Doppelter Schmerz für Chelsea

In der kleinen Serie «Unser täglich Chelsea» berichtet unser London-Korrespondent von einer Beiss-Attacke, die Chelsea jedoch weit weniger schmerzen wird, als die sechs Minuten Nachspielzeit beim 2:2 gegen den FC Liverpool.

epa03671975 Chelsea's Branislav Ivanovic (R) demonstrates a bite on the arm to Referee Kevin Friend (L) during the English Premier League soccer match at Anfield, Liverpool, Britain, 21 April 2013. Liverpool's Luis Suarez (not pictured) appeared to bite I (Bild: Epa/Peter Powell)

In der kleinen Serie «Unser täglich Chelsea» berichtet unser London-Korrespondent von einer Beiss-Attacke, die Chelsea jedoch weit weniger schmerzen wird, als die sechs Minuten Nachspielzeit beim 2:2 gegen den FC Liverpool.

Das Match tat den Blauen sehr weh, und zwar nicht nur Branislav Ivanovic. Der serbische Verteidiger des FC Chelsea war in der zweiten Hälfte von Luis Suárez in den Arm gebissen worden. Grössere Verletzungen trug der 29-Jährige von dieser Knabberattacke des Liverpool-Stürmers nicht davon, aber der Schmerz wirkte am Sonntag noch länger nach.

Suárez wurde vom Unparteiischen für seine Verwechslung von Ivanovics Bizeps mit einem Sandwich nicht belangt und schoss in der siebten Minute der Nachspielzeit – angezeigt waren nur sechs – den 2:2-Ausgleich. Der späte Treffer liess die Elf von Rafael Benítez auf den vierten Platz der Premier League zurückfallen. Die Qualifikation für die Champions League bleibt so akut gefährdet. «Ich bin sehr enttäuscht, ich verstehe nicht, wo die sechs Minuten und 45 Sekunden Nachspielzeit herkamen,» beklagte der Spanier, «das Spiel war vorbei, wir hatten es gewonnen und es war eigentlich ein Einwurf für uns. Das ist schwer zu erklären.»

Ein Biss überschattet den Nachmittag

Die Kontroverse um Suárez, der wohl von der Football Association längerfristig gesperrt werden wird, überschattete letztlich den ganzen Nachmittag, auch die Rückkehr des von den heimischen Fans vor Anpfiff generös bejubelten Benítez an seine alte Wirkungsstätte blieb eine Randnotiz.

Chelseas-Interimstrainer verhielt sich nach Schlusspfiff jedoch auffallend neutral, als um eine Bewertung des Bisses ging. «Ich konnte die Szene nicht sehen», versicherte er, wenig überzeugend. Benítez spekuliert auf eine Wiederanstellung an der Anfield Road und mochte es sich mit dem Publikum an der Mersey augenfällig nicht verscherzen.

Chelseas Varianten und Defizite

Das Unentschieden mag aus Sicht der Gäste unglücklich gewesen sein, aber gänzlich unerklärlich war es nicht. Chelsea hatte nur die erste Hälfte kontrolliert, danach waren wieder Fehler und Defizite zum Vorschein gekommen, die das Team schon die ganze Saison plagen.

Oscars Kopfballtreffer nach einer Ecke von Juan Mata (25.) – die Variante auf den kurzen Pfosten war offensichtlich einstudiert – war zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Die Gäste kontrollierten mit ihrem 4-2-3-1 System Ball und Mittelfeld, ohne dabei aber wirklich zu brillieren. Als Liverpool nach der Pause riskanter spielte und Steven Gerrard immer wieder in die Spitze vorstiess, zeigte sich, dass der Elf hinter dem Ideengeber Mata ein defensiver Stabilisator fehlt.

Eine Mannschaft, die noch immer sucht

Der Brasilianer Ramires rennt sehr viel, verfügt aber wie Nebenmann John Obi Mikel nicht über genügend technisches Potenzial, um den Ball zu halten, wenn der Gegner früh angreift. Über 90 Minuten fand jeder vierte Pass nicht den gewünschten Adressaten. Die Londoner hatten Glück, dass Suárez nach dem Ausgleich durch Daniel Sturridge (52.) im Strafraum Hand spielte, Eden Hazard verwandelte den Strafstoss sicher (57). «Wir haben danach gut verteidigt», sagte Benítez.

Das stimmte durchaus. Allerdings schaffte es Chelsea eben nicht mehr, selbst Akzente nach vorne zu setzen. Man sieht, dass sich die Mannschaft nach der personellen und taktischen Auffrischung in dieser Saison noch nicht so recht gefunden hat.

In Basel mit Terry und Lamprad – aber ohne Demba Ba

Für das Hinspiel in der Europa League in Basel werden wohl Captain John Terry und Frank Lampard in die Startelf zurück kehren, zudem wird mit Victor Moses wahrscheinlich ein etwas defensiverer Mann an die Stelle von Oscar oder Hazard auf die Aussenposition im offensiven Mittelfeld rücken. Denkbar ist auch, dass Abwehrspieler David Luiz auf der «Sechs» spielen wird, um Petr Cechs Tor besser abzusichern, als es an der Anfield Road der Fall war.

Im Sturm hat Benítez keine echte Alternative. Fernando Torres, der wegen seiner Gesichtsmaske aktuell den Spitznamen «Zorres» bei den Fans geniesst, ist gesetzt, da Kollege Demba Ba – so wie Raul Bobadilla nach seinem Wechsel von Bern zum FCB – nach seinen Einsätzen für Newcastle United im laufenden Wettbewerb nicht mehr zugelassen ist.

FC Liverpool–FC Chelsea 2:2 (0:1)
Anfield Road. – 45’009 Zuschauer. – SR Friend. – Tore: 25. Oscar 0:1, 51. Sturridge 1:1, 52. Azpilicueta 1:2, 96. Suarez 2:2.

Chelsea (4-2-3-1): Cech; Azpilicueta, Ivanovic, David Luiz, Bertrand; Ramires, Mikel; Hazard (78. Benayoun), Mata (90. Lampard), Oscar (83. Moses); Torres. – Nicht eingesetzte Ersatzspieler: Turnbull, Ferreira, Terry, Ba.
Liverpool (4-2-3-1): Reina; Johnson, Carragher, Agger, Enrique; Gerrard, Lucas; Downing (79. Shelvey), Henderson, Coutinho (45. Sturridge); Suárez.

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