Zwei Entdeckungen gab es beim 3:0 des FC Basel in St. Gallen: ein Torhütertalent, das unvermittelt zum Debüt bei den Rotblauen kam, und einen als Verteidiger verkappten Goalgetter. Weil der eigentliche Knipser auch noch traf, kam ein eindrücklicher Auswärtssieg zustande.
Djordje Nikolic | Torhüter
Weil Stammgoalie Tomas Vaclik unpässlich war, erfuhr Nikolic am Morgen des Spieltages vom Trainer, dass er sich für sein Debüt im FCB-Dress parat machen sollte. Lediglich zwei Spiele mit der U21 in der 1. Liga und fünf Einsätze bei Testspielen der ersten Mannschaft hat der vergangenen Sommer aus Serbien verpflichtete Torhüter hinter sich, und zupass kam ihm, dass er in der Länderspielpause zwei Partien mit der U20-Nationalauswahl bestreiten konnte. Seine Nervosität drückte sich darin aus, dass er nach zehn Sekunden bei einem Rückpass auf dem feuchten Rasen ausrutschte. Dann stellte der 1,95-Meter-Hüne, der am 13. April 20 Jahre alt wird, sein Talent unter Beweis. Er bekam zwar nicht viel zu halten, dafür war er stets im Spielaufbau mit eingebunden, zeigte, dass er den Ball mit beiden Füssen kontrollieren kann, strahlte Ruhe aus, wenn er hohe Bälle aus dem Sankt-Galler Nachthimmel pflückte, und in der 89. Minute bedurfte es seiner Grosstat, um gegen Yannis Tafer zu parieren und damit die weisse Weste in seinem Debütspiel nach Hause zu bringen.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Hat seine Hochform prima über die Länderspielpause hinweg konserviert. Defensiv kaum gefordert, ging er seiner zweiten Leidenschaft nach – dem Offensivdrang. Blitzsauber, wie er nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung blieb, den Ball zurückeroberte und ihn Steffen in den Lauf legte vor dem 2:0. Auch nach dem Seitenwechsel ein Aktivposten, legte er Elyounoussi noch eine gute Chance für einen vierten Treffer auf.
Blas Riveros | linker Aussenverteidiger
Lange ist es her, dass der Paraguayer in der Startelf stand: am 3. Dezember bei der bisher einzigen Niederlage gegen YB war das. Dass ihm in der Zwischenzeit etwas Rhythmus abhanden gekommen ist, verwundert nicht weiter. Riveros konzentrierte sich auf defensive Stabilität, bekam es meistens mit Tafer und dem früh ausgewechselten Aratore zu tun und liess nichts anbrennen. Nach vorne legte er sich Zurückhaltung auf und stellte die Offensivbemühungen nach der Pause fast gänzlich ein.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Ein sehr souveräner Auftritt des Abwehrchefs, der am vergangenen Mittwoch 29 geworden ist. Wenn die Sankt Galler sich mal dem Basler Tor annäherten, antizipierte er richtig und liess so kaum Gefahren entstehen. Bei den beiden Toren aus ruhenden Bällen war Suchy mittendrin: erst in Abseitsstellung, dann mit einer Kopfballverlängerung zu Akanjis zweitem Treffer.
Manuel Akanji | linker Innenverteidiger
Dass er ein Defensivspieler mit tollen Anlagen ist, wusste man in Basel schon, bevor er sich vor einem Jahr die schwere Knieverletzung zuzog. Nun zeigt er bei seinem verheissungsvollen Comeback noch eine zusätzliche Qualität: Seinem Premierentor gegen Lausanne (19. Februar) liess er in St. Gallen einen Doppelpack folgen. Erst auf einen Freistoss von Zuffi, dann auf einen Eckball von Delgado traf Akanji und liess sich hinterher von Mitspielern und Fans feiern: «Passiert ja auch nicht so oft», sagte er mit breitem Grinsen und meinte sich an zwei Tore in einem Spiel bei den D-Junioren erinnern zu können. Auch seine eigentliche Aufgabe als zentraler Verteidiger erledigte Akanji übrigens ohne Fehl und Tadel.
Taulant Xhaka | defensiver Mittelfeldspieler
Ein Spiel ohne grosse Szenen, dafür aber mit grosser Präsenz über den gesamten Platz. War massgeblich mitverantwortlich dafür, dass die Gastgeber im Zentrum keine Luft zum Atmen fanden, und dafür war Xhaka kein Weg zu weit und sich für keinen Meter Laufarbeit zu schade.
Luca Zuffi | defensiver Mittelfeldspieler
Der Herr über die ruhenden Bälle. Zirkelte einen Freitstoss Akanji auf den linken Fuss zum 0:1. Ein weiterer Zuffi-Corner und ein Kopfball Akanjis hätte beinahe das 0:4 bedeutet, was dann vielleicht ein bisschen zu viel des Guten gewesen wäre. Dann verfehlte erst eine mutige Volleyabnahme aus über 20 Metern das Ziel, noch knapper war es bei einem direkten Freistoss aus zentraler Position, und den Arbeitstag rundete der sich in prächtiger Form zeigende Zuffi ab mit einer Rettungstat am eigenen Strafraum gegen Salihovic.
Matias Delgado | offensiver Mittelfeldspieler
Nicht der unwiderstehliche spiritus rector bester Tage, aber mit guten Momenten wie bei seinem Schuss in der 35. Minute, als sich Lopar gaaanz lang strecken musste. Kurz vor der Pause bereitete Delgado eine Chance für Elyounoussi vor, und nach einer Stunde verpasste er auf fast schon groteske Weise den vierten Treffer: Von Steffen freigespielt, schoss Delgado aus kurzer Distanz den sich verzweifelt in die Schussbahn werfenden Hefti an. Nach 74 Minuten machte Delgado für Fransson Platz.
Renato Steffen | rechter Flügelspieler
Die Flanke auf Janko zum 0:2 und das Solo und der Rückpass für Delgados Grosschance waren die besten Szenen des emsigen Steffen. Völlig unverständlich und unnötig obendrein war sein beinhartes Einsteigen gegen Haggui in der 27. Minute, für das er mit einer gelben Karte gut bedient war. Weils die vierte war, ist Steffen im nächsten Spiel gesperrt. Ausgerechnet im Prestigeduell gegen YB, seinen Ex-Club.
Mohamemd Elyounoussi | linker Flügelspieler
Die Leichtigkeit des Jahresbeginns ist irgendwie dahin. Der Norweger beschäftigt zwar immer mehrere Gegenspieler, die Klarheit in seinen Aktionen geht ihm jedoch derzeit ab. Versuchte in der ersten Halbzeit, Lopar mit einem Lupfer zu überlisten, schrammte kurz vor Schluss knapp am 0:4 vorbei, und das war es dann auch schon mit nennenswerten Aktionen.
Marc Janko | Angriffsspitze
Erhielt den Vorzug vor Doumbia und Sporar und zahlte das Vertrauen des Trainers zurück. Holte den Freistoss vor dem ersten Tor heraus und war wenig später mit einem Kopfball für das 0:2 besorgt. Wer sich fragt, warum Janko den Übernahmen «Strafraum-Kobra» trägt, wird es in dieser Szene verstehen: Schüttelte Gegenspieler Haggui ab, schnellte mit der Stirn in Steffens Hereingabe und lenkte die Kugel via Innenpfosten ins Tor. Macht den zwölften Saisontreffer (elf in der Liga).
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Davide Callà | Flügelspieler
Ersetzte in der 67. Minute Steffen und fügte sich nahtlos in den souveränen Auftritt des alten und neuen Meisters ein.
Alexander Fransson | Mittelfeldspieler
Kam in der 74. Minute für Delgado und konnte einer Partie, die entschieden war, keine nenenswerte Impulse mehr geben.
Andraz Sporar | Angriffsspitze
Wurde in der 82. Minute für Janko eingewechselt und war zu kurz im Einsatz für eine Bewertung. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass er beinahe sein erstes Tor für den FCB erzielte. Seinem (schönen) Abschluss in der Schlussminute verweigerte der gute polnische Schiedsrichter die Anerkennung wegen Abseits. Dabei ging es ähnlich knapp zu wie beim 0:1, womöglich stand Sporar nicht in strafbarer Position, aber so glichen sich unter dem Strich die strittigen Szenen aus.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,7
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Gaber, Hoegh, Doumbia