Volles Haus, spannende Ausgangslage – im Spitzenspiel der Super League am Sonntag im St.-Jakob-Park (16.00 Uhr) gibt es viel zu gewinnen – und auch zu verlieren.
War es ein Zeichen? Oder bloss ein Soundcheck? Jedenfalls dröhnte die Hymne der Champions League am Freitagmittag durch den menschenleeren St.-Jakob-Park. Zwei Tage vor dem Spitzenspiel der Super League zwischen dem FC Basel und den Grasshoppers, das so viele Menschen ins Stadion lockt wie schon lange nicht mehr. 35’000, 36’000 könnten es nach dem Run auf die Tickets im Vorverkauf werden.
Die Melodie aus der Champions League passt durchaus, denn das Gipfeltreffen des Titelverteidigers und Tabellenführers sowie den vier Punkte von ihm getrennten Zürchern ist quasi ein Qualifikationsspiel zur europäischen Königsklasse. Der Meister wird direkt in die Gruppenphase einziehen dürfen, verbunden mit garantierten Einnahmen um die 20 Millionen Franken; der Zweite er Super League geht zwar auch nicht leer aus, hat aber die hohe Hürde der Playoffs gegen ein Schwergewicht aus den grossen Ligen vor sich.
Wie auch immer: Es steht viel auf dem Spiel. Für den FC Basel noch ein bisschen mehr als für den Grasshopper Club. Den Titel noch aus der Hand zu geben, in einer Saison, in der er vielleicht nicht immer herzerwärmend auftrat, aber von bis dato 30 Spielen lediglich eines verloren hat, würde schmerzen. Den fünften Titel in Serie zu verspielen, diese historische, von noch keinem anderen Club in der Geschichte des Schweizer Fussballs erreichte Rekordmarke zu setzen, wäre eine eine grosse Enttäuschung – zumal, wenn man dadurch einem Erzrivalen, dem Rekordmeister GC, den Weg zu Titel und direktem Zugang zur Champions League ebnen würde.
Heuslers Botschaft: «Mit dem Anspruch, gewinnen zu wollen»
Das ist keine schöne Vorstellung für Bernhard Heusler, bei dem eine grosse Vorfreude auf eine stimmungsvolle Atmosphäre im Joggeli herrscht. Und der FCB-Präsident wünscht sich eine FCB-Mannschaft mit «klarem Ziel». Nach drei Unentschieden zwischen dem FCB und GC in der laufenden Saison, nach total 14 Remis in den bisherigen 30 Runde, lautet seine Botschaft an Trainer und Spieler: «Wichtig ist, dass alle mit dem Selbstverständnis in diese Partie gehen, gewinnen zu wollen. Das muss unser Anspruch sein.»
Der Trainer hört diese Worte wohl. Es ist ja nicht so, dass Murat Yakin verborgen bliebe, dass es unabhängig von einer mit etlichen sportlichen Höhepunkten gesäumten Saison Unzufriedenheit gibt. Nach dem verlorenen Cupfinal steht er noch mit leeren Händen da, und dem Publikum dürstet nach einem Erfolgserlebnis und nicht nach dem 15. Unentschieden, mit dem sich der FCB die Grasshoppers immerhin vom Leib halten würde.
Yakin polt auf Angriff: «Alles andere werden mir die Zuschauer nicht verzeichen»
«Ich schicke Mannschaft sicher nicht aufs Feld raus, um unentschieden zu spielen», sagte Yakin am Freitag. Nicht zum ersten Mal. Und dennoch wird ihm immer wieder vorgehalten, im Zweifelsfall auf Ergebnissicherung zu setzen. Dass er am Sonntag sein von 52 Saisonspielen geschlauchtes Team – zum Vergleich: GC hat 14 Partien weniger bestritten – auf Angriff und Sieg polen wird, dass hat Yakin mit einem vielsagenden Augenaufschlag angekündigt: «Alles andere werden mir die Zuschauer nicht verzeihen.»
Yakin spürt also, was auf dem Spiel steht – auch für ihn persönlich. Sechs Tage nach dem Cupfinal betrachtet er die Niederlage als verdaut. Er wird in seiner Aufstellung für den GC-Match das tun, was er schon die ganze Zeit tut, seit er Cheftrainer beim FCB ist: kompensieren. Verletzte Spieler kompensieren, angeschlagene, gesperrte, noch nicht wieder zu hundert Prozent fitte Spieler kompensieren.
Captain Marco Streller, Fabian Schär, Taulant Xhaka und Philipp Degen, allesamt verletzt, kann er nicht in seine taktischen Überlegen einbeziehen. In der Innenverteidigung ist entweder mit Arlind Ajeti für den gesperrten Gaston Sauro zu rechnen – oder mit Fabian Frei. Im Offensivbereich dürfte Matias Delgado zum Handkuss kommen, jedenfalls wird Yakin kreative Kräfte auf den Platz bringen müssen, um seine Ankündigung umsetzen lassen zu können.
Skibbe denkt schon mal an eine Gratulation
Während GC-Trainer Michael Skibbe, der auf den gesperrten Toko und den verletzten Ben Khalifa verzichten muss, den Basler im Falle eines Sieges bereits zur Meisterschaft gratulieren will, wäre Yakin selbst bei sieben Punkten Vorsprung und fünf ausstehenden Spielen vorsichtig: «Ob ein Punkt Vorsprung, vier oder sieben – deshalb muss man seine Arbeit trotzdem machen. Schon das nächste Spiel in St. Gallen wird ein extrem hartes werden.»