Diese Nacht von Salzburg wird noch lange nachhallen

Der 2:1-Sieg des FC Basel bei Red Bull Salzburg wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Da war die Leistung auf dem Rasen, mit der der FCB fast nebenbei den österreichischen Angriff auf Rang 13 in der Uefa-Rangliste abwehrte. Und da waren die geworfenen Gegenstände aus den Rängen, die eine deftige Strafe nach sich ziehen dürften.

Basel's players celebrate after scoring during the Europa League round of 16 second leg soccer match between Red Bull Salzburg and FC Basel in Salzburg, Austria, on Thursday, March 20, 2014. (AP Photo/Kerstin Joensson) (Bild: AP Photo/Kerstin Joensson)

Der 2:1-Sieg des FC Basel bei Red Bull Salzburg wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Da war die Leistung auf dem Rasen, mit der der FCB fast nebenbei den österreichischen Angriff auf Rang 13 in der Uefa-Rangliste abwehrte. Und da waren die geworfenen Gegenstände aus den Rängen, die eine deftige Strafe vom Europäischen Fussballverband nach sich ziehen dürften.

Es gibt Tage, an denen es sich wunderbar anfühlen muss, Präsident eines Fussballclubs zu sein. Und es gibt Tage, an denen wäre man am Morgen wohl am liebsten gar nicht erst aufgestanden. Bernhard Heusler erlebte in Salzburg beide Tage – am selben Datum.

Ajeti fällt gegen den FCZ aus

Arlind Ajeti wird den Spitzenkampf gegen den FC Zürich am Sonntag (16 Uhr, Letzigrund) mit einer Zerrung verpassen, die er in der 88. Minute gegen Salzburg erlitt. Für die nötige Frische im Team sollen Davide Callà und Geoffroy Serey Die sorgen.

Da hatte sich der Präsident des FC Basel am Donnerstag beim offiziellen Mittagessen der Clubvertreter anhören dürfen, was das Mastermind des gegnerischen Vereins vom FCB hält: Sehr viel nämlich. Ein Vorbild seien die Basler mit ihrem Konstrukt für Red Bull Salzburg, lobte Ralph Rangnick, der Salzburger Sportdirektor, der auch noch für das Red-Bull-Projekt in Leipzig verantwortlich zeichnet.

Eine Quote von 50 zu 1 gegen den FCB

Und dann erlebte Heusler in einer heissen Salzburger Nacht auch noch, wie sich seine Mannschaft auswärts in Unterzahl und mit einem Tor in Rückstand liegend doch noch zum zweiten Mal in Folge für die Viertelfinals der Europa League qualifizierte. «Against all odds», wie er es am Tag danach bezeichnete, gegen jede Wahrscheinlichkeit. Fünzig zu eins war die Quote, die ein österreichisches Wettbüro in der Pause beim Stand von 1:0 für Salzburg für einen Basler Auswärtssieg auslobte.

Andere Mannschaften hätten sich zu diesem Zeitpunkt vielleicht aufgegeben. Aber nicht die Basler. Sie glaubten weiter an ihre Chance. Weil «Typen» auf dem Platz standen, befand Heusler: «Es ist doch ein Wahnsinn. Es war doch alles angerichtet für Salzburg. Volle Hütte, die frühe rote Karte gegen uns, das 1:0 – und dann setzen doch wir uns durch.»

Österreichs Angriff im Uefa-Ranking abgewehrt

Und fast nebenbei wehrten die Basler den österreichischen Angriff auf den 13. Platz im Ranking der Uefa ab, auf dem sich die Schweiz derzeit befindet. Damit darf der Schweizer der nächsten Saison darauf hoffen, einen direkten Platz in der Gruppenphase der Champions League zu erhalten.

Und es könnte sogar noch besser kommen: Die Schweiz liegt nun nur noch 0,775 Punkte hinter dem zwölftplatzierten Griechenland. Will heissen, der FCB könnte sogar noch einen fixen Startplatz in der Champions League sichern. Dazu müssten die Basler allerdings im Viertelfinal Valencia mit einem Sieg und mindestens einem Remis ausschalten.

Ja, es war eine ganz fantastische Nacht für Bernhard Heusler. Es war aber auch eine Nacht, in der er über den Rasen der Red Bull Arena eilen musste. Hin zu den Basler Anhängern, um jene zu beruhigen, die mit Gegenständen nach Salzburger Spielern geworfen hatten.

Capri-Sonne und Austria-Fans

Vor allem Fahnenhalter aus Plastik waren geflogen – und mindestens eine Packung Capri-Sonne, die vor Kevin Kampls Füssen zerplatzte. Dazu kamen einige Bierbecher aus dem Basler Sektor – offenbar auch von Anhängern von Austria Salzburg, jenem Verein, dem mit der Übernahme von Red Bull Clubname und -Farben abhanden gekommen sind. Die Austrianer sollen aber recht schnell von Baslern zur Raison gebracht worden sein.

Für eine Viertelstunde unterbrach Schiedsrichter Manuel Gräfe in der Folge die Partie. 15 Minuten, die die Kraft hatten, in der Nachbetrachtung die sportliche Leistung der Mannschaft zu überdecken.

Das war Heusler nur allzu bewusst, als er nach Schlusspfiff in die Katakomben eilte. Und so überlagerten sich auch seine eigenen Gefühle. Da war keine Freude über den in grosser Manier erkämpften Sieg. Da war kein Frust über jene Menschen, die Gegenstände aufs Feld geworfen hatten. Da war einfach eine totale Leere, wie er am Freitag vor dem Abflug aus Salzburg schilderte.

Wider die Heroisierung einer Dummheit

Da aber hatte sich diese Leere bereits wieder gefüllt. Gefüllt mit dem Willen, den sportlichen Erfolg ins Zentrum zu stellen, «jene zehn, die sich auf dem Feld zerrissen haben». Und nicht jene, die dem Club mit ihrem Verhalten noch teuer zu stehen kommen dürften.

Und schon gar nicht mochte der FCB-Präsident diejenigen unterstützen, die die Zwangspause nach einer halben Stunde flugs zum Wendepunkt des Spiels ernannten. Und die gab es nicht nur unter österreichischen Journalisten, sondern auch unter den Werfern in der Basler Kurve selber. Motto: Wir haben unserem Team mit unserem Blödsinn ja noch geholfen.

Aber dieser Heroisierung eines Verhaltens, das er als «nicht tolerierbar» verurteilte, mochte Heusler keine Türe öffnen: «Ich habe mir das Spiel nochmals in der Wiederholung angeschaut. Wir sind mitnichten gut aus dieser Pause gekommen – Salzburg hatte gleich mehrere gute Chancen, auf ein weiteres Tor.»

Die Uefa hat ein Verfahren eröffnet

Und geholfen wurde dem FCB von seinem Anhang mitnichten. Die Uefa gab noch am Freitag bekannt, dass sie ein Disziplinarverfahren gegen den Club eröffnet habe wegen «Werfen und Anzünden von Feuerwerk» durch Zuschauer, sowie «ungebührlichem Verhalten der Mannschaft». Der Fall wird am 26. März behandelt werden.

Noch kann nur spekuliert werden, welche Strafe der Europäische Fussballverband aussprechen wird. Aber FCB-intern kursiert die Befürchtung, dass nebst einer saftigen Busse noch weitere Massnahmen ergriffen werden könnten. Dass etwa ein Auswärtsspiel ohne Basler Fans angeordnet wird. Als wenig strafmildernd dürfte sich erweisen, dass die Basler nicht zum ersten Mal bei der Uefa-Disziplinarbehörde Thema sind.

Und die Mannschaft? Die wird sich sich herzlich wenig um die juristischen Belange kümmern. Sie fährt dafür am Sonntag mit viel Rückenwind zum Spitzenspiel beim FC Zürich. «Ein grosses Spiel», befindet Trainer Murat Yakin, «in dem wir mit einem Sieg einen grossen Schritt machen könnten.» Einen Schritt in Richtung des fünften Meistertitels in Serie. Die Spieler des FC Basel scheinen bereit.

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