Ein deutliches Basler Lebenszeichen

Dem FC Basel gelingen erstmals in dieser Saison in einem Ligaspiel vier Tore. Das bringt ihm einen 4:1-Sieg gegen den FC Sion ein. Ein Erfolgserlebnis, das die Basler gut gebrauchen können.

Die Freude wehrte nur kurz: Philipp Degen jubelt über sein Führungstor gegen den FC Sion, der keine zwei Minuten später ausglich. (Bild: Reuters/RUBEN SPRICH)

Dem FC Basel gelingen erstmals in dieser Saison in einem Ligaspiel vier Tore. Das bringt ihm einen 4:1-Sieg gegen den FC Sion ein. Ein Erfolgserlebnis, das die Basler gut gebrauchen können.

Der Schrei sagte eigentlich alles über die Situation beim FC Basel. «Geht ja!» Es war Alex Frei, der das Motto des Abends nach dem 4:1-Sieg über den FC Sion in den Kabinengang im Bauch der Muttenzerkurve brüllte. Geht ja, wollte heissen: Der FCB kann doch noch gewinnen – und dabei sogar noch ziemlich guten Fussball spielen.

Es war allerdings auch an der Zeit gewesen für die Basler, wieder einmal einen Sieg einzufahren. Das Cupspiel gegen das bescheidene Amriswil ausgeklammert, hatten sie vor der Partie gegen den FC Sion in sechs Spielen nur gerade drei Tore erzielt und dementsprechend drei Unentschieden und drei Niederlagen eingefahren.

Auch nach den ersten 45 Minuten der Begegnung mit den Wallisern deutete erst wenig darauf hin, dass sich etwas am ratlosen Eindruck ändern könnte, den die Basler seit dem 18. August und dem 2:0-Heimsieg über Lausanne hinterlassen hatten.

Die Führung schnell hergeschenkt

1:1 stand es gegen Sion zur Pause im mit knapp 28’000 Zuschauern gefüllten St.-Jakob-Park. Und das Spiel war bis dahin abgelaufen, wie eigentlich immer in dieser Basler Baisse: Der FCB hatte meistens den Ball, aber die guten Chancen, die hatte der Gegner. Und kaum hatten sich die Rotblauen in der 42. Minute zur Führung durch Philipp Degen gearbeitet, da schenkten sie sie auch schon wieder her.

Genk locker im Cup weiter

Racing Genk, Donnerstag kommender Woche in der Europa League in Basel zu Gast (19.00 Uhr, St.-Jakob-Park), hat sich im belgischen Pokalwettbewerb auswärts beim drittklassigen Royale Union Saint-Gilloise mit 6:0 (4:0) durchgesetzt. Für die Europa League hat der FC Basel 10‘000 Ticketpakete abgesetzt. Seit Montag läuft der freie Verkauf. (cok)

Degen, der sein erstes Ligaspiel seit dem 21. Juli bestritt, hatte gedankenschnell nach einem von Arnaud Bühler ungenügend abgewehrten Basler Freistoss von Valentin Stocker zum 1:0 getroffen. Keine 120 Sekunden später war es Gennaro Gattuso, der aus rund acht Metern einschieben durfte. Der Sittener Captain mag sich Weltmeister nennen dürfen, für die sonst starken Cabral und Aleksandar Dragovic war das in dieser Szene trotzdem kein Grund, ihm grössere Aufmerksamkeit zu schenken.

Kurz: Die Basler schienen in jenem wenig erfolgsversprechenden Fahrwasser zu verweilen, in dem sie sich seit der 60. Minute aus dem Hinspiel gegen Cluj befanden. Vorne zu ungenau und hinten zu unkonzentriert.

Heiko Vogels Pausenansprache war etwas lauter als sonst

Doch dann kam es doch noch, das Basler Aufbäumen gegen den Status quo. Heiko Vogel hatte der Mannschaft zur Pause seine Unzufriedenheit kund getan. «Ich wurde etwas lauter», sagte der FCB-Trainer nach dem Spiel zu seiner Ansprache, «weil mir die Leidenschaft gefehlt hat.»

Nach dieser Standpauke habe es für das Team «nur noch eine Richtung gegeben: vorwärts», erzählte danach Philipp Degen. Der hatte massgeblichen Anteil daran, dass die Stimmung nach dem Schlusspfiff auf Basler Seite gelöst war wie zuletzt kaum einmal. In der 56. Minute traf der Mann zum zweiten Mal, der doch eigentlich als Verteidiger auf dem Feld stand. Und das mit einem wunderbaren Volleyschuss aus wenigen Metern nach Alex Freis Flanke.

Zuvor hatte Basel einen letzten Schreckmoment zu überstehen gehabt, als Goalie Yann Sommer den Ball eigentlich unbedrängt im eigenen Sechzehner dem Sittener Angreifer Leo zuspielte. Doch der Brasilianer schien ob des plötzlichen Geschenks derart überrascht, dass er den Ball lieber dem Basler Cabral zuspielte als seinem auf dem Elfmterpunkt frei stehenden Teamkollegen Kyle Lafferty.

«Es war vielleicht nicht der Matchball für uns, aber eine Situation, die das Spiel zu unseren Gunsten wenden kann», brummte Sittens neuer Trainer Michel Decastel nach dem Spiel mit seiner Stimme, die Serge Gainsbourg zur Ehre gereicht.

Sauthiers Verletzung spielte dem FCB in die Karten

Danach bekamen die Basler die Begegnung komplett in den Griff. Wobei sie auch von Anthony Sauthiers Ausscheiden profitierten. Der Rechtsverteidiger hatte sich ohne Fremdeinwirkung verletzt, was Decastel zu Umstellungen zwang.

Decastel, die Nummer 26 in der langen Reihe von Trainern unter Sion-Präsident Christian Constantin, stellte den zentralen Mittelfeldspieler Serey Die nach hinten rechts. Doch das sollte sich nicht bewähren. Kaum war die Umstellung vorgenommen, fiel der erneute Basler Führungstreffer. Exakt von jener Stelle aus vorbereitet, wo zuvor Sauthier verteidigt hatte.

Mit diesem Tor schien den Baslern eine Zentnerlast von den Schultern zu fallen. Keine Sekunde dachten sie danach an ein Verwalten dieses knappen Vorsprungs. Und dieses Nachsetzen brachte dem Team nicht nur die Tore durch Valentin Stocker und Gaston Sauro zum 4:1-Endstand ein, sondern auch das Sonderlob des Präsidenten.

Die Anspannung beim FCB-Präsidenten

Bei dem war «die Anspannung vor dem Spiel gross» gewesen. Um so erfreuter war Bernhard Heusler darüber, «dass die Spieler nach dem 2:1 weiter attackiert haben. Es war wichtig, vor dem eigenen Publikum so ein Spiel zu zeigen.»

Ein Spiel nämlich, in dem der FCB endlich wieder einmal eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legte. Von «brillantem Forechecking» schwärmte Trainer Vogel danach und von einer insgesamt «furiosen» zweiten Halbzeit. Darauf, dass das nun der vielzitierte Befreiungsschlag gewesen war, mochte er danach trotzdem nicht wetten: «Ich glaube nicht an Wunder. Aber die zweite Halbzeit kann uns Schub verleihen.»

Und den kann der FCB weiterhin gut gebrauchen. In der Tabelle liegen die Basler weiterhin respektable sieben Punkte hinter Leader St. Gallen. Und darum sagt Heiko Vogel auch: «Unser Blick gilt nicht der Tabelle, sondern unserem Spiel. Wenn wir da gut arbeiten, kommt die Spitze von alleine.»

Super League, 10. Runde
FC Basel–FC Sion 4:1 (1:1)
St.-Jakob-Park. – 27‘575 Zuschauer. – SR Alain Bieri.

Tore: 42. P Degen 1:0 (trifft aus neun Metern mit rechtem Aussenrist auf einen von Bühler zu kurz abgewehrten Stocker-Freistoss).
44. Gattuso 1:1 (Flachschuss aus acht Metern auf Vorarbeit von Leo und Lafferty).
56. Philipp Degen 2:1 (eine weite Flanke von Alex Frei nimmt Degen, halb rechts im Strafraum positioniert, einfach mal mit rechts volley – und haut den Ball unter die Latte).
74. Stocker 3:1 (ein Doppelpass mit Streller, der mit der Sohle zurücklegt auf Stocker, der mit überlegtem Schuss aus 14 Metern hoch ins Tor trifft).
80. Sauro 4:1 (Kopfball nach Freistoss Diaz).
Verwarnungen: 39. P. Degen (Unsportlichkeit; angebliche Schwalbe), 42. Bühler (Foul), 74. Stocker (Unsportlichkeit, übertriebener Torjubel), 85. Wüthrich (Foul), 87. Darragi (Foul).

FCB: Sommer; P. Degen (87. Steinhöfer), Sauro, Dragovic, Voser; Salah, Diaz, Cabral, Stocker (81. D. Degen); A. Frei, Streller (77. Zoua). – Reserve: Vailati (Tor), Park, Schär, F. Frei.
FC Sion: Vanins; Sauthier (55. Basha), Aislan, Dingsdag, Bühler; Margairaz (64. Darragi), Gattuso, Serey Die, Crettenand; Leo, Lafferty (81. Wüthrich). – Reserve: Fickentscher (Tor), Kololli, Goncalves, Adao.

Bemerkungen: FCB ohne Yapi, Vuleta (verletzt); Sion ohne Vanczak, Mrdja, Andre Marques, Manset (verletzt).

 

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