Dortmund gegen Bayern: Alte Rivalität, frisch belebt

Die Provokation kam mal wieder aus der Ecke der Münchner Bayern: Vor dem Supercup-Spiel am Mittwoch (18 Uhr) in Dortmund ist die herzliche Abneigung zwischen dem Deutschen Meister und seinem Vorgänger aufpoliert.

Ein Trainer muss auch mit dem Vereins-Maskottchen gut können: Dortmund-Coach Jürgen Klopp (links) mit Emma. (Bild: Reuters/INA FASSBENDER)

Die Provokation kam mal wieder aus der Ecke der Münchner Bayern: Vor dem Supercup-Spiel am Mittwoch (18 Uhr) in Dortmund ist die herzliche Abneigung zwischen dem Deutschen Meister und seinem Vorgänger aufpoliert.

Der Mann, dem das grösste Interesse galt, war gar nicht da. Dass Borussia Dortmund den Vertrag mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke um drei Jahre bis zum 31. Dezember 2019 verlängert hat, teilte der Bundesliga-Zweite der Vorsaison am Montag nur schriftlich mit. Reinhard Rauball, der Präsident des Vereins, dazu geradezu hymnisch: «Hans-Joachim Watzke war ein Baumeister der jüngeren Vergangenheit des BVB, ist ein Baumeister der Gegenwart und wird nun nachhaltig die Weiterentwicklung dieses grossartigen Clubs betreiben.»

So wie auch Sportdirektor Michael Zorc, der ebenfalls bis 2019 an den westfälischen Traditionsverein gebunden ist, und Trainer Jürgen Klopp, dessen Vertrag vorerst bis 2018 datiert ist. Watzke sei, verlautbarte Rauball, der «unternehmerische Eckpfeiler» der Schwarzgelben, während Zorc und Klopp «die sportlichen Eckpfeiler» darstellten.

Mit anderen Worten: Die Drei an der operativen Spitze des börsennotierten Fussballclubs sind so etwas wie fundamental wichtige Frontmänner für den achtmaligen deutschen Meister, der dem Rekordchampion Bayern München gern mal wieder einen grossen Coup voraus hätte und einen grossen Titel abspenstig machen würde.

Die relative Aussagekraft des Supercup

Davon könnte bei einem Erfolg in der Neuauflage des nationalen Supercup-Duells an diesem Mittwoch (18.00 Uhr, ZDF) im mit über 80’000 Zuschauern ausverkauften Dortmunder Stadion nicht die Rede sein. Wer wüsste das besser, als die Borussen selbst, die im Vorjahr die Ouvertüre zur Bundesligasaison 2013/14 mit 4:2 gewannen und danach doch aufs Neue den Bayern die Meisterschale und die goldene Trophäe für den DFB-Pokalsieg überlassen mussten.

«Ein Sieg über Bayern München», sagt Klopp, «hätte beim Blick auf die ganze Saison relativ wenig Aussagekraft. Wer aber das Spiel gewinnt, kann sich richtig freuen, und wer verliert, muss sich nicht richtig grämen. Er kann sich immer noch sagen, es war ja nur der Supercup.»

Eine Erkenntnis, die besonders für dieses erste deutsche Gipfeltreffen im neuen Spieljahr gilt, da weder die Bayern, deren Weltmeister erst seit dem Ende der vergangenen Woche zurück im Training sind, noch die WM-Spätheimkehrer des BVB schon erstklassig in Form sind, geschweige mit ihrer bestmöglichen Mannschaft antreten können.

Klopp war dennoch froh, am Montag seinen neuen Captain Mats Hummels auf dem Trainingsplatz wiederzusehen und dazu Marco Reus bei seinem ersten kompletten Mannschaftstraining nach der schweren Verletzung, die er sich am Tag vor der Abreise zur Weltmeisterschaft in Brasilien zugezogen hatte.

Die Verstimmung der Rivalen an

Reus wird neben Torwart Roman Weidenfeller in Zukunft der zweite Stellvertreter Hummels‘ sein. Nicht, um ihn auf diese Weise emotional noch enger an die Borussia zu binden, wie Klopp, ohne mit der Wimper zu zucken, versicherte. Vielmehr sei der gebürtige Dortmunder inzwischen zu einem «Führungsspieler» gereift.

Dass der Münchner Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge kürzlich in aller Öffentlichkeit die möglicherweise festgeschriebene Ablösesumme für einen der stürmischsten Mittelfeldspieler der Welt nannte, die «so Gerüchte, bei 25 Millionen Euro liegen soll», hat Watzke zutiefst verärgert.

Watzke schlägt eine Einladung aus, weil Rummenigge Interna ausplaudert.

Der Dortmunder Vormann, der seit 2005 die Konsolidierung und den Wiederaufschwung des BVB gesteuert hat, ist verständlicherweise der Meinung, dass solche Interna nicht auf den offenen Markt gehören und bleibt deshalb an diesem Mittwoch der Einladung der Deutschen Fussball Liga zum gemeinsamen Mittagsmahl mit den Bayern fern.

Klopp äussert sich zum jüngsten bayerisch-westfälischen Disput nicht und sagt, «das ist wirklich nicht mein Thema». Die in Brasilien gewachsene innere Bande zwischen den Dortmunder und Münchner Weltmeistern werde aber, prophezeit der Borussen-Chefcoach, im Supercup «auf dem Platz nicht zu spüren sein. Ich habe zig Mal gegen sehr gute Freunde gespielt und mir während der Spiele auch keine Gedanken darüber gemacht, dass der, den ich gerade getroffen hatte, mein Freund ist.»

Alte Rivalität, neu lanciert

Für die alte Rivalität zwischen Dortmund und München ist also aufs Neue gesorgt, und die wird auch Heimkehrer Robert Lewandowski, in der Dortmunder Abschiedssaison bester und treffsicherster Angreifer der Bundesliga, umstandslos fühlen. «Ich glaube nicht, dass er bejubelt wird, wenn er morgen ein Tor schiesst», sagt Sebastian Kehl voraus, der die Borussen noch einmal als Captain aufs Feld führen wird, ehe er die Binde vor seiner letzten Saison als Bundesligaprofi an Hummels weitergibt.

Mögen auch beide Teams noch längst nicht ihre optimale Form und ihr bestes Personal gefunden haben, so darf sich das Publikum doch auf eine intensive Begegnung freuen, in der es auch um Prestige und Führungsansprüche geht. «Wir sind an dem Punkt, an dem wir Fussballspiele gewinnen können.» Das hob Klopp am Tag nach der deftigen 0:4-Niederlage des BVB beim englischen Meisterschaftszweiten FC Liverpool hervor.

Der Mann ist von Natur aus Optimist und dazu ein Meister im Verarbeiten negativer Momente. «Was man nach einer Niederlage immer behalten muss, ist das eigene Selbstvertrauen», dozierte Klopp im stickigen Presseraum auf dem Dortmunder Trainingsareal, «und was man aus Niederlagen immer lernen muss, ist, wie man es besser machen kann.»

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