidigung – die in den letzten Jahren ohnehin immer wieder neu zusammengesetzt wurde.

Den über 30’000 Zuschauern bietet sich im St.-Jakob-Park ein seltenes Bild: Fabian Schär beginnt sich an der Seitenlinie aufzuwärmen und wird für die zweite Halbzeit eingewechselt. Ein seltenes Bild deswegen, weil Schär beim FC Basel eher aus- als eingewechselt wird – und meistens ohnehin während 90 Minuten auf dem Feld steht.

Die Szene liegt denn auch rund eineinhalb Jahre zurück und stammt nicht aus seinem Leben als Clubspieler. Es war der Moment, in dem Schär sein Debüt in der Nationalmannschaft gab. Eine Halbzeit später schüttelte er als erster Neymar die Hand und nahm die Gratulationen zum 1:0-Sieg gegen die Brasilianer entgegen.

Die Verletzungsakten der Zentrumsspieler

Seit diesem Moment ist Schär fester Bestandteil der Nationalmannschaft; er hat zehn Länderspiele absolviert und dabei vier Tore erzielt. Die meisten noch unter Ottmar Hitzfeld.

Der neue Trainer Vladimir Petkovic hat in den ersten vier Partien der EM-Qualifikation, in der die Schweiz am Freitag auf Estland trifft (20.45 Uhr, Swissporarena), allerdings nur einmal auf Schär gesetzt. Gegen England (0:2) sass der Basler auf der Bank, für die Spiele gegen Slowenien und San Marino fiel er verletzt aus.

Dass die Schweizer Nationaltrainer selten über alle Innenverteidiger verfügen, ist eines der grösseren Probleme dieser Mannschaft: Philipp Senderos’ Verletzungsakte ist lang, er fällt gegen Estland aus. Johan Djourous Liste der Blessuren ist nicht wesentlich kürzer und Schärs Knie macht dem Jüngsten im Zentrum auch immer wieder zu schaffen. Dazu kommt, dass Steve von Bergen nicht nur bei den Young Boys, sondern auch in der Nationalmannschaft zuweilen fehleranfällig wirkt.

Gesetzte und Ungesetzte

In der Nationalmannschaft scheinen die Personalfragen im Mittelfeld (Granit Xhaka, Gökhan Inler und Valon Behrami) und in der Offensive (Xherdan Shaqiri, Josip Drmic und Haris Seferovic) ebenso gelöst wie auf den Positionen der Aussenverteidiger. Dort sind Ricardo Rodriguez (links) und Stephan Lichtsteiner (rechts) gesetzt.

Im Zentrum beginnt hingegen kaum je die gleiche Paarung wie im Spiel zuvor. Allein Petkovic vertraute in fünf Partien vier verschiedenen Zusammensetzungen:

Die Esten liegen auf Rang 5 in der Gruppe E und kamen im letzten Spiel gegen den Tabellenletzten San Marino nicht über ein 0:0 hinaus; in den ersten vier Runden hat das Team des schwedischen Trainers Magnus Pehrsson ein Tor erzielt (beim 1:0-Sieg gegen Slowenien). Gegen diese offensive Harmlosigkeit dürfte Petkovic wohl auf das Duo Schär/Djourou setzen.

Diese Wahl wäre nicht nur durch den verletzungsbedingen Ausfall begründet: Schär weist mit seinen Einsätzen in der Champions League inzwischen Erfahrung auf höchstem Niveau auf und Djourou läuft Woche für Woche in einer der grossen Ligen Europas auf – wenngleich mit dem Hamburger Sportverein am Tabellenende der Bundesliga.

Die Ausgangslage in der EM-Qualifikation

Für die Tabellenspitze reicht es der Schweiz in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 wohl nicht mehr, England hat bereits zwölf Punkte Vorsprung auf die Verfolger. Und auf dem zweiten Platz steht Petkovics Team deswegen nicht, weil es gegen Slowenien die Direktbegegnung verloren hat.

EM-Qualifikation, Gruppe E, Tabelle nach vier Spieltagen.

EM-Qualifikation, Gruppe E, Tabelle nach vier Spieltagen. (Bild: Screenshot uefa.com)

Alles andere als die direkte Qualifikation für die Endrunde wäre angesichts der Gegner gleichwohl eine Überraschung. Und vielleicht erlaubt die Tabellensituation dereinst gar Experimente in der Innenverteidigung. Nicht notgedrungen wegen Verletzungen, sondern mit dem Ziel, die beste Paarung für das Turnier in Frankreich zu finden.

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