Ein kraftstrotzender FCB verwandelt gegen YB ein 0:2 in ein 3:2

Der FC Basel zeigt den Young Boys den Meister: Im Spitzenkampf der 20. Runde drehen die Basler einen 0:2-Rückstand. Marco Streller trifft, Marcelo Diaz macht ein Traumtor zum Ausgleich und Fabian Frei verwandelt in der 89. Minute einen zweifelhaften Foulpenalty ungerührt zum Siegtreffer.

Ungerührt vom Elfmeterpunkt: Fabian Frei verwandelt in der 89. Minute zum 3:2-Siegtreffer. (Bild: Meinrad Schön)

Der FC Basel zeigt den Young Boys den Meister: Im Spitzenkampf der 20. Runde drehen die Basler einen 0:2-Rückstand. Marco Streller trifft, Marcelo Diaz macht ein Traumtor zum Ausgleich und Fabian Frei verwandelt in der 89. Minute einen zweifelhaften Foulpenalty ungerührt zum Siegtreffer.

Es hat ein bisschen gedauert, bis der Spitzenkampf Fahrt aufgenommen hat. Was die 27’225 Zuschauer dann im St.-Jakob-Park geboten bekamen, wurde zumindest was die Dramaturgie anbelangt den Ansprüchen an ein solches Spiel gerecht.

Am Ende blieb – zumindest aus Basler Perspektive – kein Wunsch offen. Mit dem Sieg hat der FCB seinen vielleicht grössten Konkurrenten in diesem Frühjahr erst einmal um fünf Punkte distanziert. Zudem erlitt der FC Luzern mit der 1:2-Niederlage in Thun einen weiteren Rückschlag.

Bickel wird auf bittere Art bestätigt

Und auch wenn es immer so schön heisst, dass in der 20. von 36 Runden noch nichts entschieden wird, so gab der Vergleich Basel-Bern doch einige Hinweise für den Titelkampf. YB-Sportdirektor Fredy Bickel etwa wurde auf bittere Weise bestätigt in seiner Ansicht, dass die in der Winterpause noch einmal verstärkten Young Boys im Kopf noch nicht bereit seien für den Titel – oder zumindest noch nicht so weit wie Basel.

Mentale Stärke zeichnete einmal mehr den FCB aus. Wie er aus dem 0:2 zurückkam war zwar nicht brillant, aber kraftvoll. Und voller Entschlossenheit. Auch, weil sich die Basler benachteiligt fühlten von Schiedsrichter Nikolaj Hänni.

Die Rolle des Schiedsrichters

Murat Yakin regte sich noch nach dem Spiel «fürchterlich auf» über den Unparteiischen. Der Höhepunkt war, als der Hänni in einen Querpass von Fabian Frei lief, diesen in die Berner Füsse ablenkte und so den Gegenstoss einleitete, den Alexander Gerndt mit einem trockenen Flachschuss zum 0:2 nutzte.

Bis dahin war der FCB zwar dominant (66 Prozent Ballbesitz in der ersten wie auch in der zweiten Halbzeit), aber im Abschluss nicht gut gewesen. Fabian Frei scheiterte an Yvon Mvogo, Gaston Sauro vergab eine gute Kopfballchance, und als Frei allein aufs YB-Tor zulief, schloss er ab.

Die Berner kamen ähnlich wie beim zweiten Tor günstig zur Führung: Bei einem Freistoss, den Fernando Bertone aufs kurze Eck zirkelte, öffnete Matias Delgado die Zweiermauer mit Kay Voser auf fast schon dilettantische Art und machte den Weg somit frei für Bertones 22-Meter-Ball.

Fabian Frei ungerührt am Elfmeterpunkt

Schliesslich spielte der Schiedrichter noch einmal eine unrühmliche Rolle: Der Zweikampf von Milan Vilotic mit Marco Streller in der 88. Minute war alles, aber letztendlich nicht elfmeterreif. Da hätte Hänni schon eher ein paar Minuten zuvor auf Penalty entscheiden können, als der eingewechselte Florent Hadergjonaj den FCB-Captain in bester Schwingermanier aushebelte.

Fabian Frei, nach dem Doppelwechsel zur zweiten Halbzeit von der Offensive zurück auf die Sechser-Position gerückt, verwandelte den Elfmeter in der 89. Minute ungerührt. Schon vergangenen Sonntag war Frei mit seinem Treffer zum 2:1 der Matchwinner gewesen, diesmal bedeutete sein dritter Saisontreffer erneut drei wichtige Punkte.

Yakins Wechsel, Diaz’ Traumtor

Zu den Faktoren mit massgeblichem Einfluss auf die Partie gehörten zwei Wechsel, die Murat Yakin zu Wiederbeginn anordnete: Die gelb-belasteten Serey Die und Elneny blieben draussen, dafür kamen die aus Muskelverletzungen zurückgekehrten Valentin Stocker und Marcelo Diaz.

Das Signal war klar: Nach Marco Strellers Anschlusstor kurz vor der Pause erhöhte der FCB im zweiten Durchgang den Druck von Minute zu Minute. Einziges Manko war, dass ausser einer erklecklichen Anzahl an Eckbällen keine ganz klaren Chancen heraussprangen.

Bis zur 80. Minute. Bis zu Scott Sutters verunglückten Abwehraktion, einer Kerze hoch in den Basler Nachthimmel. Der Ball fiel schliesslich Marcelo Diaz 22, vielleicht 23 Meter vor dem Tor auf seinen rechten Fuss. Und er demonstrierte was in diesem – wenn man das so ausdrücken kann – nicht gerade preiswerten rechten Fuss steckt. Die Volleyabnahme des Chilenen, mit dem Vollspann wie von einem Katapult gescheudert, landete hoch im rechten Toreck.

Unhaltbar für den jungen Mvogo, der eigentlich eine gute Figur abgab im YB-Tor, aber schon bei Strellers Anschlusstor vom tückisch aufspringenden Ball geschlagen wurde.

Forte: «Nie und nimmer Elfmeter»

«Es ist bitter», sagte Uli Forte später, nachdem Raphaël Nuzzolo die letzte Chance in der Nachspielzeit an die Querlatte gesetzt hatte, «bitter, wenn man so mit leeren Händen dasteht.» Der YB-Trainer attestierte seiner Mannschaft eine klasse erste Halbzeit und eine zweite, während der sie nur noch verteidigt habe – «das geht nicht, und dann wird auch mal so ein Elfmeter gepfiffen, der nie und nimmer einer war».

Dass sein Sportdirektor mit dem Auftritt in Basel, mit der zweiten Halbzeit vor allem, eine gewisse Bestätigung erhalten hat, weist Forte weit von sich: «Ich sehe null Angst bei meiner Mannschaft oder Anzeichen, dass sie nicht bereit ist.» Bezeichnend, fast ein wenig entlarvend war dann aber doch Fortes Zusatz, dass er mit einem 2:2 zufrieden gewesen wäre.

Der FCB war es eben nicht. Und diese Einstellung der Mentalitätsriesen vom Rhein macht noch immer einen klaren Unterschied zwischen diesen beiden ambitionierten Vereinen und dem Rest der Liga.

15 Basler Spiele ohne Niederlage

Murat Yakin war voll des Lobes und Begeisterung für seine eigene Mannschaft: «Die Jungs sind benachteiligt worden. Genial, wie sie das weggesteckt haben», sagte der FCB-Trainer, «es hat einen Riesenkraftakt gebraucht, aber dafür leben wir und spielen wir Fussball.» Und da Yakin schon beim Verteilen von «Riesenkomplimenten» war, schloss er einen Dank an das Publikum mit ein: «Grossartig.»

Strahlend verliess auch Bernhard Heusler den St.-Jakob-Park: «Man muss auch leiden können, um am Ende solche Freude zu erleben», fasste der FCB-Präsident die 94 Minuten für sich zusammen. 15 Spiele ist der FCB nun in der Meisterschaft ungeschlagen, und es deutet im Moment nichts darauf hin, dass ihm jemand auf dem Weg zum fünften Titel in Folge das Wasser reichen könnte.

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