Ein Königreich für mehr Spannung

Der FC Basel gewinnt in der sechsten Runde auswärts gegen den FC Thun mit 3:0. Die frühen Tore erzielen Michael Lang (4. Minute), Marc Janko (13.) und Luca Zuffi (19.). Weil früher am Nachmittag sowohl der FC Luzern als auch die Young Boys verlieren, hat der Meister sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger.

Sechster Sieg im sechsten Spiel: Der FC Basel dominiert in Thun Ball (v.a. Luca Zuffi) und Gegner.

(Bild: Keystone/TagesWoche)

Der FC Basel gewinnt in der sechsten Runde auswärts gegen den FC Thun mit 3:0. Die frühen Tore erzielen Michael Lang (4. Minute), Marc Janko (13.) und Luca Zuffi (19.). Weil früher am Nachmittag sowohl der FC Luzern als auch die Young Boys verlieren, hat der Meister sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger.

Bereits nach wenigen Minuten galt der grösste Teil der Aufmerksamkeit nicht mehr dem grünen Plastik unten in der Stockhornarena. Die Zuschauer beobachteten längst die Segelflugzeuge, die wenige Dutzend Meter über dem Stadion kreisten, sie spähten durch den kleinen Spalt, der einen Blick auf die Basler Ersatzbank ermöglichte, wo Matias Delgado sich mit den Zähnen der Pflege seiner Fingernägel widmete. Oder sie verfolgten auf ihren mobilen Geräten den Schlussgang des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests, wie beispielsweise der Junge im ausgetragenen FCB-Trikot mit dem Schriftzug des fast vergessenen Yoichiro Kakitani.

Von all diesen Nebenschauplätzen hatte das Schweizer Fernsehen nichts, höchstens die kleine Geschichte, dass beim FC Thun auf der Abwehrseite der Bruder des Schwingerkönigs Glarner Matthias spielte. Und auch wenn sich das Gros der TV-Zuschauer das Geschehen auf dem Sägemehl in Estavayer in die Stube holte, so hätte sich die nationale Sendeanstalt doch gewünscht, dass diese sechste Runde der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Thun ein wenig mehr Spannung beinhalten würde. Zusammengefasst war das Match: ganz und gar nicht spannend.

Das Ungemach für den neutralen Zuschauer begann bereits in der vierten Minute: Taulant Xhaka dreht einen Eckball zum Tor hin, dort stand Michael Lang und köpfelte das Spielgerät an Thuns Torhüter Guillaume Faivre vorbei.

Zuffis Ball – wie ein Golfer aus dem Bunker

Noch unter der Woche hatte Urs Fischer über die steigende Wichtigkeit der stehenden Bälle im Fussball unserer Tage philosophiert. Seine Spieler legten dafür fakultative Extraschichten ein, hatte der Trainer gesagt. Und gut 48 Stunden später war dieses Mittel für zwei der drei Tore verantwortlich.

Den dritten Treffer erzielte Luca Zuffi mit einem Freistoss aus 18 Metern. Der defensive Mittelfeldspieler hob den Ball dabei etwa so über die Mauer, wie ein Golfer sich aus dem Sandbunker befreit: mit einem sanften Schlag unter den Ball, mit dem Innenrist dieses linken Fusses, der in der noch jungen Saison bereits wieder zwei Tore vorbereitet und ebensoviele selbst geschossen hat.



Der Basler Mohamed Elyounoussi, rechts, stoppt den Ball im Super League Fussballspiel zwischen dem FC Thun und dem FC Basel, am Sonntag, 28. August 2016, in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTONE/Manuel Lopez)

Mohamed Elyounoussi (Nummer 24) bei einer seiner vielen guten Aktionen. Nur ein technisches Kunststück misslingt ihm, was ihm vielleicht eine kleine Portion Extra-Kritik einbringt. (Bild: Keystone/MANUEL LOPEZ)

Zwischen Langs erstem Tor und Zuffis Treffer in der 19. Minute erzielte Marc Janko das 2:0. Mohamed Elyounoussi, einer der besten Basler an diesem heissen Nachmittag vor 5793 Zuschauern, kam nach mehreren Versuchen mit seinem Chip endlich einmal hinter die Thuner Abwehr, wo Janko mit zwei Berührungen verwertete.

Urs Fischers Kritik – trotz klarem Sieg

Die Thuner hatten ihrerseits eine Vielzahl an Möglichkeiten. «Aber wir machen die eben nicht, das ist der Unterschied zwischen uns und dem FC Basel», sagt Thuns Trainer Jeff Saibene. Thun hätte mehrmals die Chance gehabt, diesem Spiel die Spannung zurückzugeben, denn abgesehen von den Toren ist die Geschichte der Basler Leistung längst erzählt.

Keine Möglichkeiten mehr gab es in Halbzeit zwei. Und der Trainer des Meisters, der im Vergleich zum Spiel gegen Lugano vier Neue in die Startaufstellung genommen hatte, musste zum wiederholten Male auch nach einem klaren Erfolg zur Kritik ansetzen: «Ich freue mich unheimlich, wie wir in diese Partie gestartet sind. Aber dass wir nach den drei Toren den Betrieb eingestellt haben, das wurmt mich.»

Der Trainer sparte sich die anprangernden Worte für nach dem Spiel auf. Denn während der Partie schien es eher, als sei es Fischer auch nicht ganz klar, wie man mit diesem klaren Vorsprung nach gerade mal knapp 20 Minuten umgehen soll. In den zusätzlich angeordneten Trinkpausen stand Fischer beinahe verloren auf dem Platz, wem sollte er auch etwas mit auf den Weg geben angesichts des deutlichen Resultats?

Mit Xhaka, später für Alexander Fransson ausgewechselt, gab es einen kurzen Wortwechsel; mit Janko eine Flachserei und einen Klaps auf den Hintern. Viel mehr zu kommunizieren gab es nicht in dieser spannungsarmen Partie.

Liebe Super League…

Zu allem Übel der neutralen Betrachterin kommt, dass nicht nur die Partie in Thun keine Dramen bot, sondern auch in der Liga die grosse Langeweile droht, noch bevor das erste Viertel gespielt ist. Früher am Nachmittag verloren der FC Luzern auswärts gegen den FC St. Gallen mit 0:3 und die Young Boys mussten sich mit 1:4 den Grasshoppers geschlagen geben.

Der FC Basel führt die Super League nach sechs Runden mit sechs Punkten Vorsprung auf die Luzern an. Zwischen dem Meister und dem designierten Herausforderer Young Boys liegen bereits neun Zähler. Und über die Tordifferenz dieser drei Mannschaften hüllen wir den Mantel des Schweigens.

Deswegen, liebe Super League: Wenn du während der Nationalmannschaftspause irgendwo eine Portion Spannung findest, der neutrale Fussballfan wäre dir dankbar.


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