Seydou Doumbia (28) unterschreibt beim FC Basel einen Leihvertrag für eine Saison. Der Verein hat zudem die Option, den ehemaligen YB-Stürmer von der AS Roma definitiv zu übernehmen. Im Trainingslager trifft am Dienstag ein Mann ein, der bewegte Jahre hinter sich hat.
So richtig ernst haben das Bernhard Heusler und Georg Heitz damals gar nicht gemeint. Seit Jahren bietet Jean Bernard Beytrison dem FCB Spieler an. Und eines Tages sagten der Basler Präsident und sein Sportchef zum Westschweizer Spieleragenten: «Bring uns erst mal den Seydou Doumbia nach Basel, dann können wir über die anderen Spieler reden.»
Was damals ein kleiner Scherz in der Geschäftsbeziehung war, hat einen wahren Kern: Die stärkste Schweizer Mannschaft will den Besten im Portfolio des Agenten. Einst hatte Beytrison ein Dutzend Fussballer von YB unter Vertrag, darunter Spieler wie Thierry Dubaï, François Affolter oder Henri Bienvenu. Schon damals aber war Doumbia der herausragende Akteur – heute ist er es sowieso, Beytrisons Portfolio weist kaum mehr klingende Namen auf.
Und seit Dienstag besitzt der FCB mit Beytrisons Ausnahmespieler einen Leihvertrag für eine Saison, der 28-Jährige gehört bis 2019 weiterhin der AS Rom. Die italienische «Gazzetta dello Sport» will von einer Leihgebühr in der Höhe von zwei Millionen Euro wissen, nach Moskau und Newcastle war Doumbia zuletzt gemäss dem Portal «Transfermarkt.com» für jeweils eine Million ausgeliehen. Der Vertrag zwischen Doumbia und Basel enthält eine Option für die definitive Übernahme. Diese Option kann der Champions-League-Teilnehmer bis zu einem nicht kommunizierten Datum bedingungslos einlösen.
Die verzögerte Papierarbeit mit den Italienern
Der Wechsel des Ivorers steht bereits seit Tagen im Raum und hat sich vorderhand aus zwei Gründen in die Länge gezogen: Zum einen beginnt die Saison in der Serie A erst im September, «bei den Italienern ruhen deswegen die Geschäfte, sie haben nicht die gleiche Hektik wie wir», sagt der Sportchef der Basler, die bereits am 24. Juli das erste Meisterschaftsspiel bestreiten. Zum anderen hat sich Doumbia bei Rom nie wirklich durchgesetzt. Der Dritte der abgelaufenen Meisterschaft hätte ihn lieber definitiv abgegeben und prüfte deswegen Angebote, die es für den Stürmer offenbar gegeben hat.
Dass Rom und Doumbia nie wirklich zusammenpassten, führt Heitz auch auf eine überschnelle Aneinanderreihung von Ereignissen zurück. Doumbia kam 2015 im Februar als Sieger des Afrika-Cups direkt in die italienische Hauptstadt, habe einmal trainiert und sei gleich eingesetzt worden, «das kam nicht gut», sagt Heitz.
Doumbia wurde ein halbes Jahr später ausgeliehen zu ZSKA Moskau, von wo er gekommen war, kehrte im Dezember nach Rom zurück und wechselte im Januar leihweise zu Newcastle in die Premier League. Weil die russische Liga zwischen Dezember und März ruht, kam Doumbia fast ohne Training in den laufenden Mannschaftsbetrieb von Newcastle. «Und in England gibt es kaum Marge», sagt Heitz, «wir hingegen können uns ein wenig mehr Zeit lassen. Seydou Doumbia muss nicht im Testspiel am Freitag gegen 1860 München auf dem Platz stehen und fünf Tore schiessen.»
Als Seydou Doumbia bei YB spielte, war Renato Steffen noch nicht in der höchsten Spielklasse angekommen. Seit Dienstag sind die ehemaligen Berner beim FC Basel vereint. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Mit dem Leihgeschäft nach Basel geht die AS Rom einen Kompromiss ein. Denn setzt sich Doumbia in der Super League nochmals durch, dann ist die definitive Übernahme das wahrscheinlichste Szenario. Dass er es kann, hat Doumbia in den Saisons 2008/09 und 2009/10 bei den Young Boys bewiesen.
In beiden Spielzeiten gewann Doumbia mit 20 respektive 30 Treffern die Torschützenkrone, und bei seiner Ankunft im Kreise des FC Basel sagt er auf fcb.ch bereits: «Warum soll ich diese Werte nicht übertreffen?» Bei YB traf er bei 79 Einsätzen in allen Wettbewerben 58 Mal und wurde innert kürzester Zeit zu einer YB-Legende. Erst noch vor wenigen Wochen diskutierte das äusserst unterhaltsame Radio Gelbschwarz darüber, wer denn nun der grössere YB-Spieler sei: Guillaume Hoarau, aktuell bei den Bernern, oder Doumbia, inzwischen 33-facher Nationalspieler der Elfenbeinküste.
Vielleicht ändert der Wechsel zum Meisterschaftskonkurrenten aus Basel die gelbschwarze Wahrnehmung und die Antwort lautet ab sofort: Hoarau. Aber an Doumbias damaligem Stellenwert für die Berner, die in der zweiten Saison des Stürmers den Titel erst im letzten Spiel an die Basler abgeben mussten, ändert das nichts.
Basel kompensiert Verlust von «Dynamik und Schnelligkeit» durch Embolos Abgang
Als Doumbia, der vor seinem Engagement in der Schweiz bei seiner ersten Auslandstation in Japan gespielt hatte, nach Moskau wechselte, spülte das den Young Boys weit über zehn Millionen Franken in die Kasse. Und auch für die Russen hatte sich der Transfer gelohnt: In insgesamt 150 Spielen erzielte Doumbia 95 Tore, die Partien als späterer Leihspieler mitgezählt.
Vor allem in der Champions League überzeugte Doumbia: 13 Treffer in 21 Einsätzen mit den Moskauern sind ein Versprechen für die Gruppenphase, die für den FC Basel im September beginnt. Der Rechtsfuss soll dann die Lücke füllen, die Breel Embolos Umzug in das Ruhrgebiet zu Schalke 04 hinterlässt: «Wir verlieren mit Breel einiges an Dynamik und Schnelligkeit, da mussten wir handeln», sagt Sportchef Heitz.
Doumbia kann als Sturmspitze oder als beidfüssiger Flügel sowohl auf links als auch auf rechts spielen. Die Position ganz vorne ist mit Doumbia, Marc Janko, Andraz Sporar und Nicolas Hunziker besetzt. Nun braucht der FCB noch einen Mann für die Innenverteidigung. Und vielleicht haben die Verantwortlichen auch diese Verpflichtung bereits vor Jahren mit einer scherzhaften Aussage eingefädelt.
Eine erste Kostprobe von Doumbias Dynamik. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)